Am Wochenende war ein Bauingenieur an Bord. Und war – gelinde gesagt – überrascht, wie wir das Projekt angehen. Ein Fachmann, Helge, gelernter Bootsbauer, mit dem ich kooperiere, ab und zu ein Elektriker. Ansonsten Helfer und ich, die wir in der Regel wenig Ahnung von der Materie haben und vieles zum ersten Mal machen. Das ist nicht immer ganz so drastisch wie in dem Fall, als wir einen Helfer baten, der altes Holz zersägen sollte – und unsere Sägeböcke gleich mit zersägte. Aber oft so, dass Arbeitsschritte von Helge oder – falls ich schon weiß, wie es geht – von mir erklärt werden müssen. Was Zeit und Energie kostet.
Der Ingenieur erzählte mir, wie er es machen würde: Einen Kredit aufnehmen, dann Profis kommen lassen und das Schiff zügig fertig bauen. Die Vorstellung hat was (mal abgesehen davon, dass ich schon Kredite in Höhe von drei Jahreseinkommen habe und nicht scharf auf weitere bin): Schnell fertig werden. Das Schiff bald einweihen und benutzen können. Schnell vorwärts kommen. Mal wieder freie Wochenenden haben. Schnell fertig werden. Schneller – statt mühsam, kleiner Schritt für kleiner Schritt. Oh, ich glaub ich wiederhole mich.
Heute habe ich mal ausgerechnet, wie viele Facharbeiterstunden ich noch bräuchte (Profis oder geübte Laien):
- Tischler für Decken, Wände, Böden, Türen: 280 Stunden
- Fachleute für Heizung, Wasser, Sanitär: 80 Stunden
- Elektrik und Solar: 80 Stunden
- Schweißarbeiten, v. a. Reling etc.: 40 Stunden
Alles in allem: 560 Stunden. Dazu noch mindestens genauso viele Helferstunden für Streichen, Malen, Putzen. Nach jetzigem Tempo noch 6 Monate.
Als ich anfing, mir vorzustellen, wie viel schneller das mit Fachleuten gehen könnte, fing ich an zu weinen. Ja, es kostet Energie, vieles mit ungelernten Leuten zu machen. Und ich liebe es, wenn Visionen bald Realität werden und Dinge schnell gehen. Ich liebe Effizienz, egal ob beim Coaching, bei Büchern, beim Putzen oder Bauen. Zwei Wochen ein Team von ein bis vier Tischlern an Bord zu haben, die alle Decken, Böden, Wände und Türen fertig machen – das wäre unfassbar schön.
Mir wurde durch die Auseinandersetzung mit dem Impuls klar, dass mein Denken und meine Vorstellungskraft begrenzt ist. Dass Jesus mir Geld für so viele Facharbeiterstunden geben könnte, sprengt gerade mein Denken. Ich denke da eher klein. Schritt für Schritt. In dem, was gerade geht. Mit dem, was eben an Geld da ist. Ganz anders zu denken, das Schiff schnell fertig zu bauen und dann Darlehen zurück zu zahlen – an die Variante habe ich bisher noch nicht mal im Traum gedacht.
Als ich nachgedacht und gebetet habe, wurde mir klar: Wonach ich mich am meisten sehne, ist Leichtigkeit. Wie die kommt, ist fast egal – das ist etwas, was ich in der Gewaltfreien Kommunikation gelernt habe. Wenn man erst einmal weiß, was das unerfüllte Bedürfnis ist, kann man es auf verschiede Arten erfüllen. In meinem Fall etwa durch Gelassenheit, die langsamen, günstigen, aber eher umständlichen Prozesse zu akzeptieren. Oder durch schnelles Vorankommen. Es ist meine Erfahrung: Wann immer ich herausgefunden habe, was mein Bedürfnis ist, ist die innere Hauptarbeit bereits getan. Der Rest klärt sich dann meist recht schnell.
Dann habe ich mich und Jesus gefragt, wie ER denn mein Schiff am liebsten bauen würde:
- So wie bisher
- Mit mehr Fachleuten
- Mit einer Mischung
Ich dachte an David und die Männer und Frauen, die er um sich gesammelt und geprägt hat. Und an Jesus und seine Nicht-Fachleute im geistlichen Dienst, die er als Team ausgesucht hat. Und daran, wie viel Gutes beim Bauen geschieht. Mit den Menschen, die an Bord helfen, mit mir durch die Begegnung mit ihnen. Wie viele kurze Impulse zwischen Farbe wechseln und Wände rollen weitergegeben werden. Ich dachte an die zwei Menschen, die durch die Begegnungen an Bord erstmals bzw. neu ihr Leben in die Hand von Jesus gelegt haben. Der Dienst des Schiffes hat schon längst begonnen. Menschen werden verändert und erneuert, während sie an Bord sind und anderen und mir begegnen. Das, was ich mir für das Schiff wünsche, wenn es mal fertig wird, geschieht schon jetzt.
Ich spüre, wie kostbar das ist. Das will ich auf keinen Fall aufgeben. Und ich sehne mich zugleich nach etwas Entlastung. Danach, etwas schneller als bisher voranzukommen. Obwohl jeder, der länger nicht an Bord war, den Mund nicht mehr zukriegt. “Boah, seit ihr weit!” (Jeder der erstmals kommt, kriegt ihn auch nicht mehr zu: “Boah, ist das noch viel Arbeit!”). Ich weiß nicht genau, wie Jesus sich denkt, dass die Arbeit am Schiff weitergehen soll, aber ich weiß jetzt, wonach ich mich sehne. Mein Traum wäre: 3 Wochen so wie gehabt arbeiten. Und eine Woche pro Monat eine Fachkraft (professioneller Handwerker oder geübter Laie) oder mehrere an Bord haben, die mit Kompetenz und Erfahrung dazu beitragen, dass das Projekt einen Sprung nach vorne macht.
Und dafür bete ich jetzt: 1 Handwerker-Woche pro Monat. Bis wir fertig sind. Konkret: Dass mir jeden Monat für eine Woche geübte Handwerker mir eine Woche ihrer Zeit schenken oder andere Menschen mir durch zweckgebundene Spenden eine Woche ermöglichen, Fachkräfte projektweise anzustellen. Ich bin gespannt, ob und wie Gott das Gebet erhört. Und wenn ihr wollt, helft mit… durch Kostenübernahme oder indem ihr Handwerkern, die ihr kennt, davon erzählt und sie einladet. Toll sind auch kleine Trupps (2 – 4 Leute, die gemeinsam ein paar Tage anpacken und gern in der Zeit an Bord wohnen dürfen!)
Und auch Nicht-Handwerker sind willkommen. Arbeit gibt es für uns alle noch genug!
(Hatte ich übrigens schon erwähnt, dass es im Sommer herrlich an Bord ist? Sonnenauf- und -untergänge betrachten, grillen und bei Bedarf in die Spree springen! Traumhaft).