10 Tage lang war der erster Coaching-Gast hier – heute ist er von Bord gegangen. Aus Gründen der Vertraulichkeit und des Schutzes der Persönlichkeit will ich nichts über die Inhalte des Coachings sagen. Doch ich möchte drei Sätze von ihm zitieren, die mich sehr bewegt haben-.
- “Ich war überrascht, wie unfertig es hier an Bord noch ist. Als ich von “Testbetrieb” las, dachte ich, es ist schon fast fertig. Und es fehlen nur noch Kleinigkeiten.”
Dieser Satz bringt mich zum Schmunzeln. Und Nachdenken. Ich glaube, es ist typisch deutsch, zu denken, dass etwas ziemlich perfekt und fertig sein muss, bevor man so richtig beginnen kann. Meine Antwort darauf war: “Meine Vision für das Schiff ist, dass Menschen einen Raum haben, an dem sie sein können…. und dass sie Begleitung durch mich (oder andere professionelle Coaches) bekommen. Dafür braucht man einen Raum – der ist vorhanden…wenngleich ich natürlich möchte, dass er in den nächsten Wochen noch schöner wird. Das zweite, was nötig ist, bin ich. Ich bin auch da. Vielleicht stellen sich viele Menschen bei der Erfüllung ihrer Träume und Visionen selbst ein Bein oder blockieren sich selbst, weil sie denken, sie bräuchten unendlich viel, um beginnen zu können. Mit den meisten Dingen kann man einfach beginnen. Betonung auf einfach. Und dann auf beginnen.
- Es tut so gut, einem Menschen wie dich zu treffen, der einem keine Rezepte anbietet.
Flachsend habe ich geantwortet .”Kochrezepte für Menschen brauchen nur Kannibalen.” Doch hinter diesem Kompliment höre ich eine Menge Schmerz. Den Schmerz darüber, als dumm und inkompetent dargestellt zu werden: “Du musst doch nur dies oder jenes tun, dann wird das schon wieder!” Den Schmerz, nicht gesehen zu werden, sondern wie eine Nummer oder ein Problemfall behandelt zu werden, für den man nur die richtige Formel anwehten muss. Den Schmerz der Verurteilung, wenn man den – ja so gut gemeinten Ratschlag – nicht angenommen hat. Und zu dem eigenen Frust auch noch die Abwertung der anderen ertragen muss.
Ja, es gibt Prinzipien und Muster. Und ich liebe es, hilfreichen Tools auf die Spur zu kommen. Zugleich bin ich überzeugt davon, dass jeder Mensch und jede Problemstellung einzigartig ist. Und sich in der Regel schnellen Antworten verweigert. Die meisten Menschen sind nicht so dumm, dass sie die einfachen Antworten, die man schnell mal geben kann, nicht selbst entdecken könnten. Für meine Arbeit ist es essentiell, Menschen etwas zuzutrauen. Sie sind Experten für ihr Leben. Kennen sich und ihr Leben weit besser als ich es jemals begreifen könnte. Und ich bin Expertin für Entdecker-Tools. Auf Einladung – will ich mich gern gemeinsam mit ihm einem Menschen auf die Suche nach Neuem machen und ihn – durch hoffentlich hilfreiche Fragen – dabei unterstützen, Schätze, Impulse und Möglichkeiten zu entdecken, die wirklich zu seinem Leben passen.
- “Noch nie in meinem Leben hat sich ein Mensch so viel Zeit für mich genommen, wie du!”
Dieser Satz bringt mich zum Weinen. Die Woche, in der er zu Gast war, war tatsächlich außergewöhnlich ruhig und ich hatte viel Freitaum. Und so konnte ich mir – an den Tagen, an denen wir uns sahen, ein bis drei oder auch mehr Stunden Zeit zum Zuhören, Coachen, Fragen nehmen. Und zu Hause zum Reflektieren, Nachdenken, Beten. Dennoch – so viel war es nicht. Vielleicht 10, vielleicht 15, vielleicht 20 Stunden. Da lebt ein Mensch Jahrzehntelang, besucht sogar Schulen, auf denen man das Leben lernen soll…und kein Mensch nimmt sich je richtig Zeit für ihn. Mich schmerzt das zutiefst. Auch weil ich ahne, dass das kein Einzelfall ist. Viele Menschen stecken krass viel Zeit und Energie in Ausbildungs- und Trainingskurse, aber wer nimmt sich die Zeit…für einen Menschen.
Ich ahne, dass das Schiff einen Bedarf stillen kann… und werde weiter bauen… damit es Schritt für Schritt schöner und wohnlicher wird.
Liebe Kerstin,
das liest sich nicht so leicht, was du schreibst.
Das bewegt mich, alle drei angeführte Punkte…
Vor allem der zweite zitierte Satz: das war eines der Dinge, die mir in meiner schwersten Zeit, als ich regelmäßig bei meiner Therapeutin war, so wertvoll geworden sind. Meine Therapeutin hatte viel Verständnis, sah den noch ausbaufähigen Raum in mir, aber führte mich so genial, dass ich ihn selbst entdecken und gestalten konnte!! Ich bin ihr so dankbar wie dein Gast dir ist!
Mach weiter so!
Ich erbitte “Gunst” von Gott für dich und deine Projekte!
LG Karin
Hallo Kerstin,
… hätte Lust, selbst mal mitzuhelfen, dass der ‘unfertige Teil’ kleiner wird [trotz dessen, dass ich (außer, dass ich keine Angst hab, mich schmutzig zu machen;) nichts wüsste, was ich da “gut” machen kann]
“Rezepte” anbieten… das kommt mir soooo bekannt vor!
… denke, das kennt doch irgendwie jeder… selbst mit Rezept geht immer mal wieder was daneben… wobei, ich kann aber wirklich einfach nicht (so gut wie viele andere) kochen und bin dann andermal hin & wieder selbst überrascht, wie gut dann gelegentlich etwas auch “ohne Rezept” gelingen kann 😉
Zum 3. Punkt klingt mir direkt “Zeit ist Geld” in den Ohren…
wünschte mir bei meiner Arbeit manches Mal, mehr Zeit zur Verfügung zu haben… und / oder halt mich selbst besser organisieren und strukturieren zu können … aber da helfen (mir) eben auch keine sonst allgemein gültigen “Rezepte” 😉
Wünsche dir Gottes Segen für deine Arbeit und dein “Projekt”!
LG Lucia
Liebe Karin,
das kann ich mir vorstellen, dass du da mitfühlen kannst. Mich bewegt das – einige Tage später – immer noch sehr stark.
Danke, dass Du Gunst für mich erbittest…derzeit brauche ich die vor allem für den Liegeplatz…beim potentiellen Vermieter und den Behörden…und natürlich auchb ei allen potentiellen Spendern…dass sie das Projekt gern unterstützen.
DANKE Dir! Kerstin
Liebe Lucia,
wie schön, was du schreibst….
Und: Du bist superherzlich willkommen, mitzuhelfen, dass der unfertige Teil fertig wird. Es gibt einige Facharbeiten, für die man Handwerker braucht, aber VIELE Arbeiten, die jeder kann…und die einfach nur Zeit brauchen…
Nebenbei ist vielleicht / wahrscheinlich etwas Zeit und Raum, gemeinsam Ideen für deine Baustellen zu entwickeln….
Lieben Gruß
Kerstin