Die Zeit der Reflexion in Antwerpen brachte auch viele Erinnerungen an meine langjährigen Freunde “Henk und Henriette” hoch.
Kürzlich war ich bei ihnen zu Besuch. Leser kennen die beiden und die Geschichte ihre Ehekrise vielleicht noch aus meinem Buch Die Hütte und ich. Damals war die Krise gerade eben überstanden, aber die alte Spannung lag noch in der Luft.
Jetzt hingegen war es einfach nur wohltuend, bei ihnen zu sein. Sie haben mich in der kurzen Zeit bei ihnen mit Massagen, Kaffee und leckerem Essen verwöhnt – wunderbar. Doch noch schöner war ihr Umgang miteinander. Es war so entspannend für mich, sie so glücklich zu erleben.
Von der alten Ehekrise war nichts mehr zu spüren. Das lang nicht daran, dass sie etwas versteckten, dazu war und ist unsere Beziehung viel zu offen. Es lag vielmehr dran, dass es ihnen jetzt miteinander wirklich gut geht. Sie sind heute weit glücklicher miteinander als vor 10 Jahren.
Ehekrise – die Beziehung am Tiefpunkt
Schließlich war das nicht immer so. Vor einigen Jahren, als die Kinder gerade aus dem Haus waren, steckten die beiden mehrere Jahre lang in einer tiefen Ehekrise. Henriette sagte mir damals:
„Ich weiß, dass ich ihn nicht verlassen werde, aber ich habe keine Hoffnung, dass ich jemals wieder glücklich mit ihm sein werde.“
Im Kontrast zu ihr war Henk vor allem hilflos und gelähmt. Er strengte sich an, es besser zu machen. Doch nichts was er tat, schien zu fruchten. Es wirkte, als ob er nichts tun könnte, um die Beziehung wieder zur Freude und Lebendigkeit zu führen.
Allerdings wollten beide, dass es wieder besser wird. Als Freundin tat ich mein Bestes, um sie zu unterstützen – mit der mir eigenen Mischung aus Empathie, professionellen Coaching-Fragen und einer guten Portion Direktheit. Das alles ergänzt mit praktischen Tipps und dem Versuch, innerlich auch auf das zu hören, was Gott ihnen möglicherweise Stärkendes sagen wollte.
Beistand in der Ehekrise – als Freundin und Coach
Klar gab es auch andere Menschen, die sie in der Phase begleitet haben, aber beide sagen, dass ich in der Zeit eine Schlüsselperson für sie war. Ich kann mich an einige der Begegnungen und Gespräche noch gut erinnern.
Natürlich war ich in der Ehekrise vor allem als Freundin an ihrer Seite. Darüber hinaus habe ich – mit ihrer Erlaubnis – auch meine Fähigkeiten als Coach eingesetzt. Die Erlaubnis ist mir sehr wichtig. Ich vergleiche Coachingwerkzeuge oft mit dem Skalpell eines Arztes. Das setzt man – auch bei Freunden – nur nach Absprache an. Und nur im passenden Rahmen.
Wenn ich zurückblicke, ist mir eine Szene am eindrücklichsten: Sie brachte mir morgens herrlichen Kaffee ans Bett und setzte sich auf meine Bettkante. Er kam dazu und ich machte im Schlafanzug zwei Stunden solide Eheberatung. Das war zugegebenermaßen ein eher ungewöhnliches Setting. Doch dieses Gespräch war ein wichtiger Meilenstein, der sie aus der Ehekrise heraus brachte.
Ehekrise – was hat geholfen?
Es ist für mich als Freundin und als Coach spannend, zu erfahren, was hilfreich und wirksam war. Deshalb habe ich sie kürzlich bei einem leckeren Abendessen direkt gefragt:
Was vom dem, was ich getan habe, war denn in eurer Ehekrise am hilfreichsten für euch?
Ihre spannenden Antworten
- Glaube: Es tat mir gut, dass du daran geglaubt hast, dass wir es schaffen können und uns Hoffnung vermittelt hast. Es war auch gut, dass du dabei gleichzeitig sehr realistisch warst. Es war keine billige, wolkige Hoffnung sondern wirklich „down to earth“ (bodenständig).
- Impulse: Manche deiner prophetischen Impulse und Gedanken, die Gott dir im Gebet geschenkt hat, haben mir viel Mut geschenkt.
- Buchtipps: Eines der Bücher hat uns sehr geholfen. Ich hatte ihnen unter anderem ein Buch von Eva-Maria Zurhorst empfohlen, dessen Grundaussage ich schätze: Was dich am anderen stört, sagt mehr über dich und deine Bedürfnisse als über ihn.
- Rückhalt: Mir half, dass du mir den Rücken gestärkt hast. Ich hatte oft das Empfinden ´Ich bin an allem schuld!´ Es hat mir gut getan, zu hören, dass das nicht so ist.
Ehekrise überstanden – Eheglück wiedergefunden
Es war kein einfacher Weg. Doch es hat sich gelohnt. Jetzt sagt sie:
„Ich bin so froh, dass wir zusammen geblieben sind. Es ist jetzt so schön und entspannt miteinander.”
Und ich bin dankbar, dass ich mit meinen Fähigkeiten als Mensch und Coach zur Heilung der Beziehung und Bewältigung der Ehekrise beitragen konnte. Klar habe ich professionelle Ausbildungen und investiere viel Zeit und Geld in Training , um fachlich so gut wie möglich zu sein.
Dennoch empfinde ich es immer als ein Geschenk des Himmels, wenn Liebe neu entfacht und Menschen mehr zum Leben finden. Vielleicht empfinden Hebammen das ähnlich wie Coaches – man darf dabei sein, wenn jemand neu zum Leben kommt. Es fühlt sich so an, als ob man bei einem Wunder dabei sein darf.
Hinweis: In dem Buch Die Hütte und ich. Gott neu vertrauen – eine Reise habe ich den beiden Freunden die Namen “Henk und Henriette” gegeneben. Das will ich aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes beibehalten.
Die Gemälde habe ich im Haus der Belgischen Künstlerin Agnes Nys fotografiert. Ich weiß jedoch nicht, ob sie von ihr selbst geschaffen worden sind oder von einem anderen Künstler stammen. Sie zeigen auf jeden Fall Menschen, die mir fremd sind.
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