Ich bin frustriert.
Richtig frustriert.
Am Tag der deutschen Einheit wurden die wichtigsten Politiker unserer Landes von einer pöbelnden Masse beschimpft und beleidigt. Ich fand das heftig. Und schrecklich. Natürlich handeln die Regierenden nicht immer so, wie Teile des Volkes das möchten. Das tun Eltern und Lehrer auch nicht.
Aber sie wechseln Windeln – die Eltern. Sie korrigieren unzählige rächt Schreibfehler – die Lehrer. Und schlagen sich mit Nachbarschaftsklagen, EU Verordnungen und Sozialgesetzgebung ebenso herum wie mit politischen Freunden und Gegnern und mit internationalen Amtsinhabern aller Sorten: den klugen und dummen, den despotischen und den gefährlichen.
Sie hängen in langweiligen Sitzungen fest, müssen die immer gleichen Beleidigungen der Presse über sich lesen und mit Leuten wie Erdogan oder Trump Mittagessen und dabei auch noch lächeln. Ich könnte das nicht. Weder das Bürokratische noch das Diplomatische. Finde es heftiger als Windeln wechseln – das krieg ich mit Luft anhalten noch hin. Und bin dankbar, dass Menschen für uns dieses Sch…. job übernehmen. An dieser Stelle ein echter, ehrlicher Dank an alle Politiker – egal ob auf Bezirks- Landes- oder Bundesebene.
Und ja, die Politik frustriert mich auch.
Kürzlich ging durch die Medien, dass die Bundesregierung Zehntausende von geflüchteten Afghanen abschieben will. Afghanistan ist komplex. Ja, es gibt Regionen in Afghanistan, die relativ friedlich sind. Und in denen es sich – mal abgesehen von einer der höchsten Kindersterblichkeitsrate der Welt – gut leben lässt. Ich habe vor einigen Jahren – als die Lage noch stabiler war, die Gegend um Kabul besucht. Ja, man kann dort leben. Arm. Aber Lebensraum.
Und zugleich gibt es eine Reihe von Regionen, in denen das Leben der Menschen durch Radikale bedroht ist. Selten ist die Bedrohung individuell – wie es das deutsche Asylgesetz erwartet, um Asylstatus zu gewähren – sondern meist allgemein. Da werden halt alle, die gerade da sind, bei einem Selbstmordattentat verletzt.
Aber auch individuell. Wenn man es etwa wagt, die Religion zu wechseln, weil man im Islam nichts mehr finden kann, was die eigene Seele hält. Darauf steht der Tod. Und Religionswechsel ist für liberale deutsche Asylanwälte kaum zu begreifen. Und wird aktuell in Dutzenden von Fällen nicht anerkannt. Da wurden beispielsweise Christen in der Notunterkunft von radikalen Moslems mit dem Tod bedroht – gegen die Angreifer ermittelt die Staatsanwaltschaft. Aber das Bundesamt für Migration lehnte den Asylantrag ab, weil für sie nicht zu erkennen war, dass es sich um einen ernstgemeinten Religionswechsel handelt (Wie bitte?!!)
Und natürlich gibt es die Menschen, die einfach “nur” deshalb ihr Land verlassen, weil es in dem kargen, zerfurchten, armen Land keine Perspektive mehr für sie gibt.
Dennoch: Wenn Phrasen fallen wie “10.000 Afghanen werden abgeschoben”, wirkt das auf mich wie ein Eingeständnis an die Rechten. Man biedert sich an, indem man sagt: “Wir tun ja was, um die Flüchtlingsflut zu beenden. Das Wort Flüchtlingsflut halte ich angesichts der Zahlen von weit unter einer Million immer noch für einen Witz, mal abgesehen davon, dass Menschen keine Flut sind. Aber das ist ein anderes Thema!
Was mich frustriert…Phantasielosigkeit
Ich frage mich, ob die Verantwortlichen sich vorstellen können, was das bedeutet, wenn eine Familie, manchmal ein ganzes Dorf alles Geld, was sie hatten, zusammenlegten, um einem Mitglied die Flucht zu ermöglichen. Was es in einer Kultur wie der Afghanischen heißt, mit Scham und Schande zurück zu kehren – mit noch schlechteren Vorraussetzungen als vorher.
Was ich auch nicht verstehe: Wenn man Menschen schon in Länder abschiebt, die alles andere als sicher singt, warum nutzt man die Chance nicht, Fluchtursachen aktiv zu bekämpfen. Eine Fluchtursache sind geringe Zukunftsperspektiven.
Da könnte man doch was machen. Etwa ein Bildungs- und Ausbildungsprogramm, das Menschen vor der Abschiebung Fähigkeiten vermittelt, die sie im Heimatland gut brauchen können. Egal ob Landwirtschaft oder Elektrik, Schneiderei oder Schweißen, Viehzucht oder Imkerei, Informatik oder Pädagogik, Säuglingspflege oder Geburtshilfe, Krankenpflege oder Sicherheit. Und ihnen dann mit einem kleinen Startpaket beim Neuanfang in der alten Heimat hilft. So dass sie nicht mit Scham und Schande in ihr Land zurück kehren, sondern mit einer Zukunft – für sich und die Menschen, die sie lieben,
Vielleicht, Und natürlich gibt es Gegenargumente. Das könnte ja andere anziehen. Was soll´s. Probieren könnte man es. Und an manchen Stellen wird das ja auch schon – häufig ehrenamtlich gemacht.
Ich war in Afghanistan, habe den Mut gesehen, mit dem Menschen nach jahrzehntelangem Krieg wieder neu anfangen.
Ich habe sie dafür bewundert. So wie den alten Mann auf dem Bild, den die Taliban zusammen mit anderen Dorfbewohnern in einen Container gesperrt haben. Und dann weggingen. Als nach Tagen Hilfe kam, war er der einzige, der noch lebte. Und er baute mit von der Flucht Zurückgekehrten das zerstörte Dorf wieder auf.
Ich träume davon, Menschen wie ihn zu unterstützen, damit Neuanfang leichter gelingen kann.
Ich bin frustriert, wütend, auch ein bisschen verzweifelt, dass Menschen einfach nur abgeschoben werden sollen, ohne eine Perspektive für danach. Das finde ich grausam. Ich bin gründlich frustriert über solches Handeln, das aus meiner Sicht Probleme nicht löst.
Wenn ich frustriert bin dann schaffe ich mir erst mal Luft. Das habe ich jetzt gerade getan. Mir die Seele aus dem Leib geschrieben. Der Dampf musste raus. Ich will dankbar sein und stolz auf mein Land und das, was wir zur Linderung von Not und zur Lösung von Problemen in der Welt tun, nicht frustriert über dummköpfige Politikerfeinde und manchmal kurzfristig agierende Politiker.
Lösungen suchen
Dampf ablassen tut gut. Aber ich will dabei nicht stehen bleiben. Ich suche Lösungen und denke mir: Kurzausbildungen für Menschen, die von Abschiebung bedroht sind, zu initiieren, wäre genial. Wenn sie mit Grundkenntnissen in Landwirtschaft, Gesundheitspflege, Geburtsbegleitung oder Nachsorge, als Schweißer, Elektriker oder oder in ihr Land zurückkehren könnten, wäre das schon eine gewisse Zukunftsperspektive. Auf jeden Fall besser als ohne irgendetwas in der Hand abgeschoben zu werden.
Lösungen prüfen und verwerfen
Der Realiatätcheck zeigt: So was für Tausende von Menschen zu organisieren und auf die Beine zu stellen überfordert gerade meine Kräfte und Ressourcen.
Passende Lösungen finden – 100 Bäume pflanzen – mindestens
Aber eine Reihe von Bäumen in Afghanistan pflanzen – das könnte ich tun.
Und das ist auch nötig. weil durch Krieg und Dürre fast keine Bäume mehr existieren, die Versteppung aufhalten und Menschen nähen können. Die Hilfsorganisation Shelter now gibt Menschen Obstbaum-Setzlinge und Bienenvölker. Davon können Familien ein gutes Stück weit leben. Und der Grundwasserspiegel und das Klima wird besser.
Das beste von allen: Ein Baum kostet nur 4 Euro, Bienen für 100 Bäume noch mal 100 Euro. Also 100 Bäume plus Bienen, das sollte zu machen sein. Mindestens 100. Noch lieber 1000. Und 10.000 – das wäre schon ein Traum.
Ich werde ich es tatsächlich tun. 100 Bäume pflanzen. Mindestens. Für 100 Familien Obst. Ein kleiner Beitrag für ihre Zukunft. In dem Land, das sie Heimat nennen.
Und klar – alleine kann ich einiges schaffen. Zusammen schaffen wir mehr.
Wenn du auch keine Lust mehr hast, dich hilflos zu fühlen, dann mach einfach mit. Auf Startnext mache ich eine Kampagne zu den Bäumen. Ein Baum – plus Bienenvolk – kostet nur 5 Euro. Das schafft eigentlich jede*r.
Du kannst als erstes bei meinem Crowdfunding Projekt Fan werden, mir Feedback geben, ob alles gut und klar beschrieben ist.
Und dann wenn es richtig losgeht, natürlich mitmachen und eine oder zwei oder zwanzig, zweihundert … Bäume finanzieren. Und Menschen Hoffnung geben.