Gut gemacht
Schon länger her, bei einer Tagung für etwa 120 Frauen kamen mindestens 50 % der Frauen auf mich zu und teilten mir mit, wie viel Inspiration und Hilfe sie durch meine Vorträge erhalten haben. Ich fand das ausgesprochen schön und habe das warme Feedback sehr genossen.
Auf gewisse Weise wäre es dennoch nicht nötig gewesen. Ich habe selbst gespürt, dass ich in diesen Tagen besonders lebendig und frei gesprochen habe, die Zuschauer gut mit mir in Resonanz gingen.
Ich habe es – im Rahmen meiner Möglichkeiten – wirklich gut gemacht. Und manchmal sage ich mir das auch selbst.
Zu dem Menschen nett zu sein, der einem täglich aus dem Spiegel anschaut, ist eine Kunst. Man kann sie lernen.
Du musst einfach nur …
Immer wieder höre ich die Menschen sowas Ähnliches wie: „Du musst dich nur selbst annehmen!“zueinander sagen.
Ich mag diese Aufforderung so gar nicht, denn es suggeriert so viel wie: „Du machst es falsch. Du musst dich nur annehmen.“
Das ist doch das Gegenteil von Annahme. Oder? Also ich denke, wenn das mit der Annahme so einfach wäre, hätte der betreffende Mensch das schon längst getan. Deshalb möchte ich hier ein paar Gedanken teilen, die bei diesem Prozess helfen können.
Sich selbst danken
Fast jeder Mensch bejaht, dass man mit Menschen freundlich, achtsam und wertschätzend umgehen sollte. Doch im Leben vieler Menschen gibt es einen Menschen, den sie ständig schlecht behandeln.
Sie schimpfen mit ihm, meckern wegen jeder Kleinigkeit, klagen ihn dauernd an: »Wie konntest du nur so blöd sein!?« Anerkennung erhält er fast nie. Sie behandeln ihn wie den letzten Dreck. Dieser Mensch sind sie selbst. Wenn sie mit ihren Freunden so umgehen würden, wie mit sich selbst, hätten sie kaum Freunde.
Viele Menschen erwarten von anderen Menschen Wertschätzung und sind enttäuscht, wenn sie diese nicht erhalten. Sie hoffen durch Komplimente anderer die innere Sehnsucht nach Anerkennung zu stillen – doch das gelingt meistens nicht. Es ist sogar meist so, dass man die Wertschätzung anderer nur dann wirklich an- und aufnehmen kann, wenn man sich selbst schätzt.
Selbstannahme heißt, grundsätzlich anzuerkennen, dass wir alle ein Gemisch sind. Wir haben Talente und Bereiche, in denen wir uns schwertun. Unser Leben ist eine Mischung aus wunderbaren und schrecklichen Erfahrungen – und sehr vielen Aspekten dazwischen. Es gibt manches, das man annehmen muss, so wie es ist. Und vieles, wofür man dankbar sein kann und darf.
Ein Weg zu mehr Freundlichkeit mit sich im Alltag kann sein, sich selbst in inneren Dialogen weniger zu beschimpfen. Bei Fehlern und Pannen etwas nachsichtiger und sanfter mit sich zu sein. Und sich stattdessen öfter mal Anerkennung auszusprechen. Einfach mal sagen, wie man es einem Kollegen oder Freund gegenüber tun würde: „Das hast du gut gemacht!“
Ich habe das von Gott gelernt, nach dessen Bild ich geschaffen bin. Am Ende eines jeden Schöpfungstages legte Gott eine Pause ein. Er blickte auf das, was er geschaffen hatte und sagte: »Das war gut!« Er bewertet sich selbst und kommt zu einem positiven Ergebnis.
Die Bestnote »sehr gut« vergibt er übrigens erst, nachdem er Mann und Frau geschaffen hat – welche Wertschätzung für uns Menschen! Und auch ein Grund für Dankbarkeit.
So wie Gott können wir auf Arbeitsabschnitte, Begegnungen oder Herausforderungen zurücksehen und dankbar anerkennen: Das war gut, was ich gemacht habe.
Entdecke, was du schon an dir magst
Mir ist noch niemand begegnet, der sich zu 100 % ablehnt. Die meisten Menschen erleben eine Mischung: Da gibt es Sachen, die sie an sich mögen, andere Aspekte, die akzeptabel sind, und einige Bereiche, mit denen sie sich schwertun.
Mir hat Gott wunderschöne Augen geschenkt – grüngrau und geheimnisvoll. Die mag ich. Wie jeder Mensch habe ich auch Ohren – eines davon liegt an, das andere steht ab. Das mag vielleicht originell sein – schön finde ich es nicht. Die Versuche meiner Mutter, es mit Pflaster festzukleben, haben auch nichts genützt. Bei meinen Ohren war innere Arbeit nötig, um „ja“ zu sagen.
Du hast sicher Bereiche, die einzigartig und einmalig sind und die du magst: (Teile des) Aussehens, Talente, liebe Menschen, spannende Erfahrungen. Du kannst einiges, was nicht jeder kann, und hast Möglichkeiten, die nicht allen Menschen offenstehen.
Entlarve „Ich bin gut, wenn…“- Sätze
Eltern vermitteln ihren Kindern oft unbewusst Botschaften wie: „Du bist gut, wenn du brav deinen Teller leerisst!“ „Du bist lieb und geliebt, wenn du artig und still bist!“ Anders formuliert: „Wenn du dich so verhältst, wie ich es dir sage, dann nehme ich dich an.“ Weil jeder Mensch das Bedürfnis hat, angenommen zu sein, beugt er sich diesen Sätzen, ohne sie zu hinterfragen. Oft ein Leben lang. Viele Frauen spielen selbst noch als Erwachsene die Rolle des lieben Mädchens: Sie machen alles für alle anderen – und treten kaum für sich selbst ein. Wenn sie eigene Interessen zeigen und souverän als erwachsene Frau agieren, fühlen sie sich schlecht. Sie haben noch immer Angst vor Ablehnung – so tief sitzen die alten Sätze „Du bist nur gut, wenn…“
Hier habe ich zwei Strategien, die helfen können:
1.Grundsätzliche Annahme
Überlege, aus welchen Aspekten dein Leben besteht und wie sie dich geprägt haben: dein Körper und Aussehen, deine Herkunftsfamilie, deine Geschichte, deine Bildung, dein Heimatland, deine Stadt oder Region, deine Freunde. Schau dir die einzelnen Bereiche genau an – und bejahe bewusst: Ja, das ist mein Leben.
2. Selbstbeobachtung
Höre dir mal einen Tag lang bewusst bei deinen inneren Dialogen zu. Wie redest du mit dir selbst? Welche inneren Gedanken und Sätze denkst du? Beschimpfst du dich häufig selbst oder bist du in deinen inneren Dialogen eher neutral und verständnisvoll, oder eher positiv und wertschätzend oder entschuldigend? Überlege, ob du deine gegenwärtige Praxis beibehalten oder verändern willst.
Barmherzigkeit könnte dir richtig gut tun.
Und ganz logisch: Ich habe ein paar Ideen, wie du Barmherzigkeit und Akzeptanz lernen kannst.
Unser Angebot für Selbstannahme auf Down-to-Earth
Bitte, sei nicht zu streng mit dir selbst, denn
- Du brauchst (und kannst) nicht alles richtig machen …
- Du darfst auch mal überfordert sein …
- Du darfst dir Hilfe und Unterstützung holen, gerne auch bei mir in einem 1:1 Coaching
Das Swing-Konzept der 8+1 Lebenselemente
Ich habe im Blogbeitrag das PLUS 1 “Glauben und Vertrauen” der 8+1 Lebenselemente des Swing–Konzepts beschrieben. Alle 8+1 brauchst du für ein starkes und ausgewogenes Leben. Wenn eines oder mehrere Lebenselemente auf Dauer zu kurz kommen, verliert unser Leben Kraft und Freude. Deshalb ist es wichtig, darauf zu achten, dass kein Bereich dauerhaft vernachlässigt wird.
Im Online Kurs “Swing” lernst du die 8 Elemente kennen, sie Schritt für Schritt in dein Leben zu integrieren und dein Leben ganzheitlicher zu meistern.
*Dieser Blogartikel ist eine Mischung aus Inhalten meines Onlinekursus DAN und einem zuerst erschienen Artikel in der Zeitschrift Joyce 03/2013. www.joycenet.de. Mit freundlicher Genehmigung.