Das ist kein Beitrag über Fussball – oder zumindest nicht nur. Vor ein paar Tagen ist Deutschland Fussball-Weltmeister geworden – mit einem hart erkämpften 1:0 Sieg über Argentinien. Spektakulärer war kurz zuvor das 7:1 gegen Brasilien. Spektakulär sind die Tore, die Fehlpässe, die Fouls – obwohl ich auf letztere gute verzichten könnte. Weniger spektakulär ist die Aufbauarbeit.
Viele deutsche und ausländische Kommentatoren dieser WM haben es erwähnt, dass der Deutsche Fussballbund seid Jahren intensive Aufbauarbeit und Kinder- und Jugendförderung macht. Die Basis muss stimmen, damit es oben eine gute Spitze gibt. Und dass Jogi Löw diese Mannschaft Schritt für Schritt aufgebaut hat. Trainingslager für Trainingslager. Spiel für Spiel. Übung für Übung. Am Ende hat sich das bezahlt gemacht.
Immer wieder musste ich nach dem Sieg der deutschen Mannschaft immer wieder an ein Zitat denken:
Die meisten Menschen überschätzen, was sie in einem Jahr tun können undunterschätzen, was sie in 7 Jahren tun können. – Bodo Schäfer
Dieses Zitat begleitet mich seit Jahren. Ich bin eine Frau, die Potential sehen kann. Und wie alle Visionäre sehe ich das Ziel klar vor Augen – die Entfernung dahin nicht genauso klar. Ich neige dazu, loszustürmen und dann enntäuscht zu sein, wenn Dinge sich nicht so (schnell) entwickeln, wie ich es erwarte. In den letzten Jahren habe ich es gelernt, das Ziel vor Augen zu behalten – aber die kleinen Schritte wertzuschätzen.
Gelernt habe ich das von einem Coach, der mir mal erzählte, dass er durch mehrere hohe Wellen kilometerweit vom Strand abgetrieben wurde und – als er sah, wie weit draußen er war, vor Schreck einen Krampf in den Armen und Beinen bekam und nur noch seine Hände bewegen konnte. Die setzte er ein, um sich zentimeter um Zentimeter wieder in Richtung Strand zu bewegen. Er blickte bewusst nicht ständig auf das noch weit entfernte Ziel, sondern konzentrierte sich auf das, was er jetzt tun konnte. So wie Sir Edward Hillary, der europäische Erstbesteiger des Mount Everest – zitiert in “Coaching – erfrischend einfach” S. 57.
Wir hatten eine sehr eine sehr einfache Ausrüstung und sehr primitive Klettertechniken. Das Einzige, was wir wirklich gut konnten, war, eine Stufe nach der anderen in Schnee und Eis zu schneiden. In aller Bescheidenheit kann ich sagen, dass wir darin Weltmeister waren, einfach immer die nächste kleine Stufe zu schneiden, die uns erlaubte, den nächsten kleinen Schritt Richtung Ziel zu machen. – Sir Edmond Hillary
Manchmal beneiden andere Menschen mich dafür, dass ich so viele Bücher geschrieben und publiziert habe. Oder dafür, dass ich ein Schiff besitze. Sie vergessen dabei vielleicht, dass 10.000 und mehr Schritte bis zum Ziel nötig waren und sind: Wort für Wort, Zeile um Zeile, Korrektur um Korrektur, Grafik für Grafik entstehen Bücher. Und Zentimeter um Zentimeter, Rostabkratzen um Rostabkratzen, wird das Schiff bewohnbar.
Große Ziele haben: Ja. Unbedingt. Klein anfangen. Unbedingt. Und dann Schritt für Schritt gehen, trotz aller Hindernisse und Rückschläge…bis man das Ziel erreicht hat. Es muss ja nicht unbedingt Weltmeister sein…
Ein schönes Video bringt den Gedanken, dass man klein anfangen und dann weitergehen kann, super zum Ausdruck.