„Ich hab ja nicht viel Kleidung!“ dachte ich. „Ich mache da nur mit, um die Teilnehmer an meiner Kleiderschrank-Challenge und meinem Online-Lebenstraining LEO zu motivieren.“
So kann man sich irren.
7 Tage lang sortierte ich – immer in meiner Mittagspause – eine andere Kategorie Kleidungstücke aus: Schuhe, Socken, T-Shirts, Hosen…
Erst wurde alles aus den Schränken geräumt, dann kam das, was ich gerne trage und mag, wieder hinein.
Was ich häufig trug und mochte, durfte im Kleiderschrank bleiben, der Rest kommt weg – entweder zu Freundinnen oder zu einer sozialen Einrichtung.
Überrascht stellte ich fest: Es gab vieles, das ich kaum trage und auch nicht sonderlich liebe. Viel mehr als ich vorher dachte.
Am Ende, waren es etwa 100 Kleidungsstücke, die sich in meinen Schränken angesammelt hat, ohne dass ich es wirklich nutzen würde.
Ich habe einiges gelernt.
Meine Aha-Erlebnisse bei der Kleiderschrank-Challenge
- Vorsicht mit geschenkten Sachen
Ein gutes Drittel der Kleidungsstücke, die ich aussortierte, waren Sachen, die ich einmal geschenkt bekommen habe. Pelzkrägen von meiner Mutter, Shirts und Strickjacken von einer Freundin…
Das war ja vielleicht sehr nett von den Menschen – oder sie wollten vermutlich ihren Kram auch nur loswerden wollten. Mir fiel es schwer, „Nein“ zu sagen. Rein theoretisch kann man immer ein neues Teil gebrauchen.
So landeten die Sachen in meinem Schrank. Die wenigsten davon habe ich häufig getragen. Es war eben doch nicht wirklich passend für mich. Die Ausnahme: 5 tolle Jeans, die wie angegossen passen. Die liebe ich.
Ich habe gelernt:
- In Zukunft will ich schneller „nein“ sagen, wenn mir Kleidung angeboten wird, die nicht 100% zu mir passt.
- Ich will anderen Menschen selbst nichts sanft aufdrängen. Aber natürlich habe ich mich gefreut, als eine Freundin sich sehr über einen meiner Pullis und ein Seidentuch gefreut hat. Die waren genau ihr Stil!
- Dinge zu verbrauchen ist oft zu langsam
Meine Lieblingsstrategie beim Reduzieren ist, Dinge so lange zu nutzen oder Kleidung und Schuhe so lange zu tragen, bis sie nicht mehr brauchbar sind. Das ist ökologisch, sinnvoll.
Die Strategie ist allerdings sehr langsam. Vor ein paar Jahren hatte ich 35 Paar Socken und einige Strumpfhosen. 20 Paar Sockekn halte ich für ausreichend. Es sind in zwei Jahren nur etwa 8 Paar weniger geworden.
Schrittweise Reduktion funktioniert, wenn man nichts Neues kauft. Doch es dauert meist sehr lange. Das ist besonders bei Kleidung etwa T-Shirts der Fall, weil ich doch meist meine Lieblingsstücke anziehe. Währenddessen hat man die kaum benutzen Sachen im Schrank und es wird nur sehr langsam weniger. Weil ich das nicht will, muss man andere Wege finden.
Ich habe gelernt: Wenn man viel zu viel von etwas hat, aber die Sachen loswerden möchte, ist die Strategie: Ich reduziere Schritt für Schritt zu langsam. Da darf manches auch verschenkt werden.
- Herz lauter sprechen lassen als den Kopf.
Oft meldet sich beim Aufräumen schnell der Kopf: „Das könntest du ja noch hierfür gebrauchen!“ Oder „Vielleicht gibt es ja doch noch mal einen Anlass, diese Schuhe zu tragen!“
Hier spricht manchmal die Stimme der eigenen Vernunft, oft aber auch einfach nur verinnerlichte Stimmen von Autoritätspersonen. „Man wirft nichts weg…!“
Mein Ziel war nicht nur, Dinge zu reduzieren. Das ist aufs Negative fixiert: Was kann / muss weg. Ich wollte mich aber – inspiriert von Marie Kondo – auf das Postitve fokkussieren.
Nur was ich liebe darf um sich sein, sage ich oft. Und übe mich darin, es mehr und mehr zu praktizieren.
Manchmal helfen Fragen:
- Liebe ich es tatsächlich?
- Macht es mich froh?
- Ist es ein Lieblingsstück?
Neben den Fragen war es mir aber noch wichtiger, auf mein Herz zu hören und zu spüren, was mein Herz sagt. Perfekt kann ich das noch nicht, aber ich übe weiter.
Ich habe gelernt: Der Kopf ist oft schneller als das Herz. Das Hinhören auf die Stimme des Herzens braucht Zeit und Raum.
Die Kleiderschrank-Challenge 2020 ist vorbei. Ich freue ich mich auf 2021!
Ich war überrascht, wie viele Sachen ich doch in meinem Kleiderschank hatte. Ich fand es anstrengend und bin stolz und glücklich, dass ich meine Sachen durchforstet habe.
Ich weiß jetzt, welche zwei Kleidungsstücke ich demnächst wirklich brauche und welches eine Paar Schuhe. Die suche ich jetzt gezielt.
Ich habe mich entschieden: Nächstes Jahr mache ich das wieder. Weil sich mein Geschmack vielleicht ein wenig ändert, mein Körper vielleiht auch.
Ich bin sicher, dass ich in den nächsten 12 Monaten noch eine ganze Reihe weiterer Kleidungsstücke reduzieren werde, weil ich sie verbraucht habe (Unterwäsche und Socken) oder weil ich beim Tragen festgestellt habe, dass ich sie nicht wirklich liebe.
Ich bin dankbar für die Kleiderschrank-Challenge 2020 und freue mich auf 2021.
Falls du noch mitmachen willst: Die Anleitung zur Kleiderschrank-Challenge und die einzelnen Kategorien findest du hier.