Obdachlose, Schokoküsse, Heilung und ein bisschen Mut
Eigentlich habe ich mich geärgert. Ein Mitarbeiter am Schiff teilte mir mit, dass er ganz kurzfristig – bis heute Abend – Geld für Material braucht. Kürzlich war ich in der Nähe meiner Bank gewesen. Heute muss ich mich extra auf den Weg machen, weil keine in meiner Nähe ist.
Ich beschloss das Notwendige mit dem Nützlichen zu verbinden und gleich noch Honig und Schokoküsse für den Hauskreis heute Abend zu kaufen… manchmal muss das sein… Vor dem Laden stand einer der nettesten Obdachlosen, die ich kenne. Er hat immer ein Lächeln und ein warmes Wort auf den Lippen. Nach dem Einkauf gab ich ihm etwas Kleingeld und bot ihm einen Schokokuss an. Einem anderen Herrn, der dabei stand auf. Der Obdachlose griff zu, der ältere Herr lehnte wegen Diabetes ab. Dafür rief ein anderer Mann: „Alleine essen macht dick!“ und fragte, ob er auch einen haben kann. Aber gern. Auch wenn es seiner Frau ungemein peinlich war.
Der Obdachlose erzählte dann, dass er Magenprobleme hat und am nächsten Tag eine Magenspiegelung vor sich hat. In der Bibel steht, dass wir als Menschen, die Jesus folgen, Kranken Menschen die Hände auflegen sollen. Und dass es dann besser mit ihnen werden wird. Auch wenn ich das bisher selten erlebt habe, habe ich mir vorgenommen, öfter das Wagnis einzugehen und Menschen Gebet anzubieten. Was dann geschieht, ist nicht in meiner Hand. Aber meinen Teil – das Hände auflegen – könnte ich ja immerhin tun.
Richtig getraut, ihn zu fragen, ob ich für ihn beten darf, habe ich nicht. Ich habe nur gesagt, dass ich Gott bitten werde, ihn zu heilen. Ich war fast ein wenig traurig. Und hoffe, dass ich das nächste Mal mutiger sein werde.
Und er hat mir erzählt, dass er eine ungarische Mutter hat und Ungarisch offensichtlich seine Muttersprache ist. Erst gestern hatte ich mich gefragt, was ich wohl mit den 10 ungarischen Exemplaren von meinem Buch Die Hütte und ich machen soll, die ich im Büro habe und die ich nicht alle selbst brauche. Jetzt habe ich schon eine Antwort gefunden. Eines werde ich ihm schenken.