Häufig wird darüber diskutiert, ob Glaube oder Religion (je nachdem, welchen Begriff man bevorzugt) an und für sich gut oder schlecht sei. Ich habe – inspiriert durch die Soziologin Brené Brown in Daring Greatly / Verletzlichkeit macht mich stark und die Rabbinerin Sharon Brous für mich drei Gleichungen aufgestellt (das Plus steht hierbei für und und das Minus für ohne)
- Glaube + Leidenschaft – Empathie = Extremismus
- Glaube – Leidenschaft – Empathie = Erstarrung
- Glaube + Leidenschaft + Empathie = Echtheit
Was ich damit meine. Manche Menschen nehmen ihren Glauben leidenschaftlich ernst, so leidenschaftlich, dass sie dabei das Mitgefühl für sich selbst und vor allem die anderen Menschen vergessen, sich nicht einfühlen können, in Menschen, die nicht oder anders glauben und leben.
Die Lösung ist nicht, die Leidenschaft aus der Gleichung herauszunehmen. Denn dann kommt nur noch kalte, erstarrte Religion heraus, die niemanden innerlich nährt. Auch das löscht Leben aus.
Die Lösung scheint mir Glauben mit Leidenschaft zu leben, aber auch mit Empathie und Verletzlichkeit. Mit dem Wissen, dass wir beides sind – Staub und Asche und geschaffen im Ebenbild Gottes. Zu wissen, dass wir manches verstehen, aber nicht alles. Mitzufühlen mit uns selbst und mit anderen. Raum geben für großes Vertrauen. Verständnis haben für großen Zweifel. Wissen, dass Gott immer ein Mysterium bleiben wird und Staunen und Jubeln über das, was er uns über sich offenbart hat.
Tipp
Gottes Vaterliebe Über “Stark Glauben” hab ich ein Quadro geschrieben. Und ich denke, dass gesunder, lebendiger Glaube immer in dem Herzenswissen über Gottes Vaterliebe verwurzelt sein muss – um das zu vertiefen empfehle ich das Quadro Gottes Vaterliebe von Esther und Manfred Lanz.