Gideon sprach zu dem Engel des HERRN: Ist der HERR mit uns, warum ist uns dann das alles widerfahren? Richter 6,13
Das war mein täglicher Bibeltext aus den Losungen. Und er traf voll meine Stimmung. Eher Blues. Der Tag heute war bisher der schwierigste Tag hier. Mitten in der Nacht vom Handy aufgeweckt worden, habe dann wirres Zeug geträumt statt die himmlischen Offenbarungen, nach denen ich mich sehne. Verspannter, blockierter Rücken, starke Rücken- und Kopfschmerzen… alles kein Vergnügen.
In der Stille bin ich auch nicht gut zur Ruhe gekommen. Klar ist Gott da, aber ich sehne mich danach, ihn mehr persönlich zu mir reden zu hören – nicht nur für andere. Letzteres fällt mir relativ leicht. Warum auch immer.
Dann hab ich für Thea (Name geändert) gebetet, der es nicht gut ging. Gestern hatte sie mir von Magenproblemen erzählt. Ich hab für sie gebetet. Danach ging es ihr etwas besser, am Abend dann richtig schlecht. Na klasse! Als ich sie heute sah, offensichtlich schwach und mit stark aufgeblähten Bauch, tat sie mir so leid. Und ich war ich einfach nur frustriert. Ich würde so gern sagen „Im Namen Jesu gebiete ich der Krankheit zu gehen!“ So wie Aliss und andere es tun. Die beten selten für Heilung. Sie agieren eher aus der Autorität Jesu, in der sie sich stehen sehen. Und dann würde ich so gern erleben, wie es ihr gleich viel besser oder ganz gut geht. Aber so war es leider nicht. Ihr ging es nach dem Gebet keinen Deut besser. Ich war so frustriert.
Als ich im Bus auf dem Weg nach Chester war, fing ich an zu weinen. Und den ganzen Nachmittag habe ich immer wieder geweint, wenn ich daran dachte, dass meine eigenen Gebete für die Heilung der Folgen mehrere Unfälle, die unter anderem Rückenschmerzen auslösen, bisher nicht erhört wurden . Und wenn ich daran dachte, wie sehr ich mich danach sehne, Menschen in der Kraft Gottes Heilung bringen zu können. Auf der Konferenz habe ich in drei Fällen deutliche Befreiung von okkulter Belastung auf Gebet hin gesehen – das war beeindruckend und wunderbar. Ich bekam aber keine sichtbare Heilung mit. Immerhin: Meine chronischen Kieferschmerzen haben nach einem Gebet stark abgenommen.
In Chester ging ich erst mal in die Kathedrale, weil eine unserer Aufgaben hier war, über uns als Tempel nachzudenken. Ich fand es inspirierend und tröstlich, dass dieser Ort nicht an einem einzigen Tag gebaut wurde, sondern über Jahrhunderte. Es gab innerhalb der Kathedrale einen Lesesaal, wo im früheren Kloster die Ordensregeln des Hl. Benedikt vorgelesen wurden. Und sogar einen Gerichtssaal. Daneben Orte fürs Gebet, Gedenktafeln zur Erinnerung an Menschen, die man verloren hat, Raum für Abendmahl, gemeinsames Gebet, den wunderschönen stillen Garten in der Mitte- umgeben vom Kreuzgang. Ich dachte: in meinem inneren Tempel gibt es auch verschiedene Orte. Manche sind gut ausgebaut. Andere noch im Werden. Mich hat die Zeit in der Kathedrale in Bezug auf meine eigenen Herausforderungen in der Stille getröstet. Die Kathedrale wurde nicht an einem Tag gebaut…
Ich ging dann in ein Café, las meine Mails. Eine war von jemandem, mit dem ich nur ein oder zwei Mal im Jahr Kontakt habe. Er schrieb:
„Hallo Kerstin,
reichen Segen für deine Praktikumszeit für Heilung.
Finde ich sehr gut deine Investition an Zeit und Glauben.
Ich denke, wenn wir kapieren, was Jesu Auferstehung wirklich
bedeutet und unser Erbe in IHM als Töchter und Söhne ergreifen,
dann leben und agieren wir aus einem anderen Bewußtsein.“
Gott wusste, dass ich genau an diesem Tag Ermutigung brauche. Es hat mich total berührt, dass sie gerade heute, wo ich einen richtigen Durchhänger habe, kam.
Im Café las ich dann das Kapitel über Heilung aus dem Buch von Aliss Cresswell. Und weinte immer und immer wieder, weil ich so müde vom jahrelangen Kämpfen und den bisher so wenigen Erfolgen bin. All der Schmerz der letzten Jahrzehnt – für manches etwa für Heilung von den Unfallfolgen – bete ich schon seit über dreißig Jahren – hat sich heute einen Weg an die Oberfläche gebahnt.
Aliss selbst hat zwölf (!) Jahre lang gebetet und zum Teil auch dafür gefastet, dass Gott sie im Bereich Heilung gebraucht. In dieser Zeit hat sie gerade mal zwei oder drei Heilungen als Antwort auf ihr Gebet miterlebt. Sie war oft frustriert. Dann auf einmal geschahen so viele Heilungen, dass sie kaum mit dem Aufschreiben hinterher kam. Und die Heilungen geschahen nicht nur durch sie. Sondern auch durch viele andere.
Manchmal beneiden wir Menschen, die so etwas erleben. Die Bibel spricht davon, dass wir nicht begehren sollen, was andere haben – egal ob es sich dabei um materielle oder emotionale „Besitztümer“ handelt oder auch geistliche Gaben. Du sollst nicht begehren, deines Nächsten Haus, seine Frau usw. sagen die zehn Gebote klar. Aber Gottes Wort ermutigt uns, für das zu bitten, was wir brauchen. Und fordert uns sogar auf, uns nach geistlichen Gaben intensiv auszustrecken, sie leidenschaftlich zu begehren.
Ich hab heute in mein Notizbuch geschrieben, wie ich reagieren will, wenn ich einen anderen Menschen sehe, der etwas hat, was ich auch gern hätte – egal ob es sich um etwas geistliches, eine Beziehung oder etwas Materielles handelt.
- Gott mein Vertrauen aussprechen, dass er mein Versorger ist
- Den anderen Menschen segnen
- Gott um das bitten, was ich für mich haben möchte.
- Gott fragen, was für ein Preisschild an der Sache hängt, was es mich kosten wird.
- Gott bitten, mir den nächsten Schritt zu zeigen.
Ach…im Café hab ich noch für ein neugeborenes Kind gebetet – die Eltern haben sich sehr gefreut. Auf dem Heimweg kam ich auf einer Brücke mit einer jungen Frau ins Gespräch. Ich hatte das Empfinden, dass Gott ihr sagt, dass sie eine wunderbare Mischung aus dem ist, was Gott in sie hineingelegt hat und was sie daraus gemacht hat. Es stellte sich heraus, dass sie Christin ist. Und wir haben uns noch eine Weile über Verschiedenes unterhalten. Man kann Menschen tatsächlich ermutigen, selbst wenn man selbst gerade „down“ ist.
Und keine Frage: Ich gehe weiter. In dem Lied „Pioneer“ (Pionier) von Rick Pino heißt es – irgendjemand muss die Straße für die bauen, die nach ihm kommen. Und er ermutigt: Geh weiter, geh´durch deine Angst durch und gehe weiter! Okay!
Liebe Kerstin,
ich hab gerade Deine Berichte aus England gelesen und war einfach nur berührt, fasziniert und begeistert. Ich finde es klasse und bewundernswert, daß Du Dich auf dieses Wagnis einlässt, daß Du Dich aufgemacht hast Gottes Stimme klarer zu hören, geistlich zu wachsen und Du es Dir tief im Herzen wünscht, mit Gott Übernatürliches zu erleben.
Ich bin gespannt auf Deine nächsten Berichte.
Ich selbst bin grad auch auf dem Weg mutiger zu werden, Impulsen die mir Gott schenkt nachzugehen, auch mal mutig etwas weiter zu geben und bin auch total gespannt wo das hinführt und wünsch mir einfach auch, daß die großartigen Verheißungen, die uns Jesus gegeben hat bei mir bzw. durch mich in meiner Welt real werden. Heilt die Kranken, es klingt so einfach und ist doch so schwer. Und warum, bei mir hat es sicherlich in erster Linie mit Menschenfurcht zu tun, mit Angst, es könnte nichts passieren. Das möchte ich überwinden und mir meinen Stand in Christus jeden neuen Tag und in jedem Augenblick bewusst werden und aus dieser tiefen Gewissheit, daß ich die selben Wunder tun kann, handeln.
Ganz lieben Dank, daß Du mich und viele andere an Deinen Gedanken,Erlebnissen, Erfahrungen, an Deinen Gefühlen und Emotionen teilhaben lässt und mich inspirierst ebenfalls dran zu bleiben und mutig Dinge anzugehen, etwas zu wagen, auch wenn´s nicht immer zum gewünschten Erfolg führt.
Gott hast Dich so wunderbar gemacht, vielseitig begabt und schon an so vielen Stellen und im Leben von so vielen Menschen zum Segen werden lassen, möge er Dich in England weiter überreich beschenken und Dich auf Deinem Weg im Wachstum hinein in das Übernatürliche schnell voran bringen und Großes erleben lassen.
Wer weiß, vielleicht wirst Du das, was Du in England lernst, selbst mal in Deutschland Menschen näher bringen – in Dir steckt so viel Potential, ich kann mir gut vorstellen, daß Dich Gott in diesem Bereich irgendwann gebrauchen möchte.
Sei ganz reich gesegnet !
Ganz liebe Grüße
Anette
DANKE für deine super lieben Worte und deine Ermutigung… und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich WENN ich Sachen kapiere und lerne, sie dann auch weitergeben werde. Ich kann gar nicht anders… von daher bin ich Mega-dankbar für alle Gebete für mich in dieser Zeit, dass ich nicht steckenbleibe, sondern durchkomme zu dem, was Jesus mir schenken will…
Dir Wünsche ich , dass du Menschenfurcht durch fröhliches Lachen ersetzt…wenn´s schief geht, geht meistens die Welt nicht unter… man hat nur einen Fehler gemacht…oder Gott ist NOCH NICHT fertig mit seiner Arbeit… ich hab keine Ahnung, warum es manchmal nicht klappt…aber ich weiß…es klappt immer öfter je öfter man es manchmal versucht…in diesem Sinn dir auch viel Erfolg! Und Freude beim Lernen!