Heute Morgen las ich auf Facebook:
“There can’t be a true intimacy if we are demanding the other to fill up our sense of need or lack or want. … We all have this deep intuition of real intimacy, we all know on some level the potential of our relationship and yet over and over again we find that our relationships are spoiled by our projecting of our needs and fears onto the other person.” Rupert Spiral
Kurz zusammengefasst: Erwartungen an den anderen, unseren Bedürfnisse zu erfüllen zerstören Intimität. Plötzlich hat es in meinem Hirn klick gemacht. Und ich habe drei Dinge verstanden:
- Zum einen, dass sich das auch auf die Beziehung zu Gott bezieht. Natürlich dürfen wir mit unseren Bedürfnissen und Nöten zu ihm kommen. Doch echte Intimität ist das noch nicht.
- Zum Zweiten: Intimität muss nicht kitschig sein. Viele Christen, die ich kenne, sprechen von ihren intimen Begegnungen mit Jesus in Worten und Bildern, die für mich kitschig oder süsslich wirken. Und ich vermute, dass mich das ein gutes Stück weit in meinen eigenen Versuchen, Jesus nahe zu kommen blockiert hat.
- Intimität heißt nichts anderes, als das mitzuteilen, was man erlebt. Und dann miteinander in Resonanz zu gehen. Das muss nicht immer „Ich liebe dich!“ sein, sondern auch: „Boah, dieser Wein schmeckt wirklich mundig. Findest du nicht auch!“ „Ja, ich hab ihn an sonnig-steinigen Hängen wachsen lassen. Ich freu mich, dass du ihn magst.“
Ich war dann lange spazieren und hatte den Impuls das Buch „Gebet als Begegnung“ mitzunehmen (Sehr hilfreiches Buch für alle, die sich nach tieferer Begegnung mit Gott sehnen). Da geht es in einem Kapitel darum, mit Gott spazieren zu gehen. Im Grunde sagen die Autoren: Geh langsam. Nimm auf, was du siehst. Nehme Gott an deiner Seite wahr.
Gaaaanz langsam zu gehen kriege ich bei meinem Temperament noch nicht wirklich hin, aber ich habe das Tempo drastisch reduziert, die Landschaft, einzelne Pflanzen und Tiere tief auf mich wirken lassen. Einiges hat sich intensiv in meine Gedächtnis eingeprägt: Wiesenschaumkraut im Wind, ein vom Blitz getroffener Baum, der Kanal. Ich hab es tief genossen, dass Gott bei mir war.
Der Wunsch, Gott näher zu kommen, ist – neben dem Wunsch, in Heilung und dem Übernatürlichen zu wachsen – mein größtes Anliegen für die Zeit hier.
Auch im Bereich Übernatürliches geht es voran. Ich wünsche mir ja immer noch, dass die ganze Sache mit Heilung lernen blitzschnell geht, aber Sua hatte beim Beten für mich gestern den Impuls, Gott würde meine eigenen Herausforderungen in dem Bereich nutzen, um mich Dinge zu lehren. Na klasse! Trotzdem hab ich zu Jesus gesagt: „Es ist ok. Ich will lernen. Auch wenn mir die Schnellvariante lieber wäre!“
Ich bin am Späten vormittags – vor dem langen Sapziergang mit Jesus – zu einem Flohmarkt gegangen, weil ich dachte, da könnten Leute sein, denen ich Gebet anbieten kann…ich will ja wachsen und lernen. Als ich losging, sah ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen Mann humpeln. Hier war Halbmarathon und er sah aus, als hätte er eine Muskelzerrung. Ich hab´s irgendwie verpasst, zu ihm hinzugehen. Ich glaub bei der Sache muss man lernen schnell zu sein, auf einen Impuls zu reagieren, bevor der Kopf anfängt, querzuschießen… und man dann zu blockiert ist. War ein bisschen traurig.
Der Flohmarkt war auch vorbei, also hab ich mir erst einmal in ´nem Pub nen Kaffee gegönnt und im Buch von Aliss gelesen „Tagebuch der Wunder“. Manchmal musste ich gegen Neid ankämpfen. Was die Frau erlebt. Und mit welcher Leichtigkeit. Dann dachte ich: Ich weiß, dass es auch Menschen gibt, die mich um das beneiden, was ich erlebe. Meistens sieht man von außen nur die Ergebnisse, nicht, was ein bestimmter Weg gekostet hat. Und ich hab mich wieder entschieden, dem Neid keinen Raum zu geben, sondern Jesus weiter zu bitten, dass er seinen Weg mit mir geht.
Dann kam ich mit einer älteren Frau mit Gehstock ins Gespräch, die gestern übel auf den Rücken gestürzt war. Ich betete für sie. Für Heilung – und dass sie irgendwo ein Exemplar des gleichen Mantels finden würde, um den sie mich so beneidet hat. Sie spürte nicht, meinte aber, sie würde an mich denken, wenn es besser würde. Ich meinte, dass sie in dem Fall Jesus danken sollte.
Der Mann mit Gips, den ich ansprach, erzählte mir, dass der Gips am nächsten Tag abgenommen würde und er auch keine Schmerzen mehr habe. Für einen Geheilten zu beten, macht nun wirklich keinen Sinn.
Für die Kellnerin hatte ich einen Impuls. Ich „sah“ einfach, wie Jesus sie sieht. Das finde ich wirklich leicht. Ich sehe das einfach. Der Mensch hat diese oder jene Gaben und Jesus schätzt das an ihm. Das zu kommunizieren finde ich ganz einfach. Und habe immer erlebt, dass Menschen berührt und bewegt von dem waren, was sie gehört haben und sich bedankt haben. Ausnahme: Ein Mann eine Stunde später, der „no thanks“ sagte und mitten im Satz weglief…ich hab den Staub von meinen Schuhen geschüttelt und bin weitergelaufen.
Eine Spaziergängerin, die ich – weil es so aussah fragte, ob sie Gehprobleme hat, verneinte. Als sie dann weiterging, konnte ich ganz klar sehen, dass sie sehr schräg lief. Es wirkte, als ob ein Bein merklich kürzer war als das andere oder dass die Hüfte schief stand. Normal sah es auf keinen Fall aus. Aber vielleicht hat sie das nicht als „Gehproblem“ definiert. Lernerfahrung: Künftig Menschen genau beschreiben, was mir aufgefallen ist z. B. „Ich habe gesehen, dass ihr Gang sehr unrythmisch wirkt oder etwas in der Art.“
Das für mich das schönste Erlebnis des Tages. Ich sah einen Mann mit einer großen Plastikschiene um sein Bein. Er hatte beim Sport die Bänder gerissen. Als ich betete, spürte ich plötzlich den Heiligen Geist. Menschen nehmen Gottes Geist ja unterschiedlich wahr. In der Apostelgeschichte sahen sie Feuerflammen, manche Menschen spüren die Gegenwart des Heiligen Geistes in Form einer emotionale Berührung – sie fühlen eine innere Wärme oder beginnen sanft zu weinen oder ein Wort Gottes brennt in ihrem Herzen wie bei den Jüngern von Emmaus. Oder beginnen zu lachen, weil der Heilige Geist ihnen Lasten abnimmt oder sie erfrischt. Andere werden – wie manche Propheten des alten Testaments – kraftlos oder beginnen zu zittern. Ich spüre den Heiligen Geist selten emotional, aber relativ häufig ist es so, als ob plötzlich aus meinen Lungen eine Kraft herauskommt – gelegentlich auch mit Geräuschen verbunden, die wie „Ho“ klingen.
Als ich für das Knie des Mannes betete, entfuhr mir plötzlich so ein „Ho“. Nicht laut, ich glaube auch nicht, dass er es gemerkt hat, weil ich ja an seinem Knie kniete, während er ja stand. Meine Frage, ob er etwas gespürt habe, verneinte er. Aber für mich war es ein Zeichen: Boah, da ist gerade etwas vom Heiligen Geist durch mich durchgeflossen.
Mich hat das total ermutigt. Ich glaube, dass der Heilige Geist da ist – egal, ob wir ihn spüren oder nicht. Aber es ist schön, ihn zu spüren. Und da ich das beim Beten für Kranke bisher noch nie gespürt habe, sondern mich immer ziemlich trocken und kraftlos fühlte, sehe ich das Erlebnis heute als Vorboten des Gebets, dass ich ein Kanal sein möchte, durch den Gottes Heilung fließen kann…vielleicht waren das die ersten Tropfen. Mögen es Liter und Ströme werden.