Wer mich kennt, weiß: Ich liebe Bäume.
„Ah, Sie sind die mit dem Kirschbaum vor ihrem Schiff!“ begrüßte mich Bezirksbürgermeister Igel, als ich ihn wegen der schwierigen Liegeplatzsituation um Rat und Unterstützung bat. Neben dem Kirschbaum gibt es noch einen Pflaumenbaum, eine Mirabelle, eine Aprikose und einen Apfelbaum.
Doch mehr noch als meine Bäume hier liebe ich „meine Bäume“ in Afrika, die mit Hilfe der FMNR Methode wachsen und gedeihen. Die FMNR-Methode (Farmer-Managed Natural Regeneration, also von Bauern geleitete natürliche Regeneration) wurde entwickelt von dem australischen Agronom Tony Rinaudo. Sie ist eine innovative, kostengünstige und effektive Alternative zu herkömmlichen Baumpflanzungs- und Aufforstungsprojekten.
Ja, man kann Bäume pflanzen. Das wird vielerorts als die beste Methode für den Klimaschutz angepriesen. Das ist es aber nicht. Pflanzungen sind teuer und oft nicht widerstandsfähig.
Besser ist, man nutzt das vorhandene Wurzelwerk und die Samen, die bereits in der Erde sind. Schützt einfach nur einige Flächen und wartet, bis von selbst Bäume wachsen, die man dann so effektiv beschneidet – alle unnötigen Seitentriebe entfernt – bis alle Kraft in einen Haupttrieb geht. Der ist nach kurzer Zeit mehrere Meter hoch. Kurz: Man wendet die FMNR Methode an.
FMNR ist so kostengünstig und effektiv, weil es natürliche Prozesse nutzt, anstatt diese zu ersetzen.
Es spart Kosten durch Verzicht auf Setzlinge, technische Geräte und externe Arbeitskräfte, während es gleichzeitig schnelle und nachhaltige Ergebnisse liefert. Die Methode stärkt lokale Gemeinschaften, verbessert Böden und Ökosysteme und ist ein leuchtendes Beispiel für eine umweltfreundliche und soziale Lösung im Kampf gegen Entwaldung und Wüstenbildung.
Die Erfolgsfaktoren
Hier sind die zentralen Punkte, die die Methode so erfolgreich machen:
1. Nutzung bestehender Ressourcen
- Wurzelstöcke und Samenbanken:
Statt neue Bäume zu züchten, setzt FMNR auf die Wiederbelebung bestehender Wurzelstöcke, Samenbanken und Baumstümpfe, die oft unter der Erde schlummern. Es werden die vorhandenen natürlichen Ressourcen genutzt, die weit weniger Arbeit und Kosten erfordern. Züchten und pflanzen kostet mehr als Hundert mal mehr als FMNR. - Wiederaufbau von geschädigten Ökosystemen:
Statt Flächen komplett neu zu bepflanzen, wird die natürliche Regenerationsfähigkeit des Bodens und der Vegetation gefördert.
2. Geringe Kosten
- Kein Zukauf von Setzlingen:
Im Gegensatz zu herkömmlichen Aufforstungsmethoden, bei denen Setzlinge gezüchtet, transportiert und gepflanzt werden müssen, arbeitet FMNR mit bereits vorhandenen Pflanzen. Das spart extrem viel Geld. FMNR kostet etwa 20 bis 50 Dollar pro Hektar. Herkömmliche Pflanzungen etwa 1400 bis 2000 Dollar pro Hektar. - Minimaler Einsatz von Technik:
Die Methode erfordert keine teuren Maschinen oder Ausrüstungen. Mit einfachen Werkzeugen wie Macheten oder Scheren können Bauern die Methode selbst durchführen. Es entstehen außer bei Schulungen keine Personalkosten. - Geringe Einstiegshürden:
Da FMNR kaum finanzielle Investitionen oder technisches Wissen erfordert, können auch arme Gemeinschaften sie umsetzen.
3. Effektive Nutzung lokaler Gemeinschaften
- Einbindung von Kleinbauern:
FMNR wird von den Bauern selbst durchgeführt, die geschult werden, wie sie die Technik anwenden können. Dies stärkt die Eigenverantwortung und schafft Unabhängigkeit. - Geringere Arbeitsintensität:
Der Aufwand für Pflege und Schutz der neuen Bäume ist geringer, da die Pflanzen aus den bestehenden Wurzelsystemen wachsen, die bereits an die Umwelt angepasst und von dort ihre Kraft und Nährstoffe beziehen. Die aus Wurzeln neu wachsenden Bäume sind weit widerstandsfähiger als junge Setzlinge. - Langfristige Einkommensquellen:
Durch die Wiederherstellung von Wäldern können Bauern langfristig von Holz, Früchten und anderen Waldprodukten profitieren, ohne ihre Böden auszulaugen. Ein Bauer, mit dem ich sprach, sagte mir, dass er seit er mehr Bäume auf seinen Feldern hat, seine Erträge verdoppeln konnte. - Freiräume für andere Tätigkeiten
Bäume in der näheren Umgebung zu haben, spart Zeit. Feuerholzsammeln kostet bis zu 48 Stunden Zeit pro Woche. Wenn effektivere Öfen genutzt und mehr Bäume in der näheren Umgebung sind, bleibt mehr Zeit für andere produktive Tätigkeiten,
4. Schnelle Ergebnisse
- Schnelleres Wachstum:
Bäume, die aus bestehenden Wurzelsystemen sprießen, wachsen schneller und sind robuster als neu gepflanzte Setzlinge. Oft sind mit FMNR gezogene Bäume in zwei Jahren bis zu fünf Meter hoch. - Verbesserung der Böden:
Durch das schnellere Wachstum wird der Boden schneller mit organischem Material angereichert, was die Fruchtbarkeit verbessert und die Erosion reduziert.
5. Nachhaltigkeit und Anpassungsfähigkeit
- Resilienz gegen Klimawandel:
Die Bäume, die durch FMNR wiederhergestellt werden, sind – da sie ja im Boden bereits vorhanden sind – heimische Arten, die besser an die lokalen Bedingungen angepasst sind als neue Setzlinge. - Verbesserung von Lebensgrundlagen:
Wiederhergestellte Baum- und Buschlandschaften bieten Schatten, verbessern die Wasserspeicherung, was zu höheren Ernteerträgen führt. Außerdem liefern sie Brennholz, Futtermittel und Früchte und – durch Bienenzucht – auch Honig, was die Lebensbedingungen der Bauern deutlich verbessert.
Ich finde: Besser geht es nicht. Und eigentlich müsste die ganze Welt davon erfahren, dass es richtig gute, effektive Methoden gibt, um das Klima zu schützen und gleichzeitig das Leben vieler Menschen zu verbessern.
Das Projekt in Tansania kostet in etwa 7 Euro pro Person, der es hilft. Ich finde das ist extrem günstig: Für 7 Euro die Ernteerträge eines Dorfes zu vermehren, den Bewohnern zu helfen, mehr Zeit für produktive Tätigkeiten zu haben und „nebenbei“ die Zerstörung des Bodens zu stoppen und das Klima zu verbessern.
Wie du mitmachen kannst
Ich habe – gemeinsam mit World Vision – ein Projekt in der Region Arusha in Tansania imitiert, das 2023 begonnen hat und jetzt über einen Zeitraum von mehreren Jahren Bauern in der Region schult um ihr Dorf und die Umgebung wieder zu regenierieren.
Du kannst spenden.
Zum Beispiel immer, wenn du dir einen Adventskranz, Weihnachtsbaum oder Blumenstrauß kaufst, kannst du den gleichen Betrag dafür spenden, dass etwa 50.000 Menschen die Natur in ihrer Umgebung für immer regenerieren können. Wir haben (Stand Ende 2024) schon 200.000 Euro zusammen, es fehlen noch etwa 35.000, um das Projekt vollständig zu finanzieren.
Du kannst anderen davon erzählen
Viele Menschen sind angesichts der schlechten Nachrichten entmutigt und hoffnungslos. Wenn man FMNR überall da anwendet, wo es möglich ist, könnte man 50% des weltweiten CO2s einsparen – und das für unschlagbar geringe kosten: Herkömmliche Pflanzungen sind Hundert mal teurer.
- Motiviere Menschen, ebenfalls für das FMNR Projekt in Tansania zu spenden oder ein eigenes Projekt zu starten.
- Teile diesen Beitrag auf Social Media mit anderen
- Teile den Link zur Gratis-Biographie des Entwicklers der FMNR Methode, Tony Rinaudo.
- Besorge dir die gedruckte Kurz-Biographie von Tony Rinaudo (10 Stück 20 Euro) und verschenke sie.
Es ist einfach, die Welt wirklich zu verbessern. Mach mit. Und mach Hoffnung.
Mehr erfahren
Lies auch meine anderen Blogbeiträge zu dem Thema FMNR und unserem Projekt in Tansania.
Ein bisschen die Welt retten:
https://kerstinhack.de/besser-leben/eben-mal-die-welt-retten/
Tansania – aus wenig wird viel – Teil 1
https://kerstinhack.de/allgemein/tansania-aus-wenig-wird-viel-mit-fmnr-teil-1/
Tansania – aus wenig wird viel – Teil 2
https://kerstinhack.de/nachhaltigkeit-umwelt-und-klima/tansania-aus-wenig-wird-viel-mit-fmnr-teil-2/