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Dein Lieblingsleben Vol. 9: Ein Thermometer, ein Thermostat und deine Zukunft

Was ein Kompass und ein Fernglas mit deiner Zukunft zu tun hat? Nun, das wirst du heute erfahren.


Diesen Blogbeitrag behandelt thematisch das Lebenselement Reflexion & Ausrichtung aus meinem Swing-Konzept der 8+1 Lebenselemente.

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Reflexion ist die Fähigkeit, neue Perspektiven einzunehmen und zu lernen. Ohne Reflexion und Ausrichtung wiederholt man seine Fehler. Reflexion & Ausrichtung gibt Ruhe &Klarheit, man kann Fehler vermeiden, gestaltet mit Sorgfalt, Struktur, Logik, lernt das Leben verstehen und steuern.

Deswegen haben wir für dieses Lebenselement die Farbe Blau und das Icon des Fernglases gewählt.


Reflexion ist für mich sehr wertvoll. 

Ich praktiziere Reflexion in verschiedenen Varianten: Etwa vor dem Beantworten einer Mail: Was möchte ich dem anderen mit meiner Antwort geben? 

Dann etwas länger zum Tagesausklang – hier oft verbunden mit der Frage, auf welche Erfolge ich zurückblicke und wofür ich beruflich und privat dankbar bin. 

Dann wöchentlich und monatlich ausführlicher – mit Blick auf die zurückliegende Zeit. Und schließlich einmal im Jahr mit meinem ganzen Team. 

Ich verwende viel Zeit für Reflexion. Alles in allem vielleicht 2% meiner Zeit – das automatische Verarbeiten und Reflektieren im Schlaf nicht mitgerechnet. Ich halte das für eine gute Investition ist, weil ich dadurch Klarheit und Kraft gewinne. 

Ich wünsche euch viele inspirierende Gedanken und Ideen, wie ihr ausgedehnte Zeiten der Reflexion gestalten könnt. 

Von Herzen

Was ist Reflexion?

Der Begriff „Reflexion“ kommt vom lateinischen Wort „reflexio“, was so viel wie „zurückbeugen“ oder „widerspiegeln“ ausdrückt. Reflexion hat viele unterschiedliche Gesichter, z. B.:

• Geschehenes zu reflektieren und im Idealfall aus Fehlern zu lernen

• Möglichkeiten auszuloten und Perspektiven zu finden

• sich selbst besser kennenzulernen und zu spüren

Beim Reflektieren beleuchten wir Gewohnheiten oder Verhaltensmuster und stellen uns Fragen. Reflektion ist ein Schlüssel zu Zufriedenheit und Erfolg. Michel de Montaigne meint: Wenn wir unser Leben gut leben, dann wirkt sich das auf unsere Gefühle aus – wir haben mehr gute Laune.

Das ist logisch. Gefühle sind „nur“ das Thermometer, das uns anzeigt: Unsere Bedürfnisse sind erfüllt. Wenn wir beispielsweise für gute Strukturen sorgen, regelmäßig reflektieren und gegebenenfalls den Kurs korrigieren, dann erleben wir die dazu passende Emotion.

Der zweite Teil von Reflexion ist Ausrichtung, man könnte auch Lernen sagen. Man spürt etwas und dann handelt man entsprechend. Wenn du reflektierst und feststellst, dass bestimmte stärkende Gefühle häufig fehlen oder Möglichkeiten nicht genutzt werden, dann kannst du handeln und eine Ausrichtung vornehmen. Je nach Persönlichkeit sieht die Reaktion ein bisschen anders aus. Oft kann es auch Stress auslösen oder man nimmt beim Reflektieren den Stress und Druck einer Situation wahr.

Stress kann vieles umfassen: Druck auf der Arbeit, Zeitnot, körperliche Anstrengung. Beziehungen … Wenn etwas passiert, was uns stresst, also anstrengend, traurig oder verunsichernd ist, nehmen wir oft unsere Gefühle gar nicht wahr, sondern reagieren gleich – mit Wut, Kopfkino, Angriff oder Rückzug.

Erfolgreiche Selbstreflexion funktioniert jedoch nur, wenn wir konstruktiv mit uns umgehen und dabei positiv denken. Also eine grundsätzlich positive Sicht auf das eigene Leben etablieren. Frage daher nicht nur nach dem WARUM, sondern vielmehr nach dem WOZU! Tatsächlich lässt sich das lernen und trainieren. Tägliche Routinen helfen dabei ungemein.

Übe diese Woche jeden Tag:

Wahrnehmen: Nimm deine Situation, Gefühle und Bedürfnisse wahr und spüre: Das spüre und brauche ich …

Entspannen: Wenn nötig, tief durchatmen, ggf. Techniken wie wingwave zur Beruhigung einsetzen.

Lösungen suchen: Spüren und denken, was du jetzt tun möchtest. Denke positiv, frage nach dem WOZU und entwickle konstruktive Ideen.

Für alle, die mehr wollen:

Nimm das Arbeitsblatt Lebenskunst-Handformel und arbeite täglich damit.

2. Reflexionszeit

Regelmäßige Reflexionszeiten können dazu beitragen, im Leben auf Kurs zu bleiben oder wenn nötig, den Kurs anzupassen, bevor man sich vollständig im Sumpf verirrt. Es ist gut, den besonderen Zeiten einen besonderen Namen zu geben: Reflexionstage, Stille Tage, Auszeiten, Dreamdays – egal wie. So betont man: Diese Zeit ist etwas Besonderes.

Egal, ob man einige Stunden oder ein paar Tage zur Verfügung hat, es empfiehlt sich, die Reflexionszeit zu strukturieren und einzuteilen.

Vorbereitung: Im Idealfall – den es nicht immer gibt – schließt man Dinge ab, bevor man sich zu einer Reflexionszeit begibt. Dann ist es leichter, ab- und umzuschalten.

Ankommen: Eine Phase des Ankommens kann man gestalten, indem man den Reflexionsplatz vorbereitet und ruhig und bewusst alles Nötige bereitlegt. Das können neben Notizblock auch Getränke und Nüsse als Nahrung fürs Gehirn sein.

Rückblick: Das beinhaltet die Frage: Was war eigentlich in der zurückliegenden Zeit um mich und in mir los? Was hat mich bewegt?

Reflexion: Nun empfiehlt es sich, zu denken und zu spüren, wie man das Geschehene empfindet und bewertet. Und welche Schlüsse man für sich daraus zieht. Reflexion hat keinen Nutzen, wenn sie nicht zum Handeln führt. Man entscheidet, wie man Negatives reduzieren und Positives stärken kann.

Pausen und Bewegung: Alle 90 Minuten brauchen Körper und Gehirn eine Pause, um wach und leistungsfähig zu bleiben. Neben Pausen ist Bewegung wichtig, weil dadurch – besonders beim Laufen oder Radfahren – Denk- und Verarbeitungsprozesse aktiviert werden.

Planung: Hier ist die Frage wichtig: Was kommt jetzt? Und was kann ich tun, damit es möglichst gut gelingt? Wer oder was kann mich dabei unterstützen?

Plane Reflexionszeiten:

Nimm deinen Kalender zur Hand und plane täglich eine Mini-Reflexionszeit sowie wöchentlich ein größeres Zeitfenster ein.

Möchtest du mehr? Dann empfehlen sich regelmäßige (ich mache das immer am ersten Tag des neuen Monats) Reflexionstage oder auch alle paar Monate mehrere Tage am Stück an einem anderen Ort.

Du kannst sogar für eine begleitete Zeit der Reflexion zu mir aufs Schiff kommen. https://kerstinhack.de/auszeit-an-bord/

Du möchtest mehr? Plane ein größeres Zeitfenster, bereite die Zeit vor und nutze das Arbeitsblatt Reflexion der Lebens- und Etappenziele.

3. Reflexionstools

„Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es hinaus“, sagt ein deutsches Sprichwort. Das gilt insbesondere auch für Fragen, die man sich und anderen stellt.

Geschlossene Fragen: „War es gut?“ „Ja!“, „Bin ich schön?“ „Hmm, ja“, „Magst du Weinbergschnecken?“ „Nein“ – Wer sich oder anderen solche Fragen stellt, wird oft nur knappe Antworten erhalten. In der Kommunikationsforschung werden Fragen dieser Art als „geschlossene Fragen“ bezeichnet, weil sie in der Regel keine weitere Kommunikation öffnen.

Offene Fragen: Offene Fragen hingegen laden in die Weite ein. Sie sind davon gekennzeichnet, dass der gefragte Mensch oft erst einmal überlegen muss, was er darauf antworten kann und will – sie laden ein, aus einer Vielzahl von Möglichkeiten auszuwählen. In den unzähligen Möglichkeiten, sich und anderen gute Fragen zu stellen, kann man sich allerdings auch verlieren. Besonders, wenn man gerade am Anfang der Reise ins Land der Fragen und Reflexion ist.

Das ist vergleichbar mit einem handwerklich ungeübten Menschen, der sich plötzlich in einem Handwerkermarkt mit einer Fülle von Spezialgeräten konfrontiert sieht und gar nicht weiß, was jetzt das Beste ist. Die Welt und unser Leben sind schon komplex genug – wir brauchen Sortierhilfen, um das Erlebte zu ordnen. Es ist aber nicht hilfreich, wenn die Vielzahl der möglichen Fragen uns schon wieder überfordert.

Deshalb brauchen wir „Basiswerkzeuge“, mit denen wir in kurzer Zeit viel bearbeiten können. Das Arbeitsblatt Reflexions-Handformel ist so ein Werkzeug. Du kannst die fünf Finger deiner Hand auch mit anderen Fragen bestücken.

Zum Beispiel wenn dich das Thema „Beruf“ bewegt, dann könnten folgende Fragen hilfreich sein: Wie viel Zeit investiere ich täglich in mich und meine Entwicklung? Wie viel Erfolg brauche ich persönlich? Kann das, was ich heute mache, mich auch in fünf Jahren noch begeistern? Was würde ich aufgeben, um mehr Zeit für mich zu haben? Binde ich meinen Partner in meine Lebensplanung ein? Bei einem Ausstieg: Habe ich über die Finanzierung nachgedacht? Auf diese Weise kannst du verschiedene Themen bearbeiten.

Zwei Tools zur Reflexion:

Überlege dir einen Bereich, den du reflektieren willst, nutze die Reflexions-Handformel und überlege dir Fragen zu diesem Thema.

Schaffe dir ein leeres Notizbuch an und mache daraus dein persönliches Reflexionsbuch. Schreibe darin täglich ein Satz. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine kurze Beschreibung deines emotionalen Zustandes, ein Ist-Zustand oder eine Kindheitserinnerung handelt, die sich immer wieder in dein Bewusstsein drängt. Wenn du in ein paar Wochen Zeit für eine längere Reflexion hast, dann lasse das aufgeschriebene auf dich wirken, vielleicht wird dir etwas bewusst.

Nutze das Arbeitsblatt Ideen zur Reflexion als Anregung.

4. Reflexionspartner

Menschen können eine große Hilfe beim Reflektieren sein, wenn sie wissen, wie es geht. Bei „normalen“ Gesprächen ist es meist so, dass einer erzählt, was ihn bewegt, und der andere kommentiert: „Ich an deiner Stelle würde X tun.“ Das ist manchmal hilfreich, nicht immer.

Reflexion unterscheidet sich von „normalen“ Gesprächen vor allem dadurch, dass man zum einen beschreibt, was man wahrnimmt, z.B.: „Ich sehe, dass dich das traurig/froh/glücklich macht.“ Zum anderen besteht gute Reflexionshilfe darin, nicht gleich die eigene Meinung zu sagen, sondern dem anderen durch gute Fragen beim tieferen Durchdringen des Themas zu helfen. Z.B. „Was genau beschäftigt dich?“

Freunde als Reflexionspartner: Geeignete Freunde können gute Reflexionspartner sein. Da gute Reflexion scharf wie ein Skalpell ist, ist es wichtig, bewusst um Erlaubnis zu fragen, ob Sezierung gewünscht wird. Umgekehrt kann man passende Menschen auch um Reflexion bitten. Ich achte darauf, den Beginn und das Ende einer Reflexionszeit klar zu markieren.

Das Gehirn als Reflexionspartner: Fast jeder kennt das Phänomen, mit einer offenen Frage eingeschlafen zu sein und morgens plötzlich wie aus dem Nichts die Antwort zu wissen. Das hat damit zu tun, dass das Gehirn nachts weiterarbeitet, wenn es Ruhe hat und nicht mit anderen Dingen beschäftigt wird. Das kann man nutzen, um dem Gehirn vor dem Schlafen (oder auch vor einem Spaziergang) einen Auftrag zu geben: „Finde eine Lösung für …“ Und dann entspannt abzuwarten.

Gott als Reflexionspartner: Mein Leben ist im Glauben verankert. Ich glaube an einen Gott, der lebendig und aktiv ist. Dazu gehört auch, dass ich vertraue, dass er mit mir ist und zu mir spricht. Deshalb praktiziere ich auch betendes Reflektieren. Wer nicht gläubig ist, kann die Impulse in abgewandelter Form, z. B. fürs Hören auf die eigene Intuition, nutzen. Ich werde still, spüre nach und schreibe auf.

Wenn ich anfange, still zu werden, beginne ich zu spüren, was mein Herz bewegt. In der Stille lerne ich mich Schicht um Schicht besser kennen. Im Alltag reagiere ich häufig spontan. Meist ist das gut, aber gelegentlich entspringen meine spontanen Reaktionen alten, negativen Mustern von Angst oder Hilflosigkeit. In der Stille wird mir das bewusst. Wenn ich es wage, mich dem zu stellen, kann ich negative Verhaltensmuster vor meinem Gott ansprechen und ihn bitten, mir bei der nötigen Veränderung zu helfen.

Man kann betend reflektieren, indem man „hörend schreibt“. Das geht so: Du setzt dich mit Papier und Stift entspannt hin und wirst ruhig. Zum Beispiel, indem du ein paarmal tief atmest. Du kannst auch in einem Gebet Gott bitten, dir nahe zu sein und zu dir zu sprechen. Schreibe anschließend eine Frage auf, die dich bewegt. Notiere dann entspannt, was dir als Antwort auf die Frage in den Sinn kommt. Wichtig hierbei ist, nicht zu grübeln oder zu zensieren, sondern die Gedanken einfach kommen zu lassen.

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