Was mein Sparschwein und Wanderameisen mit dem Sinn des Lebens zu tun haben? Nun, das wirst du heute erfahren.
Diesen Blogbeitrag behandelt thematisch das Lebenselement Sinn & Produktivität aus meinem Swing-Konzept der 8+1 Lebenselemente.
In der Bibel heißt es, dass Gott Fruchtbäume schuf, die alle Samen trugen – nach ihrer Art. Für mich ist das ein faszinierendes Bild dafür, dass die Fähigkeit und auch die Sehnsucht, Frucht hervorzubringen, in der Schöpfung angelegt ist. Frucht ist ein Geschenk für andere – die sich davon nähren – sogar über Generationen hinweg. Deswegen haben wir für dieses Lebenselement die Farbe Grün und das Icon der Pflanze gewählt.
Es gibt ja Menschen, die in ihrem Leben keinen Sinn mehr sehen, weil sie verzweifelt, verängstigt oder ratlos sind.
Solche Phasen kenne ich auch – nicht bis zur abgrundtiefen Verzweiflung, aber doch schon ziemlich angeknackst. Zum Beispiel vor drei Wochen
Das Sparschwein
Vor drei Wochen wurde mein Sparschwein gestohlen. Bei mir wurde eingebrochen,. Das Sparschwein mit all dem, was ich in acht Monaten mühsam angespart hatte, war weg. Wenn dieses Sparschwein und die anderen Dinge, die mir geklaut wurden, meinem Lebenssinn ausgemacht hätten, dann wäre mein Leben wie ein Kartenhaus zusammengebrochen. Ist es nicht. Aber traurig war ich trotzdem sehr.
Neben der Trauer über den Verlust und dem Frust, wieder von vorne beginnen zu müssen, waren da auch die Selbstanklagen.
„Ich hätte das Glas nicht im Flur stehen lassen sollen.“ „Wie konnte ich nur so dumm sein…“
Selbstanklagen sind oft ein Weg, Schmerz zu vermeiden. Sich selbst zu beschimpften tut emotional weniger weh, als den Schmerz zu spüren und mit den rauen, verletzen Gefühlen umzugehen. Kurz fühlte es sich sinnlos an, von vorne zu beginnen. Ich spürte Frust.
Doch genau das Spüren und die Reaktion auf die Situation entscheidet, was dann mit dir passiert.
Das gilt selbst dann, wenn die Vorwürfe voll gerechtfertigt sind. Etwa wenn Menschen Sparschweine stehlen oder – noch viel schlimmer – Haus und Heimat vernichten. Einfach nur schrecklich.
Mir ist hier der Psychologe Viktor Frankl ein Vorbild. Er sagt, dass Sinn nicht irgendwo gefunden wird, sondern aktiv gegeben werden kann.
„Wir müssen lernen und die verzweifelnden Menschen lehren, dass es eigentlich nie und nimmer darauf ankommt, was wir vom Leben noch zu erwarten haben, vielmehr lediglich darauf: Was das Leben von uns erwartet.” V. Frankl
In einer Krankheit kann man vielleicht keinen Sinn finden, aber man kann selbst entscheiden, welchen Sinn man ihr geben will. Ich finde keinen Sinn darin, dass mein gespartes Geld mitsamt Sparschwein weg ist, aber ich kann entscheiden welchen Sinn ich meiner Reaktion darauf geben will.
Warum mir gerade Frankl da so ein Vorbild ist? Weil sein Leben nicht einfach war. Mir wurde nur ein Sparschwein (und ein paar andere Dinge) gestohlen. Er wurde um ein selbstbestimmtes Leben beraubt.
Frankl hat diesen Ansatz nicht in der Studierstube entwickelt, sondern unter härtesten Bedingungen – als Gefangener in einem Konzentrationslager. Der Sinn, dem er dieser schweren Zeit gab, war seinen Gestaltungsraum zu entdecken und zu vertiefen. Das KZ nahm ihm viele Freiheiten. Das motivierte ihn, jede noch vorhandene Freiheit auszukaufen: Die Freiheit, den Vögeln zuzuhören, sein Wissen als Arzt einzusetzen, die Freiheit, selbst zu denken. Er ging gestärkt aus dieser harten Zeit hervor.
Diese Herangehensweise hat zwei Vorteile: Zum einen reduziert er das Grübeln – also das Hin und Her wälzen von Fragen, auf die wir keine abschließende Antwort finden können.
Jetzt fragst du dich vielleicht, wie ich mein Gedankenkarussell nach dem Diebstahl stoppte? Ich versuchte, die eigenen unter den Vorwürfen verborgenen Gefühle wahrzunehmen und eine Lösung dafür zu finden:
Ich fühlte Traurigkeit und Schmerz, wieder von vorne beginnen zu müssen, das Sparschwein zu befüllen oder das Leben neu aufzubauen.
Erst wenn die tieferen Gefühle gehört und getröstet werden, wird zuerst das Herz frei und dann auch den Kopf.
Ich fokussierte mich auf die eine Frage, die ich tatsächlich beantworten kann: „Was will ich jetzt tun bzw. was möchte ich an Sinn geben?“ Das stärkt Verantwortung und Handlungskraft. Man wird aktiv, übernimmt Verantwortung und handelt. Mit dem, was man hat. Das halte ich für sinnvoll.
Doch was ist, wenn der Sinn fehlt?
Das Empfinden von Sinnlosigkeit raubt Kraft „Es ist alles so sinnlos!“ hätte meine Reaktion auf das gestohlene Sparschwein sein können.
Wer schon einmal depressiv empfunden hat oder mit depressiven Menschen zu tun hatte, kennt diesen Satz. Diese fünf Worte, die die Kraft haben, alle Kraft zu rauben.
Mal ganz abgesehen davon, dass sie ausgesprochen universell sind: „Es ist alles so sinnlos“ ist zugleich allumfassend und sehr unkonkret – worauf bezieht sich dieses Wörtchen „alles“? Selbst wenn es sich sinnlos ans fühlt, dass mein erspartes weg ist, ist doch nicht allumfassend mein ganzes Leben dadurch sinnlos.
Würde ich dem “Es ist alles sinnlos!” Gedanken hinterherrennen, komme ich in einen Strudel. Dann fühlt sich irgendwann tatsächlich alles sinnlos an. Das erschöpft. Schlimmstenfalls nicht nur für ein paar Tage oder Wochen, sondern das ganze Leben. Kennst du das Phänomen der “Ameisenmühle”? Es kommt vor allem bei Wanderameisen vor. Da die Tiere meist den Pheromonspuren ihrer Vorgänger folgen, kann dies bei einer Überkreuzung der Spuren zum im-Kreis-laufen führen. Wer schon mal Zeuge einer solchen Reaktion wurde, sieht Hunderte Ameisen, die im Kreis laufen. Was nach Spaß aussieht, hat für die Tiere fatale Folgen. Sie laufen bis zur völligen Erschöpfung, wenn es ganz blöd ausgeht, bis zum Tod.
Wenn wir unsere Gedanken und Gefühle nach einem schlechten Ereignisse mit diesen Ameisen vergleichen, dann kann eine “Alles ist sinnlos” Reaktion zu einer Art Gedankenmühle werden. Ein negativer und destruktiver Gedanke läuft dem anderen hinterher. Es werden immer mehr und man dreht sich im Kreis. Man wird müde. Ausgelaugt, erschöpft. Es raubt die Lebenslust. Das Gegenmittel: Sinn finden und aktiv Sinn geben, das ist eine lebenspendende Reaktion.
Zum Beispiel das mit der Vergebung. Diese Reaktion kann alles verändern und wieder Sinn geben.
Vergebung kann die Vergangenheit nicht ändern, aber die Zukunft beeinflussen.
Elizabeth Keen in The Blacklist
Sinn finden und geben
Laut Frankl findet der Mensch Sinn auf drei Wegen:
- Gestalten: etwas tun oder schaffen (Arbeitsfähigkeit, schöpferische Werte).
- Erleben: etwas erleben, jemanden lieben (Genussfähigkeit, Erlebniswerte).
- Einstellung: einer hoffnungslosen Situation mit der richtigen Einstellung und Haltung begegnen (Leidensfähigkeit, Einstellungswerte).
Das dritte – die Sache mit der Einstellung – war mein Rettungsanker, nach dem ich realisiert hatte, dass ich beklaut wurde. Mir wurde recht schnell bewusst, dass ich mit Anklagen nicht weiterkomme. In meinem aktuellen Newsletter beschreibe ich den Weg der Vergebung, die ich mir selbst und dem dreisten Dieb zu sprach. Wenn du diese Inspirationsmails zukünftig nicht verpassen willst, melde dich hier an. Ich würde mich freuen, wenn du Teil der Community wirst.
Und das mit dem Sinn des Lebens?
Größer kann man eine Frage kaum stellen. Seit Jahrtausenden versuchen Philosophen, Theologen und viele weitere -logen, die Antwort auf diese Frage zu finden. Es scheint zum ureigensten Wesen des Menschen zu gehören, dass er sich Gedanken über den Grund seines Daseins macht.
Viele Menschen haben Sehnsucht nach mehr Sinn in ihrem Leben. Doch das ist gar nicht so einfach. Es ist schon schwer, das Wort zu definieren. Das deutsche Wort Sinn hat eine Vielzahl von
Bedeutungsebenen des Wortes Sinn:
- einen der fünf Sinne, etwa den Tastsinn (Engl. senses).
- unsere Gedanken, z. B. im Satz: Mir steht der Sinn nach… (Engl. longing, desire).
- der tiefere Sinn, die Bedeutung von etwas (Engl. meaning).
Im Bereich der Bedeutung haben Philosophen viel gearbeitet. Die verschiedenen philosophischen Schulen über den Lebenssinn miteinander zu vergleichen, würde den Rahmen hier sprengen.
Ich werde mich deshalb auf die praktischen Schritte konzentrieren, die wir tun können, um unseren Leben mehr Bedeutung zu verleihen.
Die Sinnfrage- drei praktische Schritte
Es gibt meiner Wahrnehmung nach drei verschiedenen Herangehensweisen an die Frage nach dem Sinn.
- Ignorierend: Die Frage nach dem Sinn wird nicht gestellt oder geht in einem übermäßig gefüllten Alltag komplett unter
- Intensiv: Ständiges Fragen und Suchen nach dem Sinn
- Pragmatisch: Bereits vorhandenen Sinn entdecken und darauf weiter aufbauen
Die Frage nach dem Sinn auszublenden oder auf später zu verschieben, führt dazu, dass man gelebt wird und Chancen verpasst, dem eigenen Leben mehr Sinn zu verleihen.
Manche Menschen sind unglücklich in ihrem Leben. Sie denken, wenn sie nur Sinn fänden, wären sie womöglich glücklich. Das ist eine völlige Überfrachtung der Sinnfrage – außerdem wird meist übersehen, wo Sinn bereits vorhanden ist.
Jeder Mensch hat – wenn er genau hinsieht – schon etwas Sinn in seinem Leben. Das kann die schlichte Tatsache sein, dass er lebt. Oder auch ein Beitrag, den er bereits leistet. Wer den vorhandenen Sinn dankbar wahrnimmt und darauf aufbaut, handelt sehr sinnstiftend.
Sinn ist im Tun
Sinn ist etwas, das man tut. Sinn finden wir durch Handeln. Oder anders formuliert: Wenn wir Dinge tun, die wir als sinnvoll bewerten, dann spüren und erleben wir Sinn.
Die große Frage „Was ist der Sinn des Lebens“ kann eigentlich nicht durch Denken beantwortet werden, sondern durch Handeln. Dadurch, dass man dem Leben Sinn gibt.
Ganz kurz gesagt: Sinn ist was du machst!
Vor drei Wochen war es für mich sinnvoll, zu vergeben. Diese Entscheidung und Handlung machte den Weg frei, trotz dem Verlust des Sparschweines, mein Leben als sinnvoll zu erleben und in dieser Haltung weiter zu gehen.
Die Frage ist falsch gestellt,
wenn wir nach dem Sinn des Lebens fragen.
Das Leben ist es,
das Fragen stellt.Viktor Frankl
Ich wünsche dir, dass du in deinem Leben immer Sinn finden und stiften kannst. Und ich wünsche dir von Herzen, dass du dir und anderen vergeben lernen kannst und die innere und mentale Freiheit erlebst, die daraus folgt.
Von Herzen
Deine Kerstin Hack
Vielleicht hat mein Bericht und meine Erfahrung mit Vergebung nun etwas in dir ausgelöst?
Wie genau Vergeben geht, erkläre ich im neuen Kurs Vergeben lernen.
Wenn du ihn bis zum 5.5.22 buchst, bekommst du ihn zum Einführungsaktionspreis von nur 59 Euro statt 99€.
Du kannst ihn jetzt hier buchen. Es steht dir frei, den Kurs zu dem Zeitpunkt beginnen, den du möchtest. Ich wünsche dir von Herzen, dass du dir und anderen vergeben kannst und die innere und mentale Freiheit erlebst, die daraus folgt.
Vergeben heißt, einen Gefangenen freigeben. Und dann festzustellen, dass der Gefangene man selbst war. – Kerstin Hack
Lerne drei einfache und praktische Wege, um zu entdecken, was dir Sinn gibt. Das ist leichter, als du denkst.
Sinn finden. Drei Wege, dem Leben Sinn zu geben.
zeigt dir einen bewährten Prozess.
Im Webinar erkläre ich genauer:
- Wie in uns Sinn entsteht
- Was wir als sinnvoll erleben
- Wie du Sinn selbst stiften kannst
jetzt gleich hier buchen.
Das Konzept der Swing-Balance
Das Lebenselement “Sinn & Produktivität” gehört zu meinem Swing-Konzept: Das Schönste und Tiefste, was ich je entwickelt habe, für ein ganzheitlich gutes Leben. Während die anderen Konzepte die einzelnen Lebensbereiche stark voneinander trennen, betrachtet das Swing-Konzept die menschlichen Grundbedürfnisse, die für ein ausgewogenes Leben wichtig sind:
Die Besonderheit an dem Swing-Konzept ist, dass es für ein erfülltes Leben zwar wichtig ist, dass alle Elemente im Leben vorhanden sind, aber egal, wo und wie man sie auslebt.
Ob sich Vision und Kreativität im Beruf oder in der Freizeit entfalten, ist nicht so entscheidend – Hauptsache, sie finden überhaupt im Leben Raum.
Online kannst du hier einen Test machen, welches Lebenselement gerade zu kurz kommt.
Hier kannst du eine kurzweilige Zusammenfassung über Swing im Blog lesen.