Nein, ich habe mich nicht neu verliebt. Aber ich würde gern. Es ist so ein schönes Gefühl, die Nähe zu einem anderen Menschen zu spüren und dann womöglich die Beziehung zueinander zu vertiefen.
Doch – auch wenn es Liebe auf den ersten Blick durchaus geben kann, braucht es in der Regel Zeit und Raum, damit das Gefühl von Nähe und Verbundenheit entsteht, das oft die Basis fürs Verlieben bildet.
Deshalb überrascht es nicht, dass bei den über 30-Jährigen jede dritte Beziehung am Arbeitsplatz entsteht – dort verbringt man viel Zeit und kann sich kennenlernen. Pech, wenn man wie ich den größten Teil der Zeit alleine arbeitet.
Das Experiment: Mehr Nähe im Labor
Was tun? Neben den üblichen Ideen wie Gruppenurlaub, Freizeitaktivitäten usw. hat mich ein Experiment des Amerikanischen Psychologen Arthur Aron fasziniert. Er wollte die Hypothese testen, dass wechselseitige Offenheit und Verletzlichkeit nachhaltig Vertrauen fördert.
Dazu brachte er zwei Menschen, die sich vorher nicht kannten, in einen Raum. Sie saßen sich gegenüber und sollten 36 Fragen von zunehmender Tiefe beantworten. Das begann mit Fragen wie: “Welchen Menschen auf der Welt würdest du gern mal zum Essen einladen?”, aber wurde von Frage zu Frage persönlicher, ohne je ins peinliche abzugleiten.
Als er die Versuchsteilnehmer einige Monate nach dem Experiment befragte, fühlten sie nach wie vor eine große Vertrautheit zu der anderen Person. Und nicht nur das: Obwohl das Experiment in hässlichen, neonbeleuchteten Räumen stattfand, die keineswegs zur Romantik einluden, hatten sich mehrere Versuchsteilnehmer ineinander verliebt und waren ein Paar geworden.
Das Experiment: Nähe im Leben
Das nahm die New Yorker Journalistin Mandy Len Catron zum Anlass auszuprobieren, ob man mit Hilfe der Fragen nicht nur Nähe aufbauen kann, sondern sich womöglich direkt verlieben könnte. Sie lud einen Kollegen zu dem Experiment ein, den sie sympathisch fand, aber in den sie nicht verliebt war. Im Laufe der vier Stunden, die sie für die 36 Fragen brauchten, änderte sich das. Die beiden wurden ein Paar.
Das ist die Erfahrung, die sie mit vielen anderen teilten, die sich auf das Nähe-Experiment einließen. Die Ziele waren verschieden. Manche wollten den vorhandenen Partner tiefer entdecken, und die Beziehung stärken, was ich wunderbar finde. Wieder andere wollten eine Freundschaft vertiefen und wieder welche sehen, ob sie sich verlieben würden.
Natürlich verliebten sich nicht alle, aber mehr Nähe zu jemandem zu empfinden, ist ja auch schon ein Geschenk.
Ich fand das so faszinierend, dass ich mit meinem Team ein gratis E-book mit den 36 Fragen gemacht habe. Ich hoffe, dass es viele von euch inspiriert und alte oder ganz neue Beziehungen in die Tiefe führt.
Und ich selbst bin gespannt, wer wohl der erste Mensch sein wird, dem ich die 36 Fragen stellen werde.
Und mich würde sehr interessieren, was ihr zu den Fragen denkt und mit ihnen erlebt. Ich freue mich über eure Kommentare.