Vor mehr als 20 Jahren hatte ich ein Promotionsangebot. Ich sollte die Auswirkungen, die der Bau des Karakorum Highways auf die Menschen im Hunza-Tal hatte, untersuchen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hätte das sogar gut bezahlt. Ich habe mich anders entschieden.
Dennoch ist ein Stück meines Herzens dort geblieben. Bei den Menschen, die ich nicht kennen gelernt habe, aber die Teil meines Lebens hätten sein können. Deshalb bewegt es mich jetzt besonders von dem Erdrutsch zu lesen, der – fast unbeachtet von der Weltöffentlichkeit – das Leben der Menschen dort bedroht.
Im Januar hat ein riesiger Erdrutsch – ein halber Berg kam runter – den Ablauf eines Flusses blockiert. Der natürliche Damm hat zum Rückstau des Schmelzwassers geführt, das dort normalerweise abfließt. Es bildete sich ein riesiger, mittlerweile 13 Kilometer langer See. Das Wasser kann nirgendwo hin, überflutet in dem engen Tal Häuser, Gärten, Brücken, den Karakorum Highway. Menschen verlieren ihr Hab und Gut.
Doch das ist noch nicht das Schlimmste. Falls der Damm bricht würde – was in den nächsten Wochen erwartet wird – wird eine bis zu 60 Meter hohe Flutwelle erwartet. Ich mache mir große Sorgen um die Menschen in der Region. Ich bete dafür, dass die Maßnahmen, das Wasser kontrolliert abfließen zu lassen, gelingen.