Klassische Musik. Kerze. Eine Tasse Tee. Trödelsamstag. Ein Tag, an dem ich einiges tun kann, aber nichts tun muss. Eins nach dem anderen machen. Oder auch nicht. Ein bisschen aufräumen, lesen, kommunizieren.
Die letzen Wochen waren super intensiv. Normalerweise sorge ich dafür, dass ich nur ein Wochenende im Monat verreist bin, um die anderen Wochenenden zum Bauen am Schiff und zum Erholen zu haben. Das hat in den letzten Wochen gar nicht funktioniert, weil kurzfristig zwei Konferenzen und die Hochzeit meines Bruders anberaumt wurden. Das waren alles Termine, die mir wichtig waren.
Und es war wunderbar. Mit Tausenden von Christen aus aller Welt Zeit zu verbringen, um gemeinsam auf Gott zu hören, war tief und bewegend. Was unvergesslich bleiben wird, Eine Ansprache eines Juden an die anwesenden arabischen Christen: “Ihr seid als Nachkommen Abrahams unsere älteren Brüder. und wir wollen das anerkennen und euch an dieser Stelle ehren.” Gänsehaut.
Auch bei der Hochzeit meines Bruders meine neue französische Familie kennenzulernen war wunderbar….das Essen war herrlich – und hat meine Abnehmerfolge der letzten Wochen zunichte gemacht. Ich kann wieder von vorne beginnen. Schade, aber das gemeinsame Feiern war es wert.
Bei beiden Events habe ich mein Zimmer mit Menschen geteilt, die schnarchten oder unruhig schliefen. Mit dem Ergebnis, dass ich 8 Tage lang nur etwa 3 – 5 Stunden pro Nacht geschlafen habe. Als ich zurück kam, mussten eine ganze Latte von Problemen gelöst und Arbeitsberge gestemmt werden – ich bin oft sehr früh aufgewacht, weil der Kopf so voll war.
Gestern Morgen habe ich dann – als ich direkt nach dem Aufwachen auf die Uhr auf meinem Handy gesehen habe – die Nachricht gelesen, dass in der Nacht in Berlin die Flüchtlinge aus den beheizten Warte-Zelten auf die Straße getrieben wurden, wo sie die Nacht verbringen sollten. Die leeren, beheizten Zelte wurden dann vom Sicherheitsdienst bewacht. Ich hab erst mal nur geweint. Weil ich so erschöpft war. Und weil ich das nicht verstehen kann. Wie kann man so unmenschlich sein! Es waren Kinder und Babies darunter! Und um Lösungen gebetet. Da ist so viel verworren – da ist göttliches Eingreifen nötig.
Heute habe ich mir einen Rückblick auf den Oktober gegönnt und war beeindruckt und überrascht, wie viel ich in der Zeit auf die Beine stellen konnte, obwohl ich immer nur ein paar Tage am Stück im Büro war.
Was ich im Oktober geschafft habe
- Das Quadro Willkommenskultur ist erschienen und hat bereits viele Menschen erreicht, die es hilfreich finden
- Wir haben dazu eine Abteilung Willkommenskultur im Down to Earth Blog mit hilfreichen Infos gestartet
- Wir haben eine Facebook-Gruppe Willkommenskultur ins Leben gerufen, wo man Inspiration, Tipps, Links zu Materialien etc. findet.
- Wir haben die Facebook-Gruppe “Volunteer Translators” gegründet, die kurze Texte übersetzt, die Flüchtlingshilfe Helfer benötigen: Notausgang. // In unserem Nachbarschaftscafé sind sie herzlich willkommen // An der dazugehörigen Internet-Seite “Signs for Refugees” arbeiten wir noch.
- Der 226 Kilo schwere Kaminofen ist an Bord – und kann bald angeschlossen werden. Er hat ein tiefes Minus-Loch ins Konto gerissen…aber es war einfach wichtig, ihn vor dem Winter zu besorgen.
- Das Quadro “Stark glauben” lektoriert, so dass es jetzt in die Grafik gehen kann.
- Weitere Lektionen für den Online-Kurs DAN. Dankbar alles nehmen geschrieben.
- Zwei Vorträge gehalten und an mehreren Planungstreffen teilgenommen, ein Interview für eine Zeitschrift gegeben
- Einige Menschen gecoacht. Live vor Ort, per Skype…
- Die Übersetzung der Hausordnung “Meiner” Flüchtlingsnotunterkunft ins Englische, Französische, Arabisch und Russisch organisiert
- Dazwischen noch Spenden organisiert, in dem ich in den Läden der Nachbarschaft gefragt habe: 5 Tüten voll mit Medikamenten, 2 Riesenkartons Kleidung und ein Armvoll Jacken, 5 Tüten mit Brillen, Orthopädie – Strümpfe…
Puh…wenn ich mir die Liste ansehe komme ich selbst ins Staunen: Das war wirklich, wirklich viel.
Jetzt steht noch an
- Heute erst mal trödeln…eins nach dem anderen machen.
- Ab Dienstag: Eine Reise nach Rumänien (10 – 13.11.) um dort mein Buch “Die Hütte und ich” vorzustellen, das für die ungarische Minorität in Rumänien übersetzt wurde
- Eine Frauenfreizeit in Österreich zum Thema “Swing. Dein Leben in Balance”.
Dann ein paar Tage Büro und dann mein Jahresurlaub. Ich werde Matthias, den Freund von mir, der den schweren Schlaganfall hatte, besuchen. Es geht ihm erstaunlich gut, er kann gehen und seit kurzem auch die rechte Seite wieder bewegen und kurze Sätze sprechen. Ich bin riesige dankbar und freue mich auf die Zeit mit ihm und seiner Familie und dann noch bei anderen Freunden.