Der wohl härteste Moment 2018: Autobahn Freiburg -Basel. Auf dem Weg zum Flughafen nach einer langen Reise – erst Teilnahme an einer Konferenz, dann habe ich selbst eine Woche lang über Vision und Berufung gelehrt.
Ich war erschöpft und sehnte mich nach Ruhe, Erholung, meinem Boot. Doch statt dessen kam die SMS:
Es gab eine Explosion auf Helges Boot. Er ist im Krankenhaus, aber nicht in Lebensgefahr.
Ein Anruf beim Besitzer der Bootsmanufaktur gab mir erste Infos: Es gab am Morgen eine Explosion -vermutlich Gas – auf Helges Boot. Das Boot ist Totalschaden. Helge hat Verbrennungen am Rücken, Haare sind verbrannt. Er wurde in eine Klinik gebracht. Mehr war erst einmal nicht zu erfahren.
Helges altes Boot ist tot
Zurück in Berlin sah ich den Schaden. Der obere Teil des 8 m langen Segelbootes war komplett weggesprengt worden, das Boot war gesunken und dann später von der Feuerwehr geborgen worden. Auf dem Boot war Helges ganzer Besitz – bis auf sein Cello und ein paar Kleinigkeiten, die glücklicherweise bei mir an Bord geblieben waren.
Betreten durfte ich es nicht, da die Polizei die Spurensicherung noch nicht abgeschlossen hatte. Aus Datenschutzgründen konnte mir auch niemand sagen, wo Helge verblieben war. Man denkt ja als Verletzter auf dem Weg ins Krankenhaus nicht unbedingt daran, Polizei und Sanitätern zu sagen: “Ich entbinde Sie vom Datenschutz. bitte sagen Sie meinen Freunden, wo ich bin…”
Ein Freund telefonierte alle Krankenhäuser ab und wurde am Ende fündig…am folgenden Tag besuchte ich Helge – die Bilder erspare ich euch – und brachte ihm ein Paar T-Shirts und eine Hose mit – seine eigene Kleidung war halb verbrannt und von der Polizei zur Spurensicherung mitgenommen worden.
Freunde helfen
Dann rollte eine Welle von Hilfe an. Helge war zwar haftpflichtversichert, aber nicht gegen Schaden am eigenen Boot. Und so halfen Freunde, wo sie konnten.
Die einen brachten Kleidung oder wuschen die Kleidung, die wir noch von Helges Boot retten konnten. Er bekam ein gebrauchtes Handy und einen gebrauchten Laptop
Andere halfen mir beim Ausräumen des Bootes und dem Sortieren der Sachen. Die Mischung aus Explosion und Wassereinbruch war heftig. Überall auf dem Boot war es glitschig – ich rutschte ständig auf verquollenem Kuskus aus – da wo ich noch stehen konnte. Viele der Bodenplatten waren ebenfalls explodiert. Es war ein Geschenk, dass so viele mithalfen.
Freunde helfen – ein neues Boot
Und am Ende legten Freunde zusammen für ein neues Boot. Das Geld kam zum Teil abenteuerlich zusammen: Eine Freundin hatte mehrere Tage beim Beten den Eindruck, sie sollte jemandem 1500 Euro schenken. Aber sie wusste nicht wem. Dann erhielt sie meine Mail mit der Nachricht von Helges Verlust. Und sie wusste: “Das Geld ist für ihn!” Was für ein Geschenk.
Das Boot ist in gutem Zustand, es fehlen noch ein paar Kleinigkeiten z.B. Isolierung – das ist im Winter hilfreich.
Wenn ihr da oder bei eventuell noch anstehenden Kosten für Bergung des Bootes mithelfen wollt, dass es leichter wird, würde ich mich riesig freuen. Ihr könnt auf das Konto überweisen, das ich speziell dafür eingerichtet habe (Es läuft auf meinen Namen): DE20 1008 0000 0479 8594 08
Laptop-Ständer und andere Aufträge fließen in Helges neues Boot
Helge hat mir einen Traum erfüllt und mir einen höhenverstellbaren Laptop-Ständer gebaut.
Der ist genial, weil ich nicht immer sitzen will. Er passt auf die Arbeitsplatte in der Küche, den Kaminofen (herrlich im Winter), den Schreibtisch.
Wenn ihr auch so ein tolles Stück haben wollt, sagt Bescheid.
Helge baut euch eines für 100 Euro + Materialkosten (Eiche ist teurer als Kiefer) + Versand.
Iphone oder iPad Ständer kosten nur 20 Euro. Alles Geld fließt in Helges neues Boot.
Das, was der wohl härteste Moment 2018 war ist im Rückblick immer noch hart. Der kauzige Helge, den ich in meinem Buch Leinen los beschrieben habe, ist über die Jahre zu einem echten Freund geworden. Da litt ich natürlich mit.
Doch zu erfahren, wie viele Menschen einen in notvollen Momenten zur Seite stehen hat Helge sehr berührt und mich auch. Und die Dankbarkeit dafür geht mit mir ins neue Jahr.