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Nachmachen erlaubt. Lerne von außergewöhnlichen Menschen.

Vorbilder

Menschen, die zeigen, wie man leben kann

Keiner ist unnütz, er kann immer noch als schlechtes Vorbild dienen. —Paul Breitner

■ Menschen lernen von anderen Menschen. Wenn die Mutti den Mund weit aufreißt, macht das Baby es nach – dafür sorgen die Spiegelneuronen. Das ist wunderbar. Solange es gut geht. Und es glückliche und wohltuende Menschen sind, von denen wir inspiriert werden und die wir imitieren.

Es ist wunderbar, wenn die prägenden Menschen im Leben – Eltern, Lehrer, Jugendleiter – voller Liebe, Achtung und Wertschätzung waren. Menschen, die warmherzig, mutig und voller Tatendrang waren und zuversichtlich das Leben anpackten. Wenn man von solchen Menschen geprägt wird, fällt es einem leichter, kraftvoll durchs Leben zu gehen. Wer das Glück hatte, von solchen Vorbildern geprägt worden zu sein, kann dankbar sein.

Schlechte Vorbilder

Schwieriger wird es, wenn wir von Menschen geprägt werden, die selbst ein Stück am Leben vorbei lebten. Das kann unfreiwillig geschehen. Man kann sich seine Eltern nicht aussuchen. Und manchmal erwischt man es nicht gerade glücklich. Oder man erlebt Lehrer und Kollegen, die verunsichert, innerlich kalt, voller Neid und alles andere als wertschätzend sind.

Vielleicht haben diese Menschen selbst Traumatisches erlebt – wie etwa die Generation, die den zweiten Weltkrieg und Flucht und Vertreibung erfahren hat. Oder sie stammen aus der Kriegskinder-Generation, die ihre Väter nicht kennt oder nur Eltern erlebt hat, die sich ums Überleben mühen.

Es muss gar nicht so dramatisch sein. Jede schwierige Erfahrung kann dazu führen, dass man innerlich dicht macht, Abwehrmechanismen entwickelt und Emotionen nicht mehr richtig an sich heranlassen und ausdrücken kann. Darunter leiden dann die Kinder. Oft ohne es zu wissen. Sie kennen es ja nicht anders. Ihnen fehlt ein Vorbild, das zeigt, wie man ausgeglichen leben kann.

Ohne gute Vorbilder fällt es schwerer, erfolgreiche Wege zu finden, das Leben zu meistern. Auch wenn man sich hundertmal gesagt hat: »Ich will nie so werden wie meine Mutter oder mein Vater!«, wird man es am Ende doch. Schließlich hat man ihr Verhalten jahrelang vor Augen gehabt und ist davon geprägt worden.

Vorbilder suchen

Wenn die eigenen Eltern als Vorbild nur begrenzt geeignet sind, kann man woanders suchen.

Erich Kästner erlebte die Nazizeit. Er sah, wie viele seiner Mitmenschen angesichts der massiven Einschüchterung durch die Nazis eigene Werte und Maßstäbe verleugneten. Ihn beeindruckten die Menschen, die in dieser Situation Zivilcourage bewiesen.

Er sagte einmal: »Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei (…) um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.«

Vorbilder entdeckt man, wenn man nach ihnen sucht.

Hierbei ist wichtig: Kein Vorbild kann alles abdecken.

Als Unternehmerin und Autorin brauche ich andere Vorbilder als für mein privates Leben. Beruflich suche ich nach Vorbildern, die erfolgreich neue Dinge begonnen haben – und möchte von ihnen lernen, wie sie es gemacht haben. Wenn sich die Möglichkeit bietet, frage ich sie, was zu ihrem Erfolg beigetragen hat.

Eines meiner großen Vorbilder ist Coco Chanel. Sie hat – aus ärmsten Verhältnissen kommend – zielstrebig und strategisch ein Unternehmen aufgebaut, das bis heute besteht. Ich kann viel von ihr lernen, wie man Schritt für Schritt ein Unternehmen entwickelt. Ihr Privatleben mit vielen wechselnden Beziehungen hingegen ist für mich kein Vorbild.

Privat suche ich eher nach Menschen, die Gelassenheit, Lebensfreude und inspirierende Spiritualität ausstrahlen und fröhliche Beziehungen leben. Bei ihnen möchte ich das Geheimnis ihrer Lebensqualität entdecken. Einige von ihnen habe ich glücklicherweise in meinem Umfeld, andere entdecke ich durch Biographien – fast immer habe ich die Biographie eines interessanten Menschen neben meinem Bett liegen.

Deine Vorbilder finden

Bei der Suche nach Vorbildern kannst du zunächst überlegen, wofür genau du dir diese wünschst.

Was für ein Mensch möchtest du selbst gern werden?

In welchen Bereichen kommst du an Grenzen und wünschst dir Erweiterung?

Was fällt dir schwer? In welche Muster fällst du immer wieder zurück?

Hast du darauf eine Antwort, kannst du weiter überlegen:

Was sollte stattdessen in meinem Leben zu sehen sein?

Mehr Mut und Zuversicht?

Mehr Gelassenheit?…

Wenn du genau weißt, was du möchtest, kannst du konkret suchen. Frage dabei:

Wer könnte mir ein Vorbild sein?

Welche Menschen strahlen das aus, was ich entwickeln will?

Wo und wie kann ich von ihnen lernen?

Mit wem könnte ich mehr Zeit verbringen, damit etwas von ihm auf mich abfärbt?

Hier ist es, wie gesagt, wichtig, realistische Erwartungen zu haben. Kein Mensch kann Vorbild für alles sein. Wer das erwartet, wird unweigerlich enttäuscht.

Ich empfehle dir, dir gegebenenfalls verschiedene Vorbilder und Lebensbegleiter zu suchen. Die einen für das persönliche Leben, die anderen für den Beruf, die nächsten für Partnerschaft und Familie und vielleicht noch jemanden für Spiritualität. Wenn du Menschen findest, die gerne als Mentoren in dich investieren ist das wunderbar. Wenn nicht, lohnt sich sicher auch die Investition in einen professionellen Begleiter z. B. Coach oder Seelsorger.

Es kann sein, dass diese Menschen nur für eine bestimmte Zeit als Vorbilder und Begleiter passend sind. Wenn man irgendwann spürt, dass es nicht mehr passt, kann man sich über die eigene Entwicklung freuen. Und sich neu auf die Suche machen.

Selbst Vorbild werden

Vorbild ist man immer da, wo man etwas tut oder kann, was einem anderen noch Probleme bereitet.

Menschen, die nie Probleme hatten, eignen sich weniger gut als Vorbilder. Was soll man denn von ihnen lernen?

Für mich ist Barack Obama in so manchem ein Vorbild. Es beeindruckt mich, dass er seine Karriere als gutbezahlter Jurist aufgab, um in Chicagos Slumgebieten für soziale Veränderung zu sorgen. Er wollte sich für Verbesserung der Umstände einsetzen und ließ sich das etwas kosten. Darin ist er Vorbild für mich.

Vorbild wird man auch, indem man Schwierigkeiten überwindet. Der Psychotherapeut Viktor Frankl hat viele seiner Überzeugungen an einem der schwierigsten Orte der Welt entwickelt und auf ihre Tauglichkeit getestet: in einem Konzentrationslager in der Nazizeit.

So heftig muss es bei dir nicht sein. Aber du kannst dich bei jeder Schwierigkeit, die du überwindest, mit folgendem Gedanken trösten: Ich löse das Problem nicht nur für mich selbst. Wenn ich einen guten Weg gefunden habe, dann kann ich damit auch andere bereichern.

Das geht natürlich nur, wenn du auch Zeit und Raum dafür schaffst. Ich will gern anderen Menschen etwas von dem vermitteln, was ich selbst gelernt habe. Das mache ich durch meinen Blog, meine Bücher und Artikel. Aber auch durch persönliche Gespräche. Zu meinen Lebensgrundsätzen gehört: »Für eine Tasse Tee ist immer Zeit.«

Klar habe ich auch jede Menge Arbeit. Doch wenn ein Mensch, der mir nahesteht, Rat und Hilfe braucht, will ich dafür immer Raum schaffen. Ein paar Minuten sind jederzeit möglich. Wenn es hilft – wunderbar.

Wenn nicht, war der Tee wenigstens wohltuend. ■

Tipp:

Nimm dir gleich jetzt Zeit, um zu überlegen:

In welchem Bereich suche ich ein Vorbild oder einen Begleiter?

In welchem Bereich könnte ich für andere Vorbild oder Begleiter sein?

Buchtipp:

Die Weltveränderer-Serie stellt kurz und kompakt Menschen vor, die in der Welt etwas bewegt haben.

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