“Was – in der Gemeinde hat noch nie eine Frau gepredigt – und die nehmen als erste dich – mit deiner ganzen Unkonventionalität – nicht eine gesetztere Frau?” Meine beste Freundin sprach mal wieder ziemlich direkt aus, was sie dachte.
Es war tatsächlich so – in dieser modern-konservativen Gemeinde (modern von Musik und Technik her, konservativ von den Traditionen) war es einer Frau noch nie erlaubt worden, sich in einem Sonntagsgottesdienst hinter das Rednerpult zu stellen. Bei Seminaren, in der Jugendgruppe ja – aber nicht im Hauptgottesdienst. Die traditionelle Meinung war. Lehre und Predigt ist Männern vorbehalten.
Diese Tradition überprüfte man, betrachtete die biblischen Aussagen genauer und der Großteil der Leitung kam zu dem Ergebnis: Einige der Bibelstellen, die Frauen das Leiten und Lehren verbieten zu scheinen, sind tendenziös übersetzt oder aus dem Kontext gerissen: die berühmte Stelle mit dem Schweigen der Frau in der Gemeinde befindet sich in einer Passage, wo den unterschiedlichsten Gruppen gesagt wird, sie sollen – zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Kontexten – schweigen. Bei den Frauen bezieht sich das Schweigen auf Fragen, die sie nicht zwischendurch stellen, sondern liebe zu Hause den (damals meist gebildeteren) Mann fragen soll.
Die Gemeinde hatte sich also entschieden, eine Frau sprechen zu lassen – mich. Protest gab es trotzdem. Einige, die mit der Entscheidung nicht einverstanden waren, verließen demonstrativ den Raum, als ich zum Sprechen nach vorne ging. Andere kritisierten hinterher meine Brille, die mein Gesicht verdeckt hat (ich hatte eine Bindehautentzündung und trug ausnahmsweise keine Kontaktlinsen – werden predigende Männer auch für ihre Brillenmode kritisiert?). Oder auch dafür, dass ich kein Power Point verwendet hatte (ähm… hat Paulus Power Point genutzt).
Nichtsdestotrotz: Ich hab´s überlebt. Die Gemeinde auch. Seitdem sind 10 Jahre vergangen. In vielen Christlichen Gemeinden hat man ein wertschätzendes Miteinander zwischen Männern und Frauen gefunden, die gemeinsam ihre von Gott geschenkten Gaben – auch die Gaben von Lehre und Leitung – zum Wohl aller einsetzen. Hat Worte wie Gal. 3, 28, die betonen, dass Christus die herkömmlichen Beurteilungs- und Bewertungskategorien (Rasse, Herkunft, Status, Geschlecht) aufgelöst hat: “in Christus zählt weder Mann-Sein noch Frau-Sein etwas).
An anderen Orten und in manchen Gemeinden hat man noch keine klare Position gefunden. Und manche Frauen suchen nach wie vor für sich den Weg, wie sie sowohl ihre von Gott geschenkten Gaben nutzen, aber auch die Bibel ehren und achten können, die das Ausleben dieser Gaben an manchen Stellen einzuschränken scheint.
Für die Männer und Frauen, die diese Fragen bewegen, habe ich mich in den letzten Monaten noch einmal intensiv mit den ganzen Fragen, Meinungen und Positionen rund um das Thema “Frauen, die leiten und lehren” auseinandergesetzt. Und dann habe ich dazu ein neues Quadro geschrieben:
Starke Frauen. Befreiende biblische Perspektiven.
Mir war wichtig, zuerst einmal deutlich zu machen, wozu es keinen Zweifel gibt. Das Quadro zeigt deshalb zuerst das Viele auf, was klar ist: Dass Gott Männer und Frauen begabt und beauftragt hat, dieser Erde und den Menschen und Geschöpfen auf ihr Gutes zu tun. Sie sollen Gottes liebevolle Herrschaft als seine Gesandten auszubreiten.
Das ist der Auftrag. der beiden Geschlechtern gemeinsam gegeben wurde und den Gott zu keinem Zeitpunkt zurückgenommen oder nur noch einem der beiden Geschlechter anvertraut hätte. Und das, obwohl natürlich manches in beiden Geschlechtern zerbrochen ist und geheilt werden darf.
Klar ist auch, dass es durch die biblische und weltliche Geschichtsschreibung hindurch unzählige Frauen gab, die genau das getan haben. Sie haben die Welt mit ihren Gaben und Talenten und mit ihrem Mut gesegnet – manchmal still im Hintergrund, manchmal vorne dran. Einige der Frauen, die auf ihre Art und Weise geleitet und ihre und unsere Welt geprägt und verändert haben, stelle ich in dem Quadro ebenfalls vor.
Neben dem Vielen, was klar und eindeutig ist, gibt es einiges, was verwirrt und nicht zu passen scheint. Ich bin in dem Quadro auch auf diese schwierigen Stellen eingegangen – manche Spannungen lassen sich relativ leicht auflösen, wenn man den Kontext näher betrachtet. Andere nicht. Das habe ich ehrlich formuliert und stehen gelassen.
Mir hat es gut getan, mich noch einmal intensiver mit all dieser Thematik zu beschäftigen. Es hat mir – neben einigen Fragen, die bleiben – vor allem neu die Klarheit geschenkt. Es kommt nicht so sehr darauf an, welche Chromosomen wir in uns tragen, sondern welchen Herrn!
Soweit in Kürze. Ausführlicher zu all den Themen dann in dem Quadro, von dem ich mir erhoffe, dass es vielen beim Sortieren hilft und Klarheit schenkt.
Mein Tipp:
Bestelle es dir gleich hier – am besten gleich einen 10er Pack– eines für dich und neun zum Verschenken an andere, die sich bei der Fragestellung Klarheit und einen festen Stand wünschen oder es gebrauchen könnten!