Für viele Autoren ist die Frage nach dem passenden Verlag die größte Herausforderung, vor der sie stehen. Manchmal liegt das am Autor selbst, der einfach im Gießkannenprinzip allen passenden und vielen nicht passenden Verlagen sein Opus anbietet.
Zu welchem Verlag passt mein Buch?
Als Verlegerin kann ich ein Lied davon singen. Da wurde uns beispielsweise ein Roman mit “depressiv-schizoider Tendenz” (ehrlich!) angeboten, außerdem jede Menge Gedichte, Lebensbilder, Kinderbücher, Sachbücher zum Erwerb von PC Kenntnissen für Senioren und vieles mehr – ungeachtet dessen, dass wir Derartiges gar nicht publizieren.
In den meisten Fällen hat man nicht den Eindruck, dass die Autoren sich auch nur zwei Minuten Gedanken darüber gemacht haben, an wen und für wen sie schreiben. Sie fragen eher: “Wie finde ich (irgend)einen Verlag?” statt: “Zu welchem Verlag passt mein Buch und wieso?”, was ich für die weit erfolgs- versprechendere Frage halte.
Verlag und Autor müssen zusammenpassen wie Handschuh und Hand. Ineinander greifen, einander ergänzen. Im besten Fall kann das eine Symbiose werden, die alle Seiten voranbringt – den Autor und Verlag und natürlich die Leser, die durch eine gelungene Kooperation gute Bücher erhalten. So ist das zumindest gedacht.
Risiko minimieren
Da ich als Verlegerin quasi einen Verlag an Bord habe, war die Frage, wo ich mein neues Buch publizieren will, schnell beantwortet. Das gute Leben passt gut zu uns – es greift ein Thema auf, zu dem wir schon publiziert haben – Titel von anderen Autoren und auch von mir. Und klar wählten wir Stil und Gestaltung so, dass es zu den anderen Titeln passt.
Als Autorin zugleich Verlegerin zu sein, ist nicht nur positiv. Es bedeutet auch, dass ich das komplette Risiko selbst trage:
- Das Zeit-Risiko – investiere ich meine Zeit an der richtigen Stelle?
- Das Kosten-Risiko für Grafik, Design, Druck usw.
Da mein Team und ich im Verlag eine finanziell sehr herausfordernde Zeit hinter uns hatten, entschied ich mich das Risiko durch Crowdfunding abzumildern. Ich schätze Crowdfunding sehr.
Für soziale Projekte ist es eine phantastische Plattform, um Gleichgesinnte zu finden und gemeinsam etwas zu ermöglichen. Ich habe z.B. das Geld für mehrere Hundert Obstbäume in Afghanistan per Crowdfunding zusammen bekommen. Und freue mich, dass jetzt viele Familien mehr zu Essen haben.
Ich mag Crowdfunding auch als Möglichkeit, um Produktideen zu testen. Wenn man da keine 100 Menschen für ein Projekt begeistern kann, wie soll man erwarten, später ein paar Tausend Käufer zu finden? Also entschied ich mich, dass ich über Crowdfunding wenigstens die Druckkosten sichergestellt haben wollte – das würde das Risiko minimieren, das mit Zeit, Grafik, Design für ein Projekt in dem Umfang nicht gerade klein war. Es hat geklappt.
Die Überraschung – ein zweiter Verlag
Als ich schon mitten im Schreiben war, fand der Verlagschef eines anderen Verlags die Idee, das Konzept und die Gestaltung so schön, dass er es auch seinen Kunden anbieten wollte. Ich sagte zu. Eine Partnerschaft von zwei Verlagen bietet immer die Möglichkeit, dass man zu zweit mehr Menschen erreicht, als ein Verlag allein.
Außerdem werden durch eine größere Auflage auch die Herstellungskosten pro Stück etwas niedriger. Auch gut. Und so kommt es, dass ich, ohne zu suchen einen Verlag gefunden habe und das Buch jetzt nicht nur bei Down to Earth, sondern auch bei SCM erscheinen wird. Auch schön.
Tipp für Autoren
Erfolgreiche Strategien, wie man bei der Verlagssuche zielgerichtet vorgeht und worauf es sonst noch beim Publizieren ankommt, beschreibt Profi Autorencoach Jörg Achim Zoll in dem Quadro Erfolgreich schreiben.