Manchmal bin ich unsicher.
Unsicherheit ist ein Zustand des Zweifels. Den empfinden wir immer dann, wenn das Gefühl aufkommt, die Situation nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Wenn wir die Konsequenzen nicht genau abschätzen und vorhersagen können oder vielleicht sogar keinen Einfluss auf die Geschehnisse, die uns selbst beeinflussen und Angst machen, nehmen können. Unsicherheit haben wir meist vor einer empfundenen Gefahr.
Sie zeigt, dass ein Bedürfnis zu kurz kommt: Das Bedürfnis alles verständlich und greifbar zu machen.
So geht es mir manchmal. Dann will ich einfach nur weg. Weg von der Pandemie, weg von der Panikmache, weg von den realen Problemen, von Konflikten. Einfach nur weg.
So einfach ist das nicht. Oft kann man den Herausforderungen nicht einfach entfliehen. Und die Decke über den Kopf ziehen, hilft meist auch nicht wirklich lang. Was aber hilft ist, mal von dem, was Außen ist, ins Innere zu gehen.
Ein paar Mal tief durchatmen.
Die gewaltfreie Kommunikation lehrt: Jedes Gefühl, das wir fühlen, weist auf ein Bedürfnis hin, das erfüllt ist – dann fühlen wir uns gut – oder das nicht erfüllt ist – dann fühlen wir uns schlecht.
Das bedeutet auch: Wenn du dich nicht gut fühlst, vernachlässigst du irgendetwas.
Was sind Bedürfnisse?
In einem Lexikon wird ein Bedürfnis als Mangelzustand verstanden und auch als solcher erlebt. Wenn die Bedürfnisse nicht erfüllt werden, fehlt etwas im Leben.
In einem sind wir Menschen alle gleich: Wir haben ganz grundlegende Bedürfnisse wie essen, trinken und schlafen. Diese dienen dem Überleben.
In den anderen Bedürfnissen, wie z. B. psychologische Bedürfnisse (der Kontakt zu Mitmenschen, das Bedürfnis nach Autonomie usw.) unterscheiden wir uns. Diese sind unterschiedlich stark ausgeprägt.
Sehr bekannt ist Abraham Maslow. Er hat im 20 Jahhundert die relativ bekannte Maslowsche Bedürfnispyramide entwickelt. Sie gibt uns einen ersten Einblick darüber, wonach Menschen streben und was sie sich wünschen.
Wir Menschen schauen zuerst danach, körperliche Bedürfnisse zu erfüllen. Ist eine Stufe der Pyramide weitestgehend abgedeckt, wird ein neues Bedürfnis der nächsthöheren Stufe geweckt.
Körperliche Erholung braucht jeder. Aber welche Art genau uns guttut, hat mit den Umständen, in denen wir leben und wie wir das Leben gestalten zu tun. Eine Profisportlerin hat ein anderes Bedürfnis nach körperlicher Erholung als z.b. eine Bürofachkraft, die sich weniger bewegt. Die eine dehnt und massiert sich zu Erholung, die andere sehnt sich vermutlich eher nach einen flotten Walking an der frischen Luft.
Da wir also – außer bei den grundlegenden überlebenswichtigen Bedürfnissen – sehr unterschiedliches brauchen, gibt es keinen Masterplan, der dir zeigt, was du tun musst, damit alle deine Bedürfnisse erfüllt sind. Ich habe da aber eine Methode an der Hand, die dir helfen kann, deine aktuellen Bedürfnisse zu erkennen. Doch dazu später mehr.
Bedürfnisse, sind sie gut oder schlecht?
»Dieser Mensch ist so bedürftig!«, ist in unserer Gesellschaft kein Kompliment. Mit dem Satz »Er setzt rücksichtslos seine Bedürfnisse durch«, beschreibt man nicht gerade angenehme Zeitgenossen.
Bedürftigkeit gilt als Makel. Die Fähigkeit, eigene Bedürfnisse hinten anzustellen oder gar ganz zu ignorieren, gilt manchen als Voraussetzung für Führungsstärke. Um Menschen, die signalisieren, dass sie von anderen die Erfüllung ihrer Bedürfnisse erwarten, machen die meisten einen großen Bogen. Kurz: Bedürfnisse zu haben und zu zeigen hat nicht den besten Ruf.
Zu Unrecht, denn Bedürfnisse sind zutiefst menschlich.
Bedürfnisse dienen dem Leben
Sind die physischen und emotionalen Grundbedürfnisse erfüllt, können wir unser Leben gut leben. Fehlt etwas Wesentliches, ist das Leben bedroht.
Der US-amerikanische Psychologe Alexander Maslow veröffentlichte 1943 sein Modell der menschlichen Bedürfnisse. Er nennt fünf Kategorien: die physiologischen Bedürfnisse (Lebenserhalt), Sicherheit, soziale Bedürfnisse, Individualbedürfnisse und schließlich Selbstverwirklichung.
Diese Bedürfnisse sind universell, alle Menschen haben sie. Nach Maslow folgen Bedürfnisse einer gewissen logischen Hierarchie. Zuerst müssen die Grundbedürfnisse (Lebenserhalt) erfüllt werden, bevor höhere Bedürfnisse (Lebensgestaltung) Raum finden können. Alle Grundbedürfnisse des Menschen sind neutral und gut. Man hat sie einfach. Sie dienen dem Leben.
Wenn die Bedürfnisse nicht erfüllt sind, stirbt man früher oder später. Das ist bei Nahrung oder Sicherheit offensichtlich. Mit etwas Nachdenken erkennt man, dass auch soziale Bedürfnisse wie Gemeinschaft, individuelle Bedürfnisse wie Lernen und Selbstverwirklichung etwas seine Gaben einbringen, dem Leben dienen.
Unsere Vorfahren wussten: Wer in der Wildnis auf sich allein gestellt ist, hat geringere Überlebenschancen – bei extremen Bergtouren erlebt man noch etwas von dieser Realität. Man braucht die Seilschaft. Wer nicht dazulernt, hat keine Chance. Früher war das lebensnotwendige Wissen über giftige und essbare Pflanzen oder was man am besten tut, wenn der Säbelzahntiger um die Ecke kommt. Heute wird man abgehängt, wenn man nicht alle technischen Entwicklungen mitmacht – für viele ältere Menschen stellt das eine große Herausforderung dar.
Schließlich hat die Entfaltung der eigenen Gaben dazu beigetragen, dass es allen besser ging. Ich bin dem Mann oder der Frau, die das Rad erfunden hat, sehr dankbar, auch Herrn Gutenberg für den Buchdruck, Coco Chanel für bequemere Damenmode. Ich bin dankbar, dass Marie und Pierre Curie, Wilhelm Röntgen, Alexander Fleming, Van Gogh und viele andere ihrer Leidenschaft gefolgt sind – und so mein Leben bereichern.
Die Gewaltfreie Kommunikation unterscheidet zwischen Bedürfnissen und Strategien.
Ein Bedürfnis ist universell und unabhängig von konkreten Personen oder Situationen, die zur Erfüllung beitragen können. So ist das Bedürfnis nach Nahrung, Schutz und Sicherheit auf verschiedene Art und Weise erfüllbar. Die vielfältigen Wege, ein Bedürfnis zu stillen, nennt die Gewaltfreie Kommunikation Strategien.
Warum ist diese Unterscheidung so wichtig?
Weil Streit fast immer auf der Ebene der Strategien stattfindet. Bedürfnisse sind nicht diskutierbar. Kaum jemand wird anderen ihre zentralen Bedürfnisse absprechen.
Fast immer streitet man darüber, was die beste Strategie zur Erfüllung eines Bedürfnisses ist. Menschen in Europa und den USA haben das Bedürfnis nach Sicherheit. In den USA halten viele Menschen den privaten Besitz von Schusswaffen für eine gute Strategie, um dieses Bedürfnis zu erfüllen. Viele Europäer sehen das anders.
Oder Mütter und Kinder sind sich einig, dass das Bedürfnis nach Nahrung berechtigt ist. Was die beste Strategie ist, ob Pommes oder Gemüse, darüber ist man dann unterschiedlicher Meinung.
Man streitet und streitet, ob nun dies oder jenes der beste Weg ist. Und kommt oft nicht weiter, weil die jeweiligen Strategien tief mit einem berechtigten Bedürfnis verknüpft sind. Wird das transparent, entsteht in der Regel Verständnis – das entlastet Beziehungen ungemein.
Bedürfnisse und Strategien
Es wäre auch unsinnig, die Grundbedürfnisse zu leugnen. Man käme kaum auf die Idee, jemandem zu sagen: »Du solltest kein Bedürfnis nach Wasser oder Nahrung haben.« Das wäre gleichbedeutend damit, ihm zu sagen: »Du solltest den Wunsch nach Leben verleugnen.« Das ergibt keinen Sinn.
Menschen wählen jedoch oft Wege, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen, die mit den Bedürfnissen anderer Menschen kollidieren. Wer sein Bedürfnis nach Nahrung erfüllt, indem er sie von anderen Menschen raubt, schadet ihnen. Nicht das Bedürfnis ist das Problem, sondern der Weg, den der Mensch wählt, es zu erfüllen.
Das erlebt man gerade auch bei sozialen und individuellen Bedürfnissen. Da will jemand – etwa Gaugain – seine Leidenschaft fürs Malen ausleben und lässt dafür Frau und Kinder, die von ihm wirtschaftlich abhängig waren, im Stich. Oder jemand hat das – berechtigte – Bedürfnis nach Nähe. Doch er versucht es dadurch zu erfüllen, dass er sehr aufdringlich wird und anderen keinen Freiraum mehr lässt.
Nicht die Bedürfnisse sind schlecht, sondern die Wege, die gewählt werden, um sie zu erfüllen.
Wer sich und seine Bedürfnisse kennt und im Blick hat und darauf achtet, sie auf eine Art und Weise zu erfüllen, die auch die anderen berücksichtigt, lebt gut. Da es zu unseren Grundbedürfnissen gehört, auch anderen Menschen Anteil zu geben (Partizipation), werden sie in der Regel auch etwas davon haben, wenn wir gut für uns sorgen
Wie kannst du deine Bedürfnisse erkennen und gute Wege finden?
Um deine Bedürfnisse zu erkennen, kannst du mein Swing-Konzept der 8+1 Lebenselemente nutzen.
Denn damit lernst du deine Bedürfnisse besser kennen und kannst immer besser darin werden, sie so zu erfüllen, dass es dir möglichst gut geht und anderem in deinem Umfeld auch.
Wenn alle Bedürfnisse weitgehendst erfüllt sind, erlebst du ein gutes, ausgewogenes Leben. Viele Menschen verbinden mit der Vorstellung eines ausgeglichenen Lebens die Erwartung, mehr Freude, Kraft und Zufriedenheit zu spüren.
Das Swing-Konzept sieht die Grundbedürfnisse des Menschen, die für ein ausgewogenes Leben wichtig sind:
- Vision und Kreativität
- Ordnung und Struktur
- Sinn und Produktivität
- Höhepunkte und Feiern
- Energie und Lebensfreude
- Beziehung und Liebe
- Reflexion und Ausrichtung
- Ruhe und Regeneration
Die Besonderheit an diesem Konzept ist, dass es für ein erfülltes Leben zwar wichtig ist, dass alle Elemente im Leben vorhanden sind, aber egal, wo und wie man sie auslebt. Ob sich Vision und Kreativität im Beruf oder in der Freizeit entfalten, ist nicht so entscheidend – Hauptsache, sie finden überhaupt im Leben Raum.
Der Begriff ausgewogen suggeriert ja schon, dass an der einen Stelle etwas zu viel ist, was an der anderen fehlt. Aber was genau das ist, was in Balance gebracht werden soll, bleibt häufig diffus und unklar.
Dabei hilft dir Swing.
Das fehlende finden
Der Chemiker Justus von Liebig beschreibt das von ihm entdeckte Prinzip: Eine Pflanze braucht bestimmte Spurenelemente. Wenn eines davon nicht in ausreichender Menge vorhanden ist, wächst die Pflanze nicht richtig und bringt geringeren Ertrag.
Wenn ein Element – das Minimum – fehlt, nützt es nichts, von einem anderen Element mehr zu haben. Fehlt Salz, bringt Phosphor auch nichts. Oder wenn dem Körper Eisen fehlt, helfen mehr Vitamine kaum. Mehr vom Guten macht es auch nicht besser.
Wenn dir Ruhe und Erholung fehlt, bringt es nichts, wenn du mehr Höhepunkte und Feiern einplanst.
Weil Justus von Liebig nicht nur klug, sondern auch ein anschaulicher Lehrer war, entwickelte er das Bild der Minimumtonne, um seine Erkenntnisse auch in den Köpfen weniger kluger Menschen zu verankern. Das Wasser in der Tonne steht für die maximale Kapazität.
Die maximale Füllmenge ist von der niedrigsten Latte (in der Fachsprache Fassdaube) begrenzt. Will man mehr Wasser in die Tonne füllen, nützt es nichts, einige der längeren Dauben noch länger zu machen. Jedoch führen schon relativ kleine Verbesserungen bei der kürzeren Daube zu einer drastischen Erhöhung des Fassungsvermögens.
Allgemeinen. Der Inhalt des Fasses symbolisiert die gesamte Lebensqualität. Die einzelnen Latten oder Dauben stehen für die acht Lebenselemente.
Was fehlt dir gerade?
Welche ein bis drei Lebenselemente kommen bei dir häufig zu kurz? Was könntest du konkret tun, um ihnen in den nächsten Tagen mehr Raum zu geben? Schaue dir dazu die oben genannten 8 Lebenselemente an. Oder, um es noch leichter zu gestalten:
Nur mal so eine Idee:
Male dir deine eigene Minimumtonne. Markiere darauf, welche Lebenselemente üblicherweise gut Raum finden, welche weniger. Wenn du magst, schreibe noch Ideen dazu, wie du die einzelnen Elemente gut ausleben kannst.
Da war doch noch das plus 1
Richtig, ich spreche von 8+1 Lebenselementen. Das Plus 1 ist: Glaube und (Selbst-)Vertrauen.
Viele Menschen denken, dass zu viel Selbstvertrauen schädlich für den Glauben ist. Das kann sein, wenn man in die Arroganz kippt, alles ohne Gott machen zu können.
Viel öfter ist es jedoch so, dass Menschen gering von sich denken etwa „Ich bin nichts wert!“ „Ich kann nichts!“. Und dass sie die damit verbundenen Gefühle und Gedanken auch auf ihre Beziehung zu Gott projizieren: „Die anderen Menschen sind Gott wichtiger als ich.“ „Ich kann nicht beten / Bibellesen / Zeugnis geben. Ich bin kein guter Christ!“.
Deshalb kann eine gesunde Stärkung des Selbstwertes sich auch direkt oder indirekt auf die Beziehung zu Gott auswirken.
Zu einem guten Leben gehört die Entspannung und Sicherheit, die Glaube und Vertrauen schenken. Dein Leben wird viel stärker und leichter werden, wenn du aktiv zu dir passende Wege suchst, um Glauben und Vertrauen zu fördern.
Vielleicht verspürst du ja das Bedürfnis und die Sehensucht danach, Gott mehr vertrauen zu können und stärker im Glauben zu werden.
Gott ist überall in 8 + 1
Gott will sich ja nicht „nur“ im Bereich Glauben und Vertrauen zeigen, sondern in allen Lebensbereichen.
Glauben lernen… Geht das?
Erst neulich sagte mir eine Frau, die für eine Auszeit auf mein Schiff gekommen war: „Ich weiß all das über Gottes Liebe im Kopf, ich wünschte ich könnte es wirklich von Herzen glauben, aber es kommt innerlich bei mir nicht an.“
Wenn es dir ähnlich geht, dann empfehle ich dir den Online-Kurs Ida. In deinen Armen. Gottes Vaterliebe erfahren.
IDA hilft dir drei Monate lang Schritt für Schritt dass das Wissen um Gottes Liebe vom Kopf in das Herz rutscht. So dass du es spüren und glauben kannst.
Uta, die an IDA teilgenommen hat, beschreibt es so: „IDA ist so gut zusammen gestellt und bringt mir fast eine kindliche Haltung zum Glauben zurück. Dass Gott uns so sehr liebt und wir es genießen dürfen ist mir durch mein langes Christsein und Diensten fast abhanden gekommen. Deine praktischen Tipps bringen mich wieder in eine zutiefst dankbare und frohe Gottesbeziehung zurück.“
Ich weiß, wie hart es ist, wenn man an einer Situation nichts verändern kann – zumindest äußerlich.
Innerlich gibt es eigentlich immer einen Weg zu mehr Ruhe und Gelassenheit.
Dass du diesen Weg findest, wünsche ich dir von Herzen!