Der Tag begann gut. Mit zwei Träumen. In einem träumte ich vom Stapellauf meines Schiffes – noch ein Wunschtraum, der aber in den nächsten Monaten Realität werden dürfte.
Und dann träumte ich von einer Freundin aus Berlin, die mir im Traum erzählte, dass sie es bedauert, eine Operation hat machen lassen, aber jetzt das Beste draus macht. Hmmm?
Im der Auslegung zum täglichen Bibelstudium ging es darum, dass durch den Sündenfall auf drei Ebenen Zweifel in unser Leben gesät worden waren:
- Zweifel an Gottes Versorgung
- Zweifel an Gottes Liebe
- Zweifel an Gottes Autorität
Plötzlich wurde mir klar: Vertrauen auf einer Ebene heißt nicht, automatisch, dass man auf den anderen Ebenen auch glauben kann. In den letzten Jahren hat Gott mein Vertrauen, dass er mich liebt, stark vertieft. Er hat mir sogar mal gesagt: „Du bist in meiner Schule der Liebe und hast eben das erste Lehrjahr bestanden.“ Das war von ein paar Jahren. Ich hoffe dass ich da weiter bin.
Ich kenne eine ganze Reihe Christen, die richtig tief in der Liebe Gottes verankert sind. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie in Gottes Autorität gehen oder Vertrauen in seine Versorgung haben. Ich selbst hab immer wieder mit Zweifeln an Gottes Versorgung zu kämpfen gehabt. Es ist ein Bereich, in dem ich achtsam mit meinem eigenen Herzen sein will, um nicht in Misstrauen zu gehen. Die Zweifel an Gottes Autorität – besonders im Bereich Heilung – saßen so tief, dass ich sie nicht mal als Zweifel wahrnahm. Ich ging davon aus, dass ohnehin nichts passiert. Das ist krass tiefsitzender Zweifel.
Ich bin froh, dass mir das bewusst wird – und dass mir auch durch das Nebeneinanderstellen der drei verschiedenen Ebenen des Vertrauens, klar wurde, dass ein „noch mehr“ von dem, was man schon hat, nicht automatisch die anderen Ebenen ausfüllt. Wer Vertrauen in Gottes Autorität hat, muss noch lange nicht in seiner Liebe verankert sein. Und wer weiß, wie sehr er geliebt ist, kann trotzdem an Gottes Versorgung oder Macht, einzugreifen, zweifeln. Am besten, man wächst in allen drei Bereichen. Meine zwei Wachstumsherausforderungen sind mir jetzt erst mal klar.
Dann hab ich geweint. Ich habe darüber nachgedacht, dass ich in ganz Berlin niemanden kenne, der im Bereich göttliche Heilung trainiert ist und regelmäßig von Gott darin gebraucht wird. Ich kenne viele Christen in der Stadt, aber in dem Bereich niemanden. Keinen! Mich hat das zutiefst erschüttert. Die Stadt hat drei Millionen Menschen, von denen viele Hilfe und Heilung brauchen! Immer wieder habe ich geweint. Auch als ich den anderen von Trainings-Treffen, das hier stattfindet, davon erzählt habe. Mich trifft das sehr.
Später, als ich bei einem Spaziergang darüber nachdachte, fiel mir eine Begebenheit ein, die mir Sascha Flek erzählt hat. Sascha ist Tscheche und er hat sich eines Tages bei Gott ausgeweint: „Liebst du die Engländer mehr als uns – sie haben die Bibel in X verschiedenen Übersetzungen – und wir haben nur eine 700 Jahre alte Übersetzung, die keiner versteht. Liebst du uns nicht auch?“ Immer wieder klagte er Gott seinen Schmerz. Bis Gott antwortete: „Was meinst du, warum ich dir das so aufs Herz gelegt habe?“ Die einzig logische Antwort, die Sascha einfiel formulierte er gleich in einen Protest „Du kannst nicht meinen, dass ich die Bibel übersetzen soll…ich kann das nicht!“ „Doch!“. Nach einer kleineren Auseinandersetzung, bei der Gott gewann, setzte sich Sascha an den Schreibtisch und fing mit dem an, was er übersetzen konnte – Matthäus 1: „Adam zeugte….“
Es schien, als würde Gott mich fragen: „Kerstin, warum meinst du, hab ich dir das aufs Herz gelegt?“ „Herr, du kannst doch nicht im Ernst meinen…“ „Doch!“ „Puh!“
Aber das war erst am Nachmittag. Beim Meeting traf ich zwei Frauen wieder, für die ich letzte Woche um Heilung gebetet habe. Eine sagte, ihre Nackenprobleme sind seitdem weg. Und sie konnte problemlos schlafen. Die andere sagte, nichts hat sich verändert.
Eine andere Frau schrieb mir ein Feedback: „Bisher kann ich nur sagen, dass ich seit dem Gebet durchschlafen kann – das ging lange nicht mehr. Und mein Mann sagt, ich bin fröhlicher und gelassener. Für den Rest der körperlichen Heilung vertraue ich Gott.“ Das ist eine Quote von 50 : 50 offensichtlich erhörte Gebete zu Gebeten, bei denen bisher nichts Erkennbares geschah.
Gemessen an meinen bisherigen Gebeten für Heilung, bei denen das Verhältnis von erhörten zu wohl eher nicht erhörten Gebeten eher bei 1: 100 oder 1:1000 lag, finde ich das ziemlich ermutigend. Es geht ja nicht um „Erfolg“ im Sinne von Medaillen, sondern darum, leidenden Menschen in der Autorität Jesu dienen lernen zu wollen – und das möglichst effektiv – vielleicht ähnlich wie ein Evangelist lernen möchte, das Evangelium so weiterzugeben, dass viele Menschen es verstehen und annehmen.
Nach dem Treffen kam fiel mir der Traum wieder ein – und da zwei Frauen hier den gleichen Namen haben wie die Freundin, von der ich geträumt habe. Ich hab also gefragt: „Hattest du eine Operation, die du jetzt bereust!“ Eine Frau sagte nein. Die andere „Ja!“ Sie wurde als junge Frau zu einem Kaiserschnitt überredet, der medizinisch wohl nicht wirklich notwendig war, aber negative Folgewirkungen auf ihren Körper hatte. Sie freute sich, dass ich dafür beten wollte. Das haben wir dann gleich gemacht. Ich finde es spannend, dass Gott Träume benutzt, um mich auf Sachen aufmerksam zu machen, die ich nicht wissen kann. Und wenn Gott schon ein Problem aufdeckt, dann liegt für mich die Vermutung nahe, dass er es auch heilen will.
Und dann hat mir noch eine Frau erzählt, dass ich ihr bei der Konferenz einen Impuls weitergegeben habe, der ihr sehr weitergeholfen hat. Ich empfand, Gott sagt ihr, sie soll sich jetzt kein Kopfzerbrechen um ihre Berufung und Zukunft machen, das würde Gott ihr jetzt noch nicht sagen, sondern zur richtigen Zeit Schritt für Schritt zeigen. Weil mir das englische Wort für Kopfzerbrechen nicht einfiel, habe ich ihr erklärt, dass man auf Deutsch sagt, dass man den ganzen Kopf kaputt macht, zerbricht, wenn man zu viel über Dinge nachdenkt, die man gerade noch nicht lösen kann. Das hat ihr sehr geholfen, gelassener zu werden.
Einige aus der Gruppe haben dann noch für Sua und mich gebetet, weil es unser letztes gemeinsames Treffen ist. Einer der Männer empfand, dass Gott mich gebrauchen will, um da Farbe zu bringen, wo andere nur schwarz-weiß denken können. Das fand ich ebenso spannend wie schön.
Als ich später bei herrlichem Wetter einen Spaziergang machte und an einem kleinen Wasserfall stand, dachte ich über den Impuls nach. Ich glaube bei Heilung denken viele Menschen nur schwarz – weiß. Entweder Gott heilt. Oder nicht. Entweder man hat eine besondere Gabe der Heilung oder nicht. Entweder Gott will heilen. Oder er will nicht. Entweder Heilung fließt wie ein Wasserfall durch einen von Gott mächtig gebrauchten Menschen. Oder es ist wie Wüste.
Ich glaube das Bild ist in Wahrheit viel bunter. Wo ein Wort der Ermutigung ausgesprochen wird, fließt Heilung. Manche Menschen werden von Gott eher im Bereich der seelischen oder sozialen Heilung gebraucht. Andere eher körperlich. Medizinische Heilung und göttliche Heilung gehen manchmal Hand in Hand. Manchmal nicht. Manchmal arbeiten sie miteinander. Manchmal fast gegeneinander. Heilung ist eine Gabe, die man geschenkt bekommt. Heilung ist eine Gabe, die man trainieren kann, Alle können heilen – das glaube ich wirklich, genau wie jeder Jünger Jesu das Evangelium weitergeben kann. Manche haben eine besondere Gabe dafür. Heilung ist bunt. Unendlich bunt.
Wie die Natur, durch die Gottes Atem fließt. Bei meinem langen Spaziergang habe ich die Frühlingsbäume bestaunt, die sich im Wind wiegten, die gefleckten ! englischen Schafe, die auf einer Wiese weideten – so was hab ich noch nie gesehen. Meine Schwanenfamilie kam wieder raus und eines der Küken führte mir ein Kunststück vor, dass er oder sie erst neu gelernt hatte: Mit den Flügeln flattern und sich im Wasser aufrichten. Ich war stolz auf das Kleine!
Und an einer Ecke tummelten sich Mücken, die auf und Kaulquappen, die unter dem Wasser tanzten. Mir fiel Pslam 29 ein, der davon spricht, wie die ganze Schöpfung Gottes Atem vibriert… ich hatte das nicht mehr richtig im Kopf, dachte, es heißt da: Der Geist Gottes macht das alles. Im Psalm steht aber „Die Stimme Gottes…“ Aber da die Stimme Gottes nur sagt und tut, was der Geist Gottes sagt passt das auch.
Gott ist und belebt wunderbar. Vielfältig. Bunt.
Liebe Kerstin,
danke, dass du uns so offen an deinem Erleben
teilhaben lässt. Ich ziehe unendlich viele Impulse
und Anregungen und Ermutigungen daraus.
Berlin ist deine Stadt! Be blessed!
LG Ursula
Hi Kerstin,
schön, so detailliert von deinen Erlebnissen zu lesen.Du bist wirklich eine wunderbare Frau!
Sehr spannend, was du so alles erlebt hast.
Ich beschäftige mich mit dem Thema Heilung ja wirklich schon viele Jahre. Und mir stößt es immer auf, wenn man davon spricht, dass der Mensch jemand geheilt hat. Die Heilung bewirkt doch immer Gott, wir sind die Kanäle, durch die seine Kraft fließt.
Und das zu trainieren, wie die Kraft fließen kann, das find ich spannend und ermutigend.
Ich wünsche mir das auch so, dass da noch mehr passiert!! Gestern habe ich ein so bewegendes Video gesehen von einem Gebet, das für einen Jungen im Rollstuhl gesprochen wurde, der dann wirkich gehen konnte! ( hab ich auf fb gepostet).
Deine Anmerkung, dass Heilung vielfältig geschieht, gefällt mir, das ist mein Empfinden auch .
Und ich möchte auch beriet sein, für Heilung zu beten, selbst wenn ich sie am eigenen Körper -noch- nicht erfahren habe, im Gehorsam die Hände auflegen und beten.
Und ich würde deinem Empfinden sehr zustimmen: wenn du es so auf dem Herzen hast und es eine Last für dich ist, dann liegt darin ein Stück weit eine Berufung für dich.
Sei ganz dolle gesegnet!
Karin