Flüchtlingslager Moria auf Lesbos – Hintergründe
Tag 1 in Moria
Auf der Welt gibt es aktuell etwa 68,5 Millionen Flüchtlinge, 57% davon stammen aus drei Ländern: Afghanistan, Syrien und Süd-Sudan. Fast die Hälfte davon sind Kinder im Schulalter.
Das Lager Moria auf Lesbos, in dem wir mithelfen, ist eigentlich als HotSpot geplant gewesen – also ein Ort, wo an einer Stelle mit hohen Ankuftszahlen von Flüchtlingen die Geflüchteten sich nur 2 – 3 Tage aufhalten sollten, um registriert zu werden. Das war der Plan.
Aktuelle Situation auf Lesbos
Die Realität ist, das die meisten Menschen dort zwei Monate bis zwei Jahre warten müssen, bis klar ist, ob sie blieben können oder wieder abgeschoben werden.
Das Übergangslager war für 2500 Menschen geplant, letztes Jahr im Herbst, lebten 9000 Menschen hier, dann wurden etwa 4000 auf Lager im griechischen Festland verteilt, jetzt sind es nur etwa 5500. Das ist immer noch viel zu viel, bis zu drei Familien teilen sich einen Container, andere leben in Zelten.
Weitere 4500 leben in anderen, kleineren Camps auf Lesbos.
Menschen die im eigentlichen Lager keinen Platz mehr finden, bauen sich im sogenannten Dschungel , einem angrenzenden Olivenhain, aus Paletten, Planen und sonstigen Behelfsmaterialien Unterkünfte.
Hilfe für die Menschen
Die Menschen erhalten täglich Nahrung von der griechischen Regierung, außerdem ein Taschengeld von 90 Euro im Monat.
Hilfsorganisation wie Ärzte ohne Grenzen betreuen Kinder und vergewaltigte Frauen (!) medizinisch oder
bieten Frauen einen Ort, wo sie warm duschen, Kleidung waschen und Tee trinken können.
Eurorelief, eine griechische Hilfsorganisation, bei der wir mitarbeiten leistet hier unglaublich viel, um wenigstens die schlimmste Not zu lindern.
Neuankömmlinge – im Schnitt 41 pro Tag (Zahlen von 2018) erhalten ein Paket mit Kleidung (Hose, Shirt, Socken, Unterwäsche, Jacke), Hygieneartikeln (Sie brauchen allein 800 Flaschen Schampoo im Monat!), einen Schlafsack und eine (dünne) Matte. Die gespendeten Materialien auf dem Foto sind – jetzt wo der Sommer mit vielen neuen Flüchtlingen kommt – Vorrat für ca. 3 Monate.
Ab und an gibt es Sonderaktionen, etwa wenn durch eine Großspende richtige Matratzen für einige Hundert Menschen angeschafft werden können oder kleine Heizöfen für die ungeheizten (!) Container.
Das alles muss koordiniert werden.
Im Warenlager
Vier von uns haben heute im Warenlager geholfen, Inventur gemacht, damit klar ist, wie viel von bestimmten Artikeln vorhanden ist, damit man gezielt um Spenden bitten kann. Ein Schweizer Lastwagen kommt beispielsweise am Samstag und bringt vor allem Schlafsäcke und Handtücher mit.
Es ist im Camp selbst verboten, Bilder zu machen, doch auf der Seite von i58, einer Hilfsorganisation könnt ihr einen Einblick bekommen. Oder ihr googelt einfach Camp Moria, Lesbos.
Der Text von Mutter Teresa oben war auf dem Papier, in dem das Mittagessen eingewickelt war. Das fand ich schön.
Und ganz klar, der schönste Moment des Tages war als eine Hazara-Frau (Volksgruppe aus Afghanistan) am Tor des Lagers auf mich zukam und mir eine Blume schenkte. Einfach so.
Die liegt jetzt in einem Buch und wird gepresst – und als kostbarer Schatz aufbewahrt.