“Der Maßstab für jede Gesellschaft liegt darin, wie sie ihre Frauen und Mädchen behandelt” – Michelle Obama
In einer westlichen Demokratie brüstet sich ein Präsidentschaftskandidat damit, dass ein Mann, so bald er Macht hat, mit Frauen machen kann, was er will – und damit durchkommt. Michelle Obamas Satz bezieht sich auf ihn, doch geht weit darüber hinaus.
Vielleicht blickt sie auch zurück auf die Zeit in der Männer das gesetzliche Recht hatten, über alles zu bestimmen, was ihre Frauen taten: Beruf, Finanzen, Sexualität. Das wird in dem Film Die göttliche Ordnung über den Kampf der Schweizerinnen für das Wahlrecht eindrücklich geschildert.
Ich habe mich in den letzten Monaten intensiv mit der Frage beschäftigt, ob das Kleinhalten und Ausgrenzen von Frauen, das in manchen christlichen Kreisen noch praktiziert wird, tatsächlich vom Wort Gottes her haltbar ist. Und das Quadro Starke Frauen. Befreiende biblische Perspektiven zu dieser Frage veröffentlicht.
Für mich ist klar: Ja, auch die Gesundheit einer christlichen Gemeinde kann man daran erkennen, wie sie mit Frauen umgeht, sie fördert, schätzt und ihnen den Raum gibt, die Gaben auszuleben, die der Vater ihnen zum Wohl aller anvertraut hat.
Kürzlich habe ich, weil ich das Thema gern noch tiefer verstehen will, das Buch Fashioned to reign von Kris Vallotton gelesen. Er setzt sich darin mit zwei Fragen auseinander:
- Dürfen Frauen in Gemeinde und Gesellschaft leiten?
- Wie sieht weibliche Leiterschaft aus?
Zur ersten Frage kommt er nach gründlicher Analyse der biblischen Texte zu einem klaren “Ja”. Er findet fundierte, plausible Erklärungen für einige der “schwierigen Stellen”. Eine Sache, die für mich neu war: Es gibt in den 66 Büchern der Bibel nur drei Bücher, in denen Stellen vorkommen, die die Leitung von Frauen einzuschränken scheinen. Das sind Briefe von Paulus an Gemeinden oder Leiter von Gemeinden, die sich in Ephesus, Korinth und Kreta (Titusbrief) an Orten.
Dort gab es einen sehr stark ausgeprägte Verehrung weiblicher Gottheiten gab – mit den dazugehörigen Vorstellungen, von denen sich auch die jungen Christen noch nicht gelöst hatten. Bei vielen seiner Briefe schreibt Paulus am Ende, dass auch andere Gemeinden sie lesen sollen. Bei den drei Briefen mit den schwierigen Stellen tut er das nicht. Das kann als ein Hinweis darauf verstanden werden, dass die Ausführungen sich auf eine spezifische Situation, nicht auf alle Frauen an allen Orten zu verstehen sind.
Bemerkung von mir: Es kommt ja auch niemand auf die Idee, die Aufforderung an den an Magenproblemen leidenden Timoteus “Nimm etwas Wein für deinen Magen, trink nicht nur Wasser!” als allgemeingültige Regel für alle Christen zu verstehen.
Interessanterweise schreibt Vallotton, dass die Frage nach der Art wie Frauen leiten für ihn weit herausfordernder war als die Frage, ob und wo sie leiten dürfen?
Wie leitet eine Frau?
Er gibt die Antwort, indem er fünf verschiedene Frauen beschreibt, die auf ganz unterschiedliche Weise leiten: Durch Sensibilität gegenüber dem Heiligen Geist, durch starkes Durchhaltevermögen und Solidarität, durch die Fähigkeit, Vision vor Augen zu malen, durch tiefes Mitgefühl mit den Armen und Schwachen und Vorbild sein oder auch durch gelebte Integrität.
Leiter sein kann heißen, vorne zu stehen und anderen zu sagen, wo es lang geht. Es kann aber auch heißen, etwas zu entwickeln, zu gestalten.
Ich bin glücklich, dass wir im Verlag eine Reihe von Kompaktbiographien über einige leitende Frauen herausgegeben haben und jeweils beschreiben, was diese Frauen in der Welt geleistet haben.
- Sophie Scholl
- Margarethe Steiff
- Aung San Suu Kyi
- Hildegard von Bingen
- Marie Curie
- Helen Keller
- Coco Chanel
- Mutter Teresa
- Astrid Lindgren
Sie haben Spuren hinterlassen.
Sie haben unsere Welt schöner, freier, mutiger und gesünder gemacht. Es lohnt sich, ihre Geschichten zu kennen und sie den eigenen Söhnen und Töchtern zu erzählen. Damit sie auch zu Menschen werden, die etwas in dieser Welt prägen.
Ich wünsche mir, dass in unserer Gesellschaft und gerade auch in den christlichen Gemeinden, Frauen Raum gegeben wird, das Potential zu leben, das in ihnen steckt – ob as nun Lehre oder Forschung, Politik oder Wirtschaft, Seelsorge oder Design ist.