Am Morgen bat mich die Freundin der Frau, für die ich gestern gebetet hatte um Gebet für körperliche Heilung. Wenn die wüssten, wie neu das alles für mich ist!!! Das Gebet war aber dann einfach schön. Jesus hat im Gebet einige Verknotungen zwischen Körper und Seele gezeigt. Und dann haben wir für Heilung gebetet.
Wie gut, dass es Menschen gibt, die etwas sehen, wo man selbst noch blinde Flecken hat. Weil Rob, der uns normalerweise betreut, gerade eine Woche Urlaub hat, kam eine Frau aus dem Team hierher, um sich mit mir zu treffen und mich zu fragen, wie es mir geht.
Ich habe ihr von meinen ersten Erfolgen, aber auch von dem Frust, von der Enttäuschung gegenüber Gott, dass ich bisher hier nur so wenig Heilungen erlebt habe, usw. erzählt.
Sie hatte die brillante Idee, mich zu fragen, ob ich das Gefühl der Enttäuschung schon von früher kenne und wenn ja, von wann. Wir haben Gott gebeten, uns zu zeigen, ob das jetzige „Gefühl“, von Gott in meinen Bitten und Hoffnungen nicht gesehen und gehört zu werden, in alten, ungelösten Erfahrungen festhängt.
Nach der Zeit der Stille tauschten wir uns aus. Sie hatte den Eindruck, es hat mit dem Alter von 10 Jahren zu tun. Ich hatte mehrere Szenen von Erlebnissen, die passiert waren, als ich 10 Jahre alt war!
Eine davon war, dass ich – wie die anderen Kinder meines Heimatdorfes – bei einem Feuerwehrfest in unserem Dorf Schilderträgerin für die Feuerwehren aus anderen Dörfern war. Meine Mutter hatte mir geholfen, ein wunderschönes Schild zu basteln. Die Feuerwehrmänner gaben uns Kindern Trinkgeld fürs Schildertragen. Eine Mark pro Person. Ich trug das Schild für eine kleine Gruppe von acht Feuerwehrmännern und bekam folglich acht Mark. Meine Freundinnen hatten zum Teil Gruppen von 50 oder gar 120 Männern. Und bekamen unermesslich viel Trinkgeld. Ich war zutiefst traurig, dass ich nur so wenig bekommen hatte. In mir setzte sich der Gedanke fest „Die anderen bekommen mehr und besseres als ich!“ Und damit verbunden tiefe Traurigkeit.
Der Gedanke „Die anderen kriegen was, ich nicht“ und das damit verbundene Gefühl der Enttäuschung und Hilflosigkeit, kommt immer mal wieder hoch. Gerade in letzter Zeit Gott gegenüber, wenn ich sehe, dass andere Menschen Gaben oder Geschenke von ihm erhalten, die ich mir auch wünschen würde.
Wir haben dann um Trost gebeten und Gott gebeten, mir zu zeigen, was die Wahrheit ist. Ich hatte dann nur den Satz im Kopf „Manchmal hat man Glück, manchmal Pech. Manchmal bekommt man etwas, manchmal nicht!“ Eine banale Wahrheit. Aber dennoch tief tröstend. Es ist unrealistisch zu erwarten, man würde im Leben immer die besten Plätze bekommen – wo sollten dann die anderen hin?
Später sah ich dann im Internet ein Schild aus der Londoner U-Bahn: „Falls du heute einen schlechten Tag hast, dann erinnere dich daran, dass Ron Wayne 1976 seinen 10% Anteil an Apple für 800 Dollar verkaufte. Heute wäre der Anteil 58.056.210.000 Dollar wert.“ Das ist wirklich Pech! Wenn man so will. Wayne sagt in einem Interview selbst, dass er es nicht bedauert, Apple verlassen zu haben. Er Sein Seelenfrieden war ihm wichtiger.
Für mich war das Gespräch und die Gebetszeit mit Claire sehr aufschlußreich. Ich frage mich wie oft ich und andere Menschen vielleicht auch Gedanken und Gefühle auf Gott projizieren, die mit ihm gar nichts, aber auch wirklich gar nichts zu tun haben, sondern ungeheilten Schmerzen entspringen. Es kann sinnvoll sein, sich selbst und Gott zu fragen: Woher kenn ich diese Gedanken oder jenes Gefühl? Wann traten sie zuerst in meinem Leben auf.
Ich will das im Blick haben. Falls ich wieder auf die Idee kommen sollte, Gott etwas vorzuwerfen, was seinem Wesen nicht entspricht, dann will ich mich fragen: Von woher kenne ich das Gefühl? Und Gott bitten, alten Schmerz zu heilen und mir statt dessen seine Wahrheit zu offenbaren.
Zum Schluss hat sie mir noch etwas Spannendes gesagt. Sie meinte der Traum mit dem Dickmach-Kostüm könnte auch meinen Frust, in bestimmten Bereichen durchbrechen zu wollen und keinen Durchbruch zu erleben, bedeuten. Und dass Gott meine Erfahrung damit benutzen wird, um mit anderen mitzufühlen, die an der einen oder anderen Stelle wirklich intensiv kämpfen und noch keinen Durchbruch haben.
Ja, damit mitfühlen kann ich wirklich. Und wie.