Gestillt
In den letzten Wochen hat mich die Frage beschäftigt, wie ich meine innere Verbindung zu Jesus innerlich vertiefen kann. Auf der Suche nach Antworten, habe ich ein Buch aus meinem „das will ich mal lesen“ Stapel gezogen: Gestillt von David Zindel aus dem Neufeld Verlag. Der Untertitel „Nachtgespräche mit David“ erzählt, worum es geht.
Zuerst habe ich mich geärgert. Als Verlegerin ist mir ein guter Rahmen für eine Handlung wichtig. Und der fehlte mir. Da schreibt ein gestresster und in seiner Ehe unglücklicher Mann Briefe an König David – und der Autor macht sich kaum die Mühe, eine Rahmenhandlung dafür zu erfinden – außer einem einleitenden Brief, in dem berichtet wird, wie über die Veröffentlichung der Briefe im Himmel kontrovers diskutiert wurde. Ich finde ein bisschen mehr Phantasie hätte da schon sein dürfen. Ich hätte mir vielleicht ausgemalt, wie der gute Mann Abends Psalm 23 liest „Mir wird nichts mangeln“…und dann eine eher wütende Antwort an den Verfasser schreibt….in seine Bibel legt….und am nächsten Abend erstaunt ist, auf der Rückseite seines Briefes eine Antwort zu finden…wirklich von David.
Nach dem Rahmen hab ich mich weitergeärgert – über die Dummheit von Reinhard, dem Schreiber. Der wird anfänglich als jemand dargestellt, der die Fehler für seine Eheprobleme ausschließlich bei seiner Frau sieht. Ich kenne Zeitgenossen – Männer wie Frauen – die die Ursache für Probleme primär in den anderen sehen. Dennoch – so plump dumm mit 0,0000 % Selbsterkenntnis wie der gute Reinhard zu Beginn des Buches ist denke ich kein Mann – das hoffe ich zumindest!!!
Als ich über die erste Schwelle hinweg war, fing das Buch an, mich zu faszinieren. Der gute David schreibt aus der Perspektive der Ewigkeit rückblickend auf sein Leben – und hat einiges gelernt. Mir hat es gefallen, wie er den guten Reinhard immer wieder ermutigt hat, nicht in den Dingen Erfüllung / Gestlltsein zu suchen, sondern in der Begegnung mit Gott. Das schreibt und erklärt er immer wieder – in verschiedenen Varianten und Nuancen….mir tat das sehr gut.
Ein paar der schönsten Gedanken aus dem Buch (aus dem Gedächtnis zitiert):
- Die Qualität einer Stillung erkennt man am Nachgeschmack (Ein sehr weiser Gedanke finde ich, gilt für Lebensmittel ebenso wie für Events und Begegnungen).
- Das Herz ausschütten und es wieder füllen zu lassen gehört zusammen. Eines ohne das andere macht wenig Sinn. (Das fand ich richtig gut!)
- Geistlich trockene Zeiten sind Gottes Geschenke. Er versucht uns von unseren eigenen, nicht wirklich zielführenden Stillversuchen zu lösen.
- Gehorsam hat mit Gehör zu tun. Gehorsam ist Hörfähigkeit.
- Gott will unsere schmutzige Wäsche weiß waschen – nicht mit uns über deren Grauanteil diskutieren.
- Wenn wir von Dingen Abstand nehmen, können wir sie dann von Gott her neu geschenkt bekommen und genießen – in einer freien Art – als Gestillte nicht als Sehnsüchtige, Unersättliche, Ungestillte, die sich alles einverleiben – und weil sie ungestillt bleiben – ständig die Dosis erhöhen müssen.
- David im Rückblick aus dem Himmel auf seine Racheakte am Ende seines Lebens: „Erst heute erkenne ich, dass ein glückliches Leben darin besteht, Rechnungen gleich zu begleichen – notfalls aus der eigenen Tasche.“
Dankbar lege ich ein gutes Buch zur Seite…die wertvollen Gedanken daraus werden mich noch länger begleiten.
Hi Kerstin,
das hört sich sehr gut an, mal schauen, ob ich mir das auch noch bestelle.
LG