Ich kann rechnen. Bis 10 mit dem Kopf, größere Summen mit dem Taschenrechner. Rechnen können ist manchmal schlecht. Wenn man sich dann ausrechnen kann, wie viel etwas ist. Als ich in der ersten Grundschulklasse war, bekamen wir als Hausaufgabe auf, 10 Wörter je 10 mal zu schreiben. Als ich nach Hause kam hatte ich fertig gerechnet und erzählte meiner Mutter entsetzt von der in meinen Augen astronomisch hohen Summe. „Mutti, das sind Hundert Wörter.“ Für mich war Hundert astronomisch viel.
Ähnlich geht es mir jetzt. Ich hatte einen Traum – einen Orte am Wasser zu schaffen, an dem Menschen Inpsiration und Hilfe erfahren können. Und ich wollte nicht länger träumen, sondern habe etwas unternommen, um den Traum wahr werden zu lassen. Ich habe mir ein altes Schiff gekauft und mit den Umbauarbeiten begonnen. Es gab Höhen, Tiefen, Entmutigendes und Ermutigendes und jede Menge Rost!
Doch: Seit ich das Schiff gekauft habe und renoviere ist viel geschehen: Der Stahlrumpf des 25 m langen Schiffes wurde entrostet , wo nötig mit neuen Stahlplatten versehen und das Unterwasserschiff gestrichen. Außerdem wurde in den Innenbereichen entrostet, gestrichen, Isoliert. Es kamen neue Fenster und neue Böden ins Schiff. Beim Seminarraum ist die Wandverkleidung auch schon fast fertig. Es war viel Arbeit – etwa 3-4000 Stunden und viel Geld. Doch es ist geschafft.
Jetzt steht der Innenausbau an – und ich fange an zu rechnen. Das mag ein Nachteil sein. Denn wenn ich zusammenrechne, was mich Böden, Wandverkleidung, Elektrik, Lüftung, Duschen, Küche und Außentüren noch kosten werden, trifft mich fast der Schlag und ich klage meinem himmlischen Vater: „Dafür brauche ich ja 50.000 Euro – und 2000 Stunden Arbeitszeit!“
Bei der astronomisch hohen Schreibaufgabe hat meine Mutter mir empfohlen: „Teile es dir in Etappen auf. Schreib erst 5 x 10. Und dann später den Rest.“ Das tat ich…und war nach den ersten 50 Worten so erschöpft, dass ich unter dem Schreibtisch einschlief. Aber später schaffte ich den zweiten Teil – die unfassbar große Herausforderung war gemeistert.
Genauso mache ich es jetzt. Ich versuche, mir das große Ganze in kleine Happen zu unterteilen. 2000 Arbeitsstunden bis Ende Juli – das sind bei 50 Arbeitstagen ca. 40 Stunden pro Tag – oder anders gerechnet fünf Menschen, die 8 Stunden lang mit anpacken. Oder 10, die einen Vormittag oder Nachmittag lang helfen. Das ist ambitioniert, könnte aber zu schaffen sein. Die Berliner Vineyard Bewegung hat im Juni / Juli Besuch von zwei Teams aus den USA und die wollen sie mir gerne einige Tage zum Helfen „ausleihen“ wollen. Die Freunde von Serve the City schicken mir auch oft Helferteams an einem Samstag Nachmittag. Und dann kommen immer wieder einzelne Menschen für ein paar Stunden oder Tage und helfen mit. Es ist viel….und zerteilt in Tageshappen vielleicht machbar.
Und Finanzen: Puh. 50.000 Euro bis Ende Juli sind richtig viel. Anderseits. Andrerseits: Richtig viele Menschen kennen mich. Wenn jeder, der mich kennt, mir 5 Euro schenkt – und vielleicht ein fünf bis 10 Menschen in seinem Umfeld – etwa Familie, Hauskreis oder Jugendgruppe – motiviert, das gleiche zu tun – dann könnte es zu schaffen sein. In den ersten Tagen seit meinem Hilferuf sind über 1000 Euro bei mir angeflattert gekommen….das reicht noch nicht ganz..aber es sind auch noch ein paar Tage hin bis zum Ziel….und eine ganze Reihe von potentiellen Helfern hat sich gemeldet…das ist auch klasse!
Außerdem ist mir Mose sympathisch. Und Gott. Als Die Menschen unter seiner Obhut um abwechslungsreicheres Essen baten – bitten ist nett formuliert, sie meckerten ganz schön rum – ging er zu seinem Gott und sagte, dass er nicht in der Lage sei, diese astronomisch große Menge an Essen aufzutreiben…Er fing an zu rechnen: Woher sollte er auch Tonnen von Fleisch kriegen – mitten in der Wüste. Da gab es höchstens Heuschrecken und Ameisen. Selbst wenn er alle vorhandenen Ressourcen aktivieren würde – es würde hinten uns vorn nicht reichen. Und Gott grinste (so stelle ich mir das zumindest vor) und sagte: „Lass mich mal machen. Da wo du am Ende deiner Rechenkünste bist, fangen meine gerade erst an….ich hab da noch ein paar Ideen….hab n paar schräge Vögel in der Luft, die ich mal ´rüberwandern lassen kann.“ Das ist dann höhere Mathematik.