Es war türkis und es war tatsächlich eine Jacke!
So langsam fängt das Ganze hier an, mir richtig Spaß zu machen. Die Bibelarbeiten und die Texte zur Reflexion haben es in sich – was bei mir heute erst mal zu einer Runde Umkehr, Tränen bedeutet hat. Und ich habe Jesus einige Bereiche meines Herzens hingehalten, die eine Berührung mit seiner Liebe brauchen.
Sua hat meine Beichte abgenommen und dann für mich gebetet und mir – so ganz nebenbei – einen Gedanken weitergegeben, den ich richtig kostbar fand. Sie sagte: „Hast du Jesus eigentlich auch als den Heiler in dein Leben aufgenommen? Die meisten Menschen nehmen Jesus als Retter in ihr Leben auf, aber nicht als den, der heilt!“ Ich fand den Gedanken faszinierend – und habe Jesus als den Arzt und Heiler eingeladen, in meinem Leben zu kommen. Und dann dachte ich: Wo ich schon dabei bin, kann ich Jesus auch gleich als Hirte, Schild und Schutz, Helfer und Tröster in mein Leben einladen.
Jesus ist natürlich immer alles. Wenn ich Jesus als den Retter in mein Leben einlade, dann ist Jesus, der Helfer, Jesus der Freund, Jesus der König und Herrscher, Jesus der Anfang und das Ende natürlich auch mit dabei, weil ja nur der ganze Jesus kommen kann. Aber mir tut es gut, mir bewusst zu machen, wen ich in mein Leben eingeladen habe und wer er ist.
Ich habe einen Kalender mit 365 Namen Gottes publiziert. Den habe ich zwar hier nicht als Kalender, aber immerhin als Datei dabei. Ich werde mir jeden Tag hier ein Dutzend seiner Namen ansehen und ihn Schritt für Schritt in seiner ganzen Fülle als denjenigen, der in mir lebt, wahrnehmen.
Heute habe ich als denjenigen erlebt, der führt und leitet. Wir hatten für den Nachmittag die Aufgabe bekommen, uns von Gott zeigen zu lassen, welche Ermutigung wir an einen Menschen weitergeben sollten. Und uns dann von Gott zeigen lassen, an welche Person oder Personen wir diese Ermutigung weitergeben sollten.
Beim Beten empfand ich, ich sollte einer Person sagen, dass Jesus sich um sie kümmert und sie nicht alleine lässt, sondern ihr in ihren Schwierigkeiten beisteht. Nicht superspezifisch, aber ergänzend dazu sah ich innerlich eine Jacke in der Farbe türkis. Ziemlich kräftiges Türkis.
Ich ging in die Innenstadt von Chester und hielt nach Menschen mit türkisfarbener Kleidung Ausschau. Es scheint definitiv nicht die aktuelle Modefarbe der Saison zu sein – auf dem vierzigminütigem Weg traf ich niemanden, der diese Farbe trug. Ich ging erst mal in die Kathedrale, die ich mir ohnehin ansehen wollte. Im Kirchencafé saß eine Frau, die so etwas ähnliches wie einen türkisen Pulli trug. Immerhin türkis. Sie war aber in ein intensives Gespräch mit einer anderen Frau vertieft. Also ging ich erst mal die Kirche ansehen, wollte später noch mal nachsehen. Gerade als ich mich auf den Weg machen wollte, kam sie mir entgegen, ging an den Stand, an dem man Kerzen anzünden konnte. Ihre Kerze fiel ihr beim Anzünden herunter. Da sie nicht mehr die jüngste war, half ich ihr. Und sprach sie dann auf ihren türkisfarbenen Pulli an, und erzählte ihr von meinem Eindruck beim Gebet. Sie sagte „lovely“ („wie nett“) und ging dann mit ihrer Begleitung weiter.
Dann sah ich eine Frau mit einer türkisfarbenen Mütze. Ich hatte zwar eine türkisfarbene Jacke gesehen, keine Mütze aber ich dachte, mit einer allgemeinen Ermutigung wie „Jesus sagt Ihnen, dass er sich um Sie kümmert!“ kann man nicht richtig viel falsch machen. Also sprach ich sie auch an. Sagte es ihr. Wieder kam ein „oh, how lovely!“ (Oh, wie schön!“). Genauso reagiert später noch eine weitere Frau mit türkisfarbenem Halstuch, die ich später noch ansprach. Ich war erstaunt, wie gelassen die Leute hier damit umgehen, wenn Jemand ihnen sagt, dass er gerade etwas von Gott für sie gehört hat. Passiert denen so was jeden Tag? Vielleicht liegt es auch ein bisschen daran, dass bei beiden vorher ein Minikontakt war – einmal durch die Begegnung am Kerzenstand, mit der anderen Frau hatte ich zusammen Schmuck in der Vitrine des Kathedralen-Ladens bewundert. Und dass ich versucht habe, eine Brücke zu bauen, indem ich erzählte, dass ich am Nachmittag gebetet habe.
Dann sah ich die Frau, deren Jacke genau das leuchtend dunkle Türkis hatte, da ich innerlich gesehen hatte. Ich wartete, bis sie mir ihren Einkäufen im Kathedralen-Laden fertig war und sprach sie an. Als ich ihr erzählte, was ich innerlich gehört hatte, war sie berührt. Mir war auch aufgefallen, dass sie stark geschwollene Beine hatte – oder Wasser in den Beinen. Es sah auf jeden Fall nicht gut aus. Ich sagte ihr, dass mir aufgefallen war, dass sie Probleme mit den Beinen hatte. Und sie sagte „Ja, mein Knöchel ist verstaucht.“ Dann sagte sie. „Ich bin auch Christin, gehöre zu einem christlichen Strickclub in meiner Kirche, der Kleidung für Afrika strickt. Ich glaube an Heilung. Und erzählte von einer Erfahrung – leider verstand ich ihren Akzent nicht gut genug, um allem folgen zu können. Dann betete ich für ihren Fuß und Anne – so heißt sie – liefen die Tränen übers Gesicht. „Ich kümmere mich immer um die andern – aber nie um mich!“ sagte sie „Aber Jesus kümmert sich um dich…er kümmert sich wirklich um dich!“
Das ist gar nicht so schwer wie ich dachte. Es wäre schön gewesen, ich hätte sie gleich an Ort und Stelle heilen können…da ist noch Luft nach oben. Dich einem Menschen die Zusage Jesu „ich kümmere mich um dich“ so zu vermitteln, dass sie ins Herz trifft, das ist unendlich kostbar. Ich habe Tränen in den Augen, wenn ich daran denke, wie viel Anne Jesus bedeuten muss. Etwas von seiner Liebe für sie ist heute durch mich durchgeflossen und hat mich gleich mitberührt.
Ich habe – später als ich mich in der Kosmetikabteilung eines Kaufhauses zum Vergnügen habe schminken lassen – Mina, der hochschwangeren Kosmetikerin davon erzählt, dass ich hier bin, um Jesus besser hören zu lernen und von meinem Erlebnis mit Anne erzählt Sie meinte: „Das war bestimmt ihr Erlebnis des Tages, was heißt des Tages – das Erlebnis des Jahres!“ Mina hat mir dann erzählt, dass das Gedicht Spuren am Strand sie so berührt…wo ein Mensch von Jesus zugesagt bekommt „In schwierigen Zeiten trug ich dich auf meiner Schulter!“ Mina war hochschwanger – es war die letzte Arbeitswoche vor dem Mutterschutz. Und ich fragte, ob ich sie und das Kind segnen dürfte. Ich hatte den Eindruck, dass es ihr erstes Kind ist – das hat sie bestätigt. – und dass sie eine gute Mutter sein würde. Und dann hab ich sie für die Geburt und für ihr Muttersein gesegnet.
Als ich – nach dem langen Weg und den Abenteuern etwas müde war, empfand ich stark, ich sollte in ein bestimmtes Café gehen. Dort kam ich mit Mimi, einer Studentin aus Indonesien in einem türkisfarbenen Hijab (islamische Kopfbedeckung) ins Gespräch, die mir schon vorher auf der Straße aufgefallen war. Wir redeten über alles mögliche – etwas die Nützlichkeit dessen, was man in Sprachkursen lernt. ich hatte mal einen Anfängerkurs Indonesisch gemacht und das erste, was ich dort lernte war „Bangunla San. Matahari sudah treibt!“ d. h. „Steh auf, Junge. Die Sonne ist schon aufgegangen!“
Ich erzähle ihr, auf ihre Frage hin, was ich gerade mache, dass ich gerade besser auf Gott hören lerne und darauf, wie er durch mich Menschen ermutigen möchte. Ich erklärte ihr, dass man geistliche Dinge auch lernen kann und dass zum Beispiel die Jünger von Jesus ihn gefragt haben, wie man denn beten kann. Und dass sie damit nicht die ritualisierten Gebete meinten, sondern Gebet von Herzen. Und dass Jesus ihnen erklärt hat, dass man zuerst Gott ehrt und preist und ihm dann die eigenen Anliegen bringt. Sie erzählte mir einiges von sich, von ihrem Studium in England, davon, dass Sie danach in Singapur eine Anstellung sucht, was aber schwierig ist… (Chance verpasst, aber gemerkt fürs nächste Mal: Wenn jemand von Herausforderungen oder Problemen spricht ist das eigentlich ein Steileinstieg ins Gebet).
Der Bus, den ich für den Rückweg nahm fuhr nur die halbe Strecke – bis zu einem riesigen Supermarkt. Ich entschied mich, noch en paar Besorgungen zu machen – und traf direkt im Supermarkt Grace, die hier fürs Haus verantwortlich ist. Mit einer Rieseneinkaufsliste für die anstehenden Konferenztage. Ich half ihr etwa eine halbe Stunde lang, bis wir alles zusammen hatten. Sie war so dankbar für die Unterstützung. Gott kümmert sich. Tatsächlich!
Hallo, liebe Kerstin,
eben habe ich deine Türkis-Erfahrungen gelesen. Da habe ich schon gestutzt: Ich besitze nämlich seit Samstag einen türkisfarbenen Regenanorak. Das ist eigentlich bisher nicht meine Farbe gewesen. Aber dieser Anorak stand mir von all den passenden Jacken am besten. :) Was das wohl zu bedeuten hat …?
GlG nach England!
Bernita
PS: Vielen Dank für deine geschilderten Erfahrungen – sehr spannend!
Grins…dann gebe ich dir einfach die Ermutigung weiter, die ich für die „Lady mit der türkisfarbenen Jacke“ von Gott gehört habe: Gott möchte, dass sie weiß, dass er sich um sie soft und dass er mit ihr ist und sie in ihren Schwierigkeiten nicht alleine lässt!“ Vielleicht nicht superspezifisch, aber eine allgemeine Ermutigung kann ja manchmal auch ganz hilfreich sein… also sei mutig und zuversichtlich. Jesus ist an deiner Seite und geht mit dir mit!
Danke! :)
Das passt immer!