Altpapier. Oder: Worte und Kraft

2015-01-19 07.36.24Meine wöchentlichen Physiotherapietermine finde ich gerade regelrecht spannend, weil dort erkennbar oder bestätigt wird, was sich in meinem Körper auf Gebet hin verbessert hat. Heute war es besonders toll. Am Morgen hatte ich Jesus gefragt, was er denn an diesem Tag durch mich tun wollte. Und hatte nur den Satz „Zeugnis geben!“ im Ohr – in anderen Worten: Etwas bezeugen, was er getan hat.

Ich betete also, dass Gott den Menschen und die Situation vorbereiten sollte und machte mich auf den Weg zur Physio. Leo (Name geändert), den Therapeuten, schätze ich sehr, weil er sehr professionell und sorgsam arbeitet, aber auch ein gutes Gespür für Zusammenhänge zwischen Körper und Seele hat.

Bei der Behandlung kümmerte sich besonders um meine Hüfte, die sehr fest hing und unbeweglich war und den ganzen Bereich drumherum. An einer Stelle seufzte er frustriert auf: „Ich komm hier nicht weiter!“ Ich dachte: Wir könnten ihm ja helfen. Und bat den Heiligen Geist, diese Stelle mit seiner Gegenwart und seinem Frieden zu erfüllen. Ich spürte daraufhin die Gegenwart Gottes so sanft und zugleich stark, dass mir ein leisen „ho“ entfuhr. Leo fragte: „Was war das?“ Ich antwortete: „Du, ich hab gerade Gottes Geist gebeten, zu wirken! Was hast du den gespürt!“ Er antwortete: „In dem Bereich wo ich dich gerade behandle war eben noch totales Chaos, jetzt ist da Ruhe!“

Ich fand das klasse. Leo hat ab und an einiges von ihm gehört – und jetzt direkt unter seinen Finger gespürt, wie Gottes Geist wirkt. Das war nicht ganz so dramatisch, aber fast so wie im Neuen Testament. Den Jüngern und Aposteln war klar, dass Worte und die wohltuenden Handlungen Gottes, welche die Worte kraftvoll bestätigen, ganz natürlich zusammengehören.

Wenn man das Wort und die auch dazugehörigen Bestätigungen durch das Handeln Gottes auseinander schneidet, wird der Glaube kraftlos. Davon hat mir am Abend eine junge Frau erzählt. Sie hat Gott früher oft zu sich reden hören und fand es spannend und lebendig, auf seine Impulse einzugehen. Ausgelöst durch negative Erfahrungen mit Menschen, die sehr unweise mit geistlichen Gaben umgingen und sie manipulativ einsetzten: „Der Herr hat mir gezeigt, du sollst dies oder jenes tun!“ Und in sie drangen „dem Wort des Herrn“ Folge zu leisten. Diese Grenzüberschreitung hat sie  natürlich ziemlich verwirrt und verletzt.

Um sich verständlicherweise vor derartigen Exzessen zu schützen ist ihre Familie in eine Gemeinde gewechselt, in der so was nicht mehr passieren kann. Die neue Gemeinde lehrt, dass Gott heute nicht mehr zu Menschen redet, sondern erwartet, dass sie eigene Entscheidungen treffen. Für die junge Frau ist es zwar auch ein Rätsel, wie diese Lehre mit Aussagen von Jesus wie „Meine Schafe hören meine Stimme!“ zusammenpassen. Sie glaubt im Grunde nach wie vor, dass Jesus zu uns reden möchte. Doch auf Grund der Erfahrungen und weil sie in einem Umfeld lebt, wo keiner Gottes Reden erwartet, gelang es ihr in letzter Zeit selbst nicht, Gottes Reden zu erbitten, zu erwarten und zu erleben.

Sie erzählte mir, wie sehr sie das vermisst und wie ihr Glaube unlebendig und langweilig geworden ist – ohne die Erfahrung, dass Gott zu ihr redet und die Abenteuer, die sich daraus ergeben. Wir haben dann gemeinsam gebetet, dass sie Gott wieder zu sich reden hört, Gott ihr die Gabe der Unterscheidung gibt, um klarer zu erkennen, welches Reden von Gott ist und welches nicht. Und dass sie wieder Abenteuer mit Gott erlebt.

In Bezug auf die verwirrenden Eindrücke, habe ich ihr empfohlen, sie in die Tonne zu treten und zugleich in Gottes Hand zu geben und ihr erklärt, was ich damit meine: Vor einigen Jahren war ich noch ungeübter darin, zu unterscheiden, welche Impulse tatsächlich Reden Gottes, welche eher Wunschdenken von Menschen und welche womöglich sogar von der Gegenseite kamen, um mich zu verwirren. Viele wohlwollende Menschen hatten mir ihre Eindrücke für mein persönliches Leben weitergegeben. Ich hatte sie mir – neben dem, was ich selbst von Gott zu hören meinte, alle aufgeschrieben. Irgendwann war ich total verwirrt. Ich wusste nicht, was tatsächlich von Gott kam, was nicht. Es war mir ein Rätsel, wie ich mit diesem ganzen Kraut – und Rübensalat umgehen sollte. Ich wusste nicht mehr, was ich noch glauben konnte, wofür ich beten sollte, was ich noch hoffen konnte und wie ich über all das denken sollte. Ich fand es verwirrend und schrecklich.

Irgendwann ging ich mit dem Stapel Notizen in der Hand betend zur Altpapiertonne und sagte zu Gott: „Ich krieg das nicht mehr auseinandersortiert und kann mir nicht mehr anders helfen als so. Ich trete das jetzt alles in die Tonne – wenn etwas dabei war, was von dir war und was tatsächlich wichtig ist, dann bring du es bitte wieder hoch.“ Das war vor etwas zehn oder vielleicht sogar schon 15 Jahren.

Ich empfahl der jungen Frau mit den verwirrenden Eindrücken genauso vorzugehen. Und dann erzählte ich ihr, was vor ein paar Tagen passiert ist. Ich ging zum Altpapier. Ganz oben in der Tonne lag eine Parfümschachtel einer bestimmten Marke. Als ich die Schachtel oben auf dem Rest des Altpapiers sah, fiel mir schlagartig ein Traum ein, den ich – wenn ich mich recht erinnern kann 1998 hatte – also vor bald 20 Jahren. In diesem Traum stand eine Flasche Parfüm genau dieses Namens und dieser Marke symbolisch für etwas, das Gott mir schenken wollte. Dieser Traum war – zusammen mit den anderen Eindrücken – damals in die Altpapiertonne gewandert. Ich hatte ihn völlig vergessen. Und Gott hat das Gebet erhört und diesen einen Impuls tatsächlich nach so langer Zeit wieder hochgebracht – sogar im wörtlichen Sinne „aus der Tonne“. Das scheint ihm wichtig zu sein! Wow! Und klar – jetzt vertraue und bete ich, dass sich das mir im Traum Zugesagte erfüllt.

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