Meine Zeit in Südafrika war zu reich und vielfältig, um sie mal kurz zu beschreiben….und Reiseberichte im Stil von “erst war ich da, dann war ich dort” langweilen ohnehin. Deshalb will ich es bei einigen Impressionen belassen.
Landschaft – Sowohl die ursprüngliche Natur als auch die Kulturlandschaften – wie etwa die herrlichen Weingärten – sind traumhaft. An fast jeder Ecke bleibt einem der Mund offen stehen, weil es einfach so schön ist. Und Tiere, die man nur aus dem Zoo kennt, wie Paviane oder Brillenpinguine aus nächster Nähe zu sehen, hat schon was!
Lebensweise – Von Apartheid ist – zumindest oberflächlich nichts zu spüren. An Arbeitsstellen arbeiten Menschen der unterschiedlichsten Hautfarben offensichtlich entspannt zusammen. Bei einer Geburtstagsfeier, bei der ich war, waren die Gäste bunt gemischt…von hellpink bis tiefschwarz – vor zwanzig Jahren noch wäre eine Feier in der Zusammensetzung unmöglich gewesen. Mich hat das sehr berührt…auch weil ich in verschiedenen Museen einiges über die Geschichte der Sklaverei am Kap und der Apartheid gelesen habe – wie menschenverachtend schrecklich. Berührend war, dass ein Gefangener, der uns durch das Gefängnis auf Robben Island führte, besonders uns Europäern dafür dankte, dass wir durch unseren Boykott und unsere Proteste dazu beigetragen haben, dass dieses unmenschliche System zerbrach.
Glaube – Glaube scheint im Alltag viel präsenter zu sein. Ich habe in einem von Christen geführten Gästehaus gewohnt, aber auch auf der Straße Glaubensgespräche gehört oder einen Auskunftsbeamten bei der Bahn gesehen, der in der Wartezeit, als er gerade keine Kunden bediente, in der Bibel las.
Armut und Reichtum: Südafrika ist in vieler Hinsicht ein reiches Land. Es gibt dort – wie in vielen Ländern – Menschen, die sehr reich sind. Und andere, die sehr arm sind. Bettler sah ich in unserer Region überwiegend Abends…was dazu geführt hat, dass ich Einkäufe im Supermarkt wie alle anderen lieber Tagsüber erledigt habe. Ich war in einer Township in einem Kinderheim, das hierzulande von den Behörden sofort geschlossen werden würde (viel zu wenig Platz) – aber dort werden 55 Kinder ernährt und betreut, die zum Teil als Säuglinge aus Mülltonnen aufgesammelt wurden. In ganz Afrika gibt es nur vier Kinderkliniken….ich bin dankbar für den Reichtum, den wir hierzulande haben…aber auch die Verantwortung…
Sicherheit: Viele Menschen werden kreativ, um ihren Lebensunterhalt aufzubessern: Am Strand gingen die einen fischen oder gruben Muscheln (lecker!) aus, andere suchten mit dem Metalldetektor nach Münzen und Ringen, bauten aus Algen Schofförs und wieder andere sammelten Muschelschalen zum Verkauf ein. Die einen werden kreativ, die anderen kriminell. Einbrüche sind hier keine Seltenheit. Meiner Hostel-Nachbarin wurde ihr Iphone gestohlen, das sie neben sich liegen hatte…der Täter war einfach blitzschnell….und ihre Flip Flops wurden gestohlen, als sie schwimmen ging…und eines Nachts versuchte ein Mann auf die Terrasse des Hostels zu klettern…von der unsere Zimmer abgingen – durch die Schreie eines Nachbarn alarmiert, verschwand er wieder – Gott sei Dank. Die Südafrikaner geben jedes Jahr mehr für Sicherheit aus, als sie durch den Tourismus einnehmen. Ein riesiges Problem. Und eine Einschränkung der Lebensfreiheit. Nach Dämmerung geht niemand mehr allein auf die Straße – selbst Fahrten mit dem Auto versucht man nachts zu vermeiden. Ich habe das als ungemeine Einschränkung der Lebensqualität und Freiheit empfunden.
Für mich war es eine ungemein reiche Zeit. Täglich lange Spaziergänge am Strand, lange Zeit zum Nachdenken und Beten, warme, herzliche, großzügige Menschen….herrliche Ausflüge und die wunderbare Natur und das meist traumhafte Wetter – haben das zu einer wunderbaren Zeit für mich gemacht für die ich sehr dankbar bin.
liebe Kerstin,
danke für deine eindrücke aus SA. (warst du eben erst da?)
ich war 2006 für einige wochen dort und mich hat die lebensfreude der südafrikaer, selbst im manchmal harten alltag, auch sehr angesteckt.
klar, die gefahren in – für uns alltäglichen situationen – sind erstmal gewöhnungsbedürftig, aber die wunderschöne natur macht dafür vieles wett: wale so nahe zu erleben, dutzende elefanten an den wasserlöchern, riesenschildkröten mitten am highway…
ich hoffe, du kannst noch lange von den eindrücken deiner reise zehren. ich selbst denke oft an meine reise nach südafrika zurück..die stille, den “circle of life”, der dort in der tierwelt so eindrucksvoll mitzuerleben ist..und bin dann besonders dankbar für Gottes schöpfung…
alles liebe,
petra