Unser Wald in Tansania

Tansania – aus wenig wird viel mit FMNR Teil 1

Verödetes Land. Hier sollen mit Hilfe der FMNR Methode wieder Bäume wachsen.
Verödetes Land. Hier sollen mit Hilfe der FMNR Methode wieder Bäume wachsen.

November 2023. Ich mache mich auf den Weg nach Tansania, genauer gesagt in den Norden des Landes die Region Arusha. Dort leben zum einen langjährige Freunde, die dort diakonische Projekte initiieren und es war zufälligerweise die Region, in welchem ich ein FMNR-Projekt von World Vision unterstütze.

Mein ursprünglicher Plan bestand darin, ein solches Projekt in Äthiopien zu unterstützen, wo ich 2019 an Schulungen teilgenommen habe, die von einheimischen Jugendmitarbeitern geleitet wurden. Jedoch riet mir World Vision aufgrund der schwierigen politischen Situation vor Ort davon ab.

Ein paar Worte über Tansania:

Also wurde es Tansania, genauer gesagt die Arusha-Region im Norden des Landes. Das ostafrikanische Land wird gekrönt vom majestätischen Kilimandscharo, den höchsten Berg Afrikas. Es beheimatet eine reiche Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten viele davon geschützt in den weltberühmten Nationalparks wie der Serengeti und dem Ngorongoro-Krater.
Die Menschen in Tansania gehören verschiedenen ethnischen Gruppen an und sprechen über 100 verschiedene Sprachen, wobei Swahili oder auch Kisuaheli die Amtssprache ist. Das Land hat auch eine reiche kulturelle Geschichte, die sich in traditioneller Musik, Kunst und Handwerk widerspiegelt. Darüber hinaus ist Tansania stolz auf seine beeindruckenden Naturschätze, darunter die türkisfarbenen Gewässer der Insel Sansibar und die unberührten Strände entlang der Ostküste. Sowie den blauen Edelstein Tania, der nur in Tansania zu finden ist.

Mein Traum von einem grünem Afrika

Es war ein lang gehegter Traum von mir, irgendwann mal, wenn ich alt und reich bin, ein eigenes FMNR-Projekt zu finanzieren.  Doch Niemals hätte ich gedacht, mein Ziel, 80.000 Euro mit Fundraising zu sammeln, so haushoch zu übertreffen. Lies gerne meinen Jahresrückblick, um herauszufinden, wie es zu der unerwarteten Spendensumme kam, obwohl ich weder richtig alt oder reich bin ;).

FMNR (Farmer-Managed Natural Regeneration) ist eine landwirtschaftliche Praxis, bei der Bauern die Wiederherstellung von abgeholzten oder degradierten Wäldern durch gezieltes Beschneiden von Baumschösslingen unterstützen. Das Konzept wurde vom Australier Tony Rinaudo mitbegründet, wofür ihm 2018 der Alternativen Nobelpreis verliehen wurde. Hier kannst du seine Biografie kostenlos als E-Book lesen.

Bei privaten Veranstaltungen sowie beim Kongress christlicher Führungskräfte 2023 hatte ich die Ehre und Freude, ihn persönlich kennenzulernen und sogar für ihn zu übersetzen. Die systematische Förderung und Verbreitung dieser Technik geschah in den 1980er Jahren durch Organisationen wie World Vision und das World Agroforestry Centre (ICRAF). Zu den Ländern, in denen FMNR häufig angewendet wird, gehören unter anderem Niger, Mali, Burkina Faso, Äthiopien, Kenia, Malawi und Tansania. Millionen von Hektar von einst zerstörtem Land konnten mit Hilfe von FMNR wieder in blühende Landschaften verwandelt werden. In Naitolia und benachbarten Orten sollte nun ein weiteres FMNR Projekt gestartet werden, um den Lebensraum von Zehntausenden von Menschen zu erhalten und wieder zu verbessern.

Gemeinsam für Naitolia: Ein Blick in die lokale Entwicklungszusammenarbeit in Tansania

Eröffnungsfeier für das FMNR Projekt in der Region Arusha.

Im Büro des Bürgermeisters von Naitolia, Tansania, versammelten sich wichtige Persönlichkeiten aus der Region, darunter der Bürgermeister selbst und die Bürgermeisterin des Nachbardorfs. Im traditionellen Massai-Schmuck begrüßten sie uns herzlich, während drei Flaschen Honig von der örtlichen Kooperative auf dem Tisch standen, ein Produkt eines erfolgreich durchgeführten Imkerei-Projekts von World Vision Projekts. Das von World Vision initiierte Projekt hat den Menschen in Naitolia unter anderem Bienenzucht, Wasser, einfache Sanitäranlagen und Hygiene (abgekürzt WASH) vermittelt. Gemeinsam mit Vertretern von World Vision und lokalen Autoritäten arbeiten wir in dem neuen FMNR Projekt nun daran, die drängenden Probleme der Maasai-Gemeinschaft zu lösen, die hauptsächlich von Viehzucht und Landwirtschaft leben.

Problem Nr. 1: Verbrennen von Bäumen und geringer Ertrag

In vielen Regionen werden Bäume weiterhin gefällt und die verbleibenden Stümpfe sowie kleine Büsche verbrannt, um landwirtschaftliche Flächen zu schaffen. Dies führt zu einem Verlust wertvoller Bodennährstoffe und einer geringeren Bodenfruchtbarkeit, da die Mikroorganismen durch das Feuer zerstört werden. Rahel, eine Mitarbeiterin von World Vision, betonte, dass diese Praxis zu einem ernsthaften Ertragsproblem führt, insbesondere angesichts des Klimawandels und der zunehmenden Bodenerosion. Angesichts einer wachsenden Bevölkerung verschärft sich dieses Problem weiter.

Problem Nr. 2: Überweidung der Weideflächen

Viele der einheimischen Bewohner, meist aus der Volksgruppe der Massai, sind Viehhirten. Sie halten Kühe, Schafe und Ziegen. Ab und zu hoppelt ein Kaninchen über den Weg oder es kommen auf ihren Wanderungen auch mal Wildtiere wie Zebras in die Gegend – sie fressen alle Gras, aber auch kleine Sträucher und Büsche. Es sind viel zu viele Tiere für die vorhandenen Flächen – mit verheerenden Ergebnissen. Ich habe riesige, karge Flächen gesehen, auf denen fast kein Grashalm mehr wächst. Die Hirten müssen mit ihren Herden immer weitere Strecken zurücklegen und finden immer weniger Nahrung. In Dürrejahren verenden viele Tiere und oft hungern dann auch die Menschen. 

Viehhirte in der Region Arusha, Tansania. Überweidete Fläche, die mit FMNR regeneriert werden soll.

Was nicht funktioniert: Bäume pflanzen

Natürlich hat man um regionale und weltweite Probleme – Klimawandel – zu lösen, das Naheliegende getan: Man hat Bäume gepflanzt. Die Einheimischen haben mir eine Stelle gezeigt, wo etwa 30 große Pflanzlöcher ausgehoben und Setzlinge eingesetzt wurden. Die Setzlinge gingen in der Trockenheit alle wieder ein. Geblieben sind Kraterlöcher im Boden, die an einen weiteren Fehlversuch gut gemeinter Intentionen erinnern. 

Erfolglose Pflanzung von Bäumen

Lösung 1: Agroforstwirtschaft mit FMNR

Lässt man Bäume auf landwirtschaftlichen Flächen wachsen, kann das die Produktivität erheblich steigern. Obwohl Bäume Platz auf den Feldern beanspruchen, bieten sie wichtige Vorteile wie Schatten, Nährstoffe und verbesserte Wasserspeicherung im Boden. Die Bäume, die von selbst hochkommen, wenn man sie lässt, holen sich die Kraft aus alten, tiefen Wurzeln – sie überleben viel leichter als neu gepflanzte Bäume. Außerdem sind die Baumsorten einheimisch, widerstandsfähig und wachsen schnell – oft bis zu 5 Meter in zwei Jahren. Durch Experimente, bei denen die Ernte auf einem baumbestandenes Feld mit der eines gleich großen benachbarten baumlosen Feld vergleichen wird, wird der Unterschied deutlich. Oft haben die die Baumfelder bis zu einem dreimal höheren Ertrag erzielten.
Damit solche Projekte gelingen stoppt World Vision in Zusammenarbeit mit den lokalen Verantwortlichen das weitere Abholzen. Und es vermittelt Wissen über den Nutzen der Bäume und ökologische Zusammenhänge. Das beginnet bei Kindern in Schulen und geht bis hin zu Erwachsenen im Dorf. Darüber bringt man den Menschen bei, wie sie einfache, energieeffiziente Lehmöfen bauen können – was den Bedarf an Brennholz im Vergleich zu Brennholz um bis zu 75% reduziert.

Lösung Nr. 2: Bäume auf Viehweiden 

Das Konzept, Bäume auf Viehweiden zu integrieren, funktioniert ähnlich wie bei landwirtschaftlichen Flächen. Die Herausforderung besteht darin, das Eindringen von Vieh zu verhindern, ohne teure Zäune zu verwenden. Stattdessen setzt man auf die Gemeinschaft, indem das Dorf bestimmte Gebiete als Schutzgebiete ausweist.

Für unser Projekt wählte man Flächen in der Nähe der Dorfpistenstraße, um die Ergebnisse für alle sichtbar zu machen. Einmal markiert, halten die Menschen die Flächen frei von Weichtieren. Kaninchen kann man nicht verhindern. Die Bäume, die nach einer Weile von selbst sprießen, werden beschnitten werden, um ihr Wachstum zu fördern.
Die Ergebnisse sind erstaunlich. Ein Dorfbewohner demonstrierte uns erfolgreich umgesetzte FMNR-Methoden auf seinem Hof, wo er in den letzten 5 Jahren Bäume beschnitten hat. Jetzt spenden diese Schatten und liefern sogar Brennholz zum Kochen -direkt vor der Haustür.

Das Ziel unseres Projektes: In zwei oder drei Jahren soll sich die Landschaft für 24.000 Menschen und zahlreiche Weidetiere im Projektgebiet deutlich verbessern.

Bei der Eröffnungsfeier fühlte ich mich tief mit den Menschen verbunden, die gemeinsam dazu beitragen werden, ihre und unsere Welt zu verbessern. Die Feierlichkeiten mit traditioneller Maasai-Musik, Tanz und Geschenken wie einem traditionellen Massai-Gewand und einer frisch geschlachteten Ziege geben Anlass zur Hoffnung und zum Feiern.

 Nach 5 Jahren FMNR wachsen wieder große Bäume auf ehemals öden Flächen
Nach nur 5 Jahren FMNR wachsen wieder große Bäume auf ehemals öden Fläche

Asante Sana – vielen Dank!

Im Projektbericht Teil 2 werde ich über den Besuch eines Projektes in der Region Dodoma berichten

  • Schreib mir gerne, wenn du Fragen hast oder gerne über PayPal spenden würdest: Kerstin@down-to-earth.de 
  • Mehr Informationen zu dem Projekt und Möglichkeiten dich einzubringen, findest du hier

Ähnliche Beiträge