Oft sind es die Kleinigkeiten und Zufallsbegegnungen, die das Leben reich und besonders machen. In Berlin gibt es ja einige Ladenmanufakturen, wo vorne im Laden verkauft wird, was weiter hinten in der Manufaktur hergestellt wird: Bonbons, Schokolade, Kekse sogar Kleidung.
In eine dieser Manufakturen bin ich heute eher zufällig hineingestolpert, als ich nach einer kieferorthopädischen Behandlung beschloss, lieber zur S-Bahn zu laufen, als wie sonst die U-Bahn für eine Station zu nehmen.
Die Entdeckung: Amba-Seifenmanufaktur
Es roch bis vor die Tür nach köstlicher Seife, also ging ich in die Amba-Seifenmanufaktur, obwohl mein Bedarf an Seife aktuell gedeckt ist. Herr Rother, der Inhaber, passend zum Namen in roter Jacke gekleidet, begrüßte mich freundlich.
Ich fragte nach Haarseife, da ich es leid bin, Shampoo in Plastikbehältern zu kaufen. Die Idee feste Seife als Shampoo zu nutzen, finde ich reizvoll und meine Test-Seife ist bald verbraucht.
“Sie können mit jeder natürlichen Seife Ihre Haare waschen.” klärte er mich auf. Und ergänzte: “Es gibt nur ein Problem: Die in Seifen enthaltenen basischen Saponine, die man braucht, um den Schmutz vom Haar zu lösen, lösen auch Kalk aus dem Wasser. Der legt sich dann aufs Haar. Es wird spröde!”
Stimmt. Das hatte ich bei meinen Versuchen mit spezieller Haarseife auch schon bemerkt. Er wusste Abhilfe: “Das ist kein Problem. geben Sie zwei Teelöffel Apfelessig in eine Schüssel mit Wasser und gießen das über die Haare. Dann ist der Kalk weg.”
Dass man nicht nach Essig riecht, sobald die Haare trocken sind, weiß ich aus langjähriger Haushaltserfahrung. Essig riecht nur feucht nach Essig. “Und ja, was ich immer empfehle ist die Spitzen der Haare mit etwas Öl einzureiben, damit sie lange geschmeidig bleiben. Ich nehme Olivenöl, in das ich ätherische Öle gemischt habe.”
Da meine aktuelle Haarseife fast verbraucht ist, habe ich mir eine seiner Moorseifen gegönnt…und freue mich darauf.
Soziale Projekte: College Curries
An der Kasse entdeckte ich dann die CollegeCurries. Er erzählte begeistert: “Wir waren oft in Indien und einmal fragte eine Frau uns, ob wir ihr bei der Finanzierung des Studiums ihrer Tochter helfen würden. Wir wollten keine einseitigen Abhängigkeiten schaffen und haben gefragt, ob wir im Gegenzug dafür das Curry-Rezept ihrer Familie haben und in Deutschland vertreiben dürften. Das tun wir jetzt für zwei Studenten.
Auch wenn ich bisher noch nie indisch gekocht habe, gibt es jetzt eine Sorte College Curry in meinem Haushalt. Das musste einfach sein. Und das Wissen, damit grob geschätzt einen Tag Studium finanziert zu haben (die Semestergebühren liegen bei 1200 Euro) schenkt mir ein schönes Gefühl.
Ich liebe so was. Kleine, überschaubare Projekte, die Menschen direkt nutzen. So wie das Safran-Projekt oder die Obstbaumprojekte von Shelter in Afghanistan, die ich liebe und unterstütze. Oder die Mini-Kampagne für die Frauen-Sportgruppe im Flüchtlingslager Moria in Lesbos, die ich gestartet habe.
Die Begegnung mit Herrn Rother und seiner Amba-Seifenmanufaktur hat mir wieder einmal gezeigt: Es lohnt sich, ausgetretene Wege zu verlassen. Reisen und sich auf Entdeckungen zu begeben kann man auch zu Hause. Mitten im Alltag findet man so das kleine Glück.