Die fünf Sprachen des Verzeihens

Oder…warum Rechtfertigung nichts nützt.

Gerade lese ich auf Englisch Die fünf Sprachen des Verzeihens von Gary Chapmann und Jennifer Thomas. Ich finde den Grundgedanken einleuchtend, dass man die Bitte um Vergebung unterschiedlich zum Ausdruck bringen kann.

Man kann betonen, dass man

– mit dem anderen mitfühlt: es tut mir leid

– Verantwortung für das eigene Handeln übernimmt: Ich habe falsch gehandelt.

– den Schaden wieder gut machen möchte: Ich möchte das wieder in Ordnung bringen.

– das eigene Verhalten ändern möchte: Ich werde mich darum bemühen, in Zukunft anders zu handeln

– um Vergebung bittet: Bitte vergib mir.

Je nachdem, was für den „Geschädigten“ das Wichtigste ist, wird die Bitte um Verzeihung mehr oder weniger gut ankommen. Das macht für mich viel Sinn. Manchmal genügt es mir zum Beispiel nicht, dass Jemand nur sagt „Das tut mir leid.“ Das gibt mir keine Sicherheit, dass es in Zukunft anders wird.

Auch wenn die Autoren das nicht explizit geschrieben haben, wurde mir beim Lesen wurde mir auch klar, warum Rechtfertigungen nicht gut ankommen.

Wenn Jemand ein Verhalten rechtfertigt bringt er damit zwei Dinge zum Ausdruck.

– Ich hatte einen guten Grund / ein gutes Motiv so zu handeln. Bitte nimm das wahr. [Anmerkung: Das ist eigentlich ohnehin klar. Wir tun in der Regel nichts, ohne dass dahinter eine gute Absicht steht. Beispiel: Uns zu verteidigen / zu schützen ist eine gute Absicht, die eigentlich unserem Leben dienen soll. Nur die Art und Weise wie wir es manchmal tun ist nicht förderlich für Beziehungen und das Leben anderer. Wenn jemand sich rechtfertigt kann dahinter die Bitte stehen: Bitte nimm mich wahr und registriere, dass ich mit meinem Verhalten eine gute Absicht verfolgt habe.]

– Ich halte das Handeln für gerechtfertigt und würde in einer ähnlichen Situation wieder so handeln.

Wenn jemand auf Rechtfertigung verzichtet sagt er:

– Ich hatte einen guten Grund / eine gute Absicht, so zu handeln, wie ich gehandelt habe, sonst hätte ich das ja nicht getan. Ich vertraue darauf, dass du das wahrnimmst und anerkennst.

– Und: Ich habe dich und deine Bedürfnisse nicht im Blick gehabt.  Die nehme ich jetzt in den Blick und stelle fest: Mein Handeln war nicht optimal / gut, weil es dich irritiert, verletzt hat. Das nächste Mal werde ich nach einem Weg suchen, wie ich meine eigenen guten Absichten und deine Bedürfnisse besser berücksichtigen kann.

Das entlastet und macht den Weg für ein neues Miteinander frei.


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